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Adventsverkehr in KölnSo erleben Kadetten an Weihnachten den Trubel auf den Straßen

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Viel zu tun haben die Kadetten im Weihnachtsverkehr.

Viel zu tun haben die Kadetten im Weihnachtsverkehr.

Jeden Samstag vor Weihnachten droht das Verkehrschaos. Wir haben Kadetten begleitet.

Die Adventszeit. Einst stand sie für Besinnlichkeit, heute für überfüllte Innenstädte und Terminstress vor den Feiertagen. Für Leith Taha bedeutet es vor allem: regelmäßige Großeinsätze. „Wir sorgen dafür, dass der Verkehr nicht zum Erliegen kommt“, erzählt der 22-Jährige. Dafür stellen er und seine Kollegen von den Kölner Verkehrskadetten sich an den Adventssamstagen an den Verkehrsknotenpunkten auf, die die meisten Kölner meiden. Dort regeln sie den Verkehrsfluss unabhängig von Ampelschaltungen, halten Kreuzungen frei und verhindern die Zufahrt in bereits gefüllte Tiefgaragen.

Am dritten Adventssamstag gehört Taha zur Einsatzleitung und fährt die Stationen ab. An der Rheinuferstraße in der Innenstadt ist der erste Stopp. „Das ist ein knackiger Ort und immer für eine Überraschung gut“, sagt Taha. Die Abbiegespur in die Trankgasse ist gesperrt, der Verkehr in der schon überfüllten Innenstadt soll entlastet werden. Es staut sich auf der Rheinuferstraße und im Rheinufertunnel. In kurzen Zeitabschnitten bleiben Autofahrer immer wieder stehen und versuchen, trotz Absperrung, in die Straße einzufahren.

Köln: Kadetten sorgen im Adventsverkehr für Ordnung auf den Straßen

Mithilfe von Trillerpfeifen, klaren Handzeichen und Geduld sorgen die Kadetten für Ordnung. „Das Gros der Leute ist genervt, aber selten unfreundlich. Erst abends wird es aggressiver und stumpfer“, berichtet Taha. Um entsprechende Situationen entschärfen zu können, gehört das Training von kommunikativer Deeskalation zur Ausbildung.

Samstagsnachmittags im Kölner Adventsverkehr.

Da geht es lang: Samstagsnachmittags im Kölner Adventsverkehr

Ein Fahrer stoppt und wedelt mit seinem Personalausweis. Nach einem Gespräch ist das Problem geklärt, der Mann war ein Anwohner. „Manchmal versuchen Leute das Gleiche, obwohl sie gar keine Anwohner sind.“ Insgesamt elf Kadetten sind an diesem Samstag ab dem Vormittag im Einsatz. Alle sind ehrenamtlich tätig.

Zur Unterstützung werden an den Adventswochenenden Freiwillige aus anderen Städten herangezogen. An diesem Tag kommen zwei Kräfte aus Bielefeld dazu. „Es ist schon etwas stressiger, alles ist etwas größer als bei uns“, erzählt Florian Wibbe. Der 25-jährige Bielefelder hat sich für den Einsatz in Köln gemeldet und regelt den Verkehr auf der Rheinuferstraße. Dass er sich in der Stadt nicht auskennt, sei kein Problem: „In der Vorbereitung sprechen wir alles durch und kriegen ein Briefing über die wichtigsten Ecken.“

Samstagsnachmittags im Kölner Adventsverkehr.

Nichts geht mehr: Die Zufahrt zum Parkhaus ist gesperrt.

Bisher habe er keine schlechten Erfahrungen gemacht, erzählt er, während er sich aus dem Einsatzwagen etwas zu trinken holt: „Die Kölner sind alle sehr nett, bei uns in Ostwestfalen sind die Menschen oft etwas grimmiger.“ Ortswechsel. Vor der Einfahrt zur Parkgarage am Dom stehen Noura und Zoe. Obwohl die Anzeigetafeln signalisieren, dass kein Platz mehr frei ist, wollen Autofahrer trotzdem einfahren. Viele kurbeln das Fenster herunter und fangen an zu diskutieren. Wie gehen die beiden Jugendlichen mit der Situation um? Erwachsen und ausgeglichen.

„Natürlich gibt es Leute, die einen anmeckern. Die meisten haben aber Verständnis, andere wollen einfach nur Recht haben“, sagt die 15-Jährige Zoe. „Man nimmt eine Menge an Geschichten mit“, erzählt Noura, die bereits seit zwei Jahren bei den Verkehrskadetten aktiv ist. „Am letzten Wochenende habe ich je zwei Liebeserklärungen und Drohungen bekommen. Manchmal fahren die Autofahrer einen fast über den Haufen.“

Junge Kölner Kadetten wollen später zur Polizei

Trotzdem mache das Ehrenamt ihr Spaß. Beide wollen später zur Polizei und sehen die Tätigkeit bei der Verkehrswacht als gute Vorbereitung. Vor der Tiefgarage staut es sich, Radfahrer schlängeln sich an den stehenden Autos vorbei, die gemäß dem Kennzeichen fast ausschließlich von außerhalb Kölns kommen: „Wir müssen viel Englisch reden, wohl häufiger als Deutsch.“ „Die Stadt kommt vor den Wochenenden mit Vorschlägen auf uns zu und wir geben unsere Expertise dazu ab“, erzählt Leith Taha. Er ist bereits seit fünf Jahren bei der Verkehrswacht: „Es ist ein Mehrwert für beide Seiten: Wir machen etwas, was uns Spaß macht, die Stadt bekommt dafür ein besseres Verkehrsmanagement als nur mit dem Ampelsystem.“

Lennart Maaß ist Leiter der Kölner Kadetten. Am heutigen Tag hat er Fahrdienst und begleitet die Einsatzleitung mit seiner Expertise. „Samstags in Köln ist immer ein Erlebnis“, sagt er. „Wir können leider nicht überall sein.“ Gegen 16 Uhr sind er und weitere Helfer zurück in die Zentrale der Verkehrswacht in der Victoriastraße gefahren. Zwei Helferinnen haben Essen vorbereitet, es gibt Wraps zum Selbstbelegen und Getränke. Eine Stärkung, bevor es für die Kadetten am Abend wieder auf die dicht befahrenen Straßen geht.