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Justizzentrum KölnIm Drach-Prozess ist ein Ende in Sicht

Lesezeit 3 Minuten
Thomas Drach kommt am 23. März.2022 im Justizzentrum Köln mit dem Hubschrauber an.

Thomas Drach kommt am 23. März.2022 im Justizzentrum Köln mit dem Hubschrauber an.

Die Staatsanwaltschaft sieht keinen weiteren Handlungsbedarf. Nun legt der Angeklagte eine eigene Zeugenliste vor.

Der Mammutprozess um den verurteilten Schwerverbrecher Thomas Drach geht nach 81. Verhandlungstagen langsam in Richtung Ziellinie. Am Donnerstag wurde Gutachter Professor Wolfgang Potthast nach mehreren Zeugenvernehmungen vom Gericht entlassen. Am 24. Juli 2023 soll ein ehemaliger Mithäftling aus dem „Klingelpütz“ zum wiederholten Male befragt werden. Er hatte Drach im Prozss belastet. Dieser habe ihm gegenüber drei Überfälle auf Geldtransporter zugegeben. Drach bestreitet dies.

Aus Sicht der Kölner Staatsanwaltschaft gibt es nach monatelangen Verhandlungen keinen weiteren großen Handlungsbedarf mehr. Wie so häufig, wenn Prozesse zu Ende gehen, wird es noch mehrere Befangenheitsanträge geben. So will Drach einen entsprechenden Antrag stellen, teilte sein Verteidiger mit. „Darüber hat mich mein Mandant informiert“, sagte der Anwalt. Der Antrag könne bis zum kommenden Montag gestellt werden, sagte der Richter.

Drach war am Donnerstag sehr mitteilsam. Er kritisierte mehrfach den Gutachter. Die Ausführungen hätten kein wissenschaftliches Fundament, Drach sprach von Fehlern und dass Ergebnisse des Gutachtens die „persönliche Idee“ des Experten seien. Potthast wies dies zurück. Der Biomechaniker der Kölner Sporthochschule hatte Videoaufnahmen von Drach zur Last gelegten Raubüberfällen auf Werttransporter mit später von der Polizei gefertigten Aufnahmen bei Observationen verglichen. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass Drach mit hoher Wahrscheinlichkeit Täter bei drei Raubüberfällen in Köln und Frankfurt am Main sein könnte.

Drach: Auch Angeklagter spürt das Ende des Prozesses

Auch am Donnerstag betonte der Gutachter, dass Drach „weit überwiegend“ bis „wahrscheinlich“ auf den Überwachungsvideos vom Flughafen Köln/Bonn zu sehen sei. Bei dem Überfall auf einen Geldtransporter im März 2019 wurde ein Wachmann lebensgefährlich verletzt. Die Täter hatten den Geldtransporter verwechselt und nur Münzgeld erbeutet.

Drach merkt offensichtlich auch, dass sich der Prozess dem Ende zu neigt. Am Donnerstag überreichte er der Kammer eine eigene Zeugenliste, die noch vom Gericht abgearbeitet werden müsse. „Die brauchen wir unbedingt“, betonte Drach. Der Vorsitzende Richter nahm die Liste entgegen und sagte später: „Wir machen uns darüber Gedanken“. Drach will unbedingt einen Beamten des Landeskriminalamtes hören und auch einen ehemaligen Gutachter noch einmal. Die Kammer hatte den Sachverständigen George A. Rauscher allerdings nach dem Verdacht einer Geldzuwendung an einen Journalisten von seinen Aufgaben entbunden. Er soll einem Gerichtsreporter 100 Euro zugesteckt haben. Dass Rauscher als Zeuge in den Prozess zurückkehrt, ist grundsätzlich möglich, hieß es. Doch es gilt als unwahrscheinlich, dass die Kammer ihn lädt.

Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft ihm versuchten Mord vor. Drach soll bei zwei Überfällen auf Geldboten geschossen und diese erheblich verletzt haben. Drach wurde im Februar 2021 in Amsterdam festgenommen.