Köln – Anfang der 1880er Jahre ist Köln eine einzige Baustelle. Kanäle werden verlegt, in der Altstadt die Straßen erweitert und der Bau der Neustadt ist in vollem Gang – inklusive dieser sechs Kilometer langen Ringstraße für das neue Stück Stadt. Josef Stübben und Karl Henrici haben sie bewusst als Kette festlicher Räume gestaltet mit zehn Abschnitten unterschiedlicher Breite und Gestaltung. Am 11. Juni 1886 – vor 130 Jahren – konnte die Einweihung dieses Prachtboulevards gefeiert werden.
„1889 wurde sie bereits als ,eine der schönsten Straßen der Welt‘ bezeichnet und gehört heute zum wertvollsten städtebaulichen Inventar der Stadt“, schriebt Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamts, 2011 im Vorwort zu einer Interdisziplinären Planungswerkstatt Kölner Ringstraßen, bei der Perspektiven für einen innerstädtischen Boulevard des 21. Jahrhunderts herausgearbeitet wurden. Die Ringe seien seit ihrer Entstehung ständigen Veränderungen ausgesetzt und würden dies auch in Zukunft sein, schreibt Müller weiter. Nahezu alle baulichen und gestalterischen Eingriffe seit 1898 seien nach den jeweils aktuellen Standards und Erfordernissen erfolgt, sodass die Ringstraßen heute in der Gesamtschau ein Sammelsurium unterschiedlicher Beläge, Stadtmöblierungen, Verkehrsanlagen und Beschilderungen bildeten.
Radler-Schwarm
Anlässlich des 130. Geburtstag der Kölner Ringe gibt es eine Sonderausgabe der Critical Mass. Hunderte Radfahrer werden am heutigen Samstag um 14 Uhr am Rudolfplatz losfahren und sich durch die Innenstadt bewegen. Da es sich um einen Verband handelt, darf die Gruppe komplett eine Kreuzung passieren, auch wenn die Ampel zwischenzeitlich auf „Rot“ springt. (sol)
Kölner Ringe attraktiver gestalten
Etwas Ordnung in dieses Sammelsurium soll die Stadtraumanagerin bringen. „Wir haben inzwischen zwei Begehungen durchgeführt“, sagt Susanne Flau. Verschiedene Akteure muss sie dabei koordinieren – etwa die AWB, die Rheinenergie, die KVB, das Straßenverkehrs- oder das Ordnungsamt. Denn die und noch mehr haben bei der Gestaltung des Straßenraums ein Wörtchen mitzureden. Allein daran wird die komplexe Aufgabe der Stadtraummanagerin sichtbar. Kleine Erfolge gibt es jedoch. „Im ersten Abschnitt zwischen Hansaring und Rudolfplatz konnten 140 Radleichen beseitigt, Poller weggenommen oder die unschönen Quadrigen durch andere Abstellmöglichkeiten für Räder ersetzt werden“, sagt Flau.
Es gebe gute Rückmeldungen der Anwohner auf diese Maßnahmen. Etwas, das Flau besonders freut, weil die Stadt meist Kritik einstecken muss. Die Stadtraummanagerin möchte aber auch einen Schritt weitergehen. Gemeinsam mit der Bezirksvertretung Innenstadt soll ein kurzes Pilotstück festgelegt werden, um Gestaltungsstandards zu erarbeiten.
Mit wenig Geld hohe Standards umsetzen
Dabei müsse der Politik aber auch bewusst sein, dass aktuell der Spagat versucht werde, mit wenig Geld hohe Standards umzusetzen, unterstreicht Flau. Es sind erste Ansätze, um die Ringe attraktiver zu gestalten. Schließlich waren die Kölner Boulevards, wie es der Masterplan formuliert, einst die „feudalen innerstädtischen Wohnadressen der Stadt, mit bedeutenden öffentlichen Bauten.“ Kriegszerstörung und verkehrliche Überformung hätten die städtebauliche Qualität der Ringe und ihrer gliedernden Platzräume bisweilen sogar zerstört. Aber die genaue Ausdehnung ist vollständig erhalten, so dass der Masterplan die Chance sieht, die „Adressengunst dieses besonderen Stadtraum wiederbeleben und fördern“ zu können.
Die Planungswerkstatt von 2011 hat dazu Ideen erarbeitet, die offenbar nicht in der Schublade verschwinden sollen. Stadtentwicklungsdezernent Franz-Josef Höing versichert: „Die Aufwertung der Ringe ist eine Mammutaufgabe, zu der uns die in der Werkstatt entstandenen Pläne hilfreiche Leitlinien geliefert haben. Der Umbau des Ebertplatzes ist der erste Schritt der Neugestaltung dieses wichtigen Kölner Stadtraums.“