Der Prozess gegen Thomas Drach wird immer mehr zur unendlichen Geschichte. Doch seit Freitag gibt es Hoffnung auf eine Beschleunigung.
Landgericht in KölnThomas Drach sitzt nur noch alleine auf der Anklagebank
Neues im Drach-Prozess: Der Hauptangeklagte wird künftig alleine auf der Anklagebank sitzen. Das Landgericht hat das Verfahren gegen den Mitangeklagten am Freitag abgetrennt. Dies bestätigte der Anwalt von Drach, Andreas Kerkhof. Der Mitangeklagte war häufig krank. Es kam zu mehreren Verzögerungen im Prozessablauf. Beschwerden an der Schulter machten ihm große Probleme, immer wieder musste der Mitangeklagte Schmerzmittel nehmen – auch im Gerichtsgebäude.
Der eigentliche Prozess ist in den Hintergrund getreten
Bis zur Entscheidung der Kammer am Freitagmittag ging es im Prozess erneut schleppend voran. Die dramatischen Taten, die schweren Vorwürfe oder die traumatisierten Opfer sind seit vielen Verhandlungstagen in den Hintergrund gerückt. Es ging zuletzt oftmals um juristische Formalien, geprägt waren die Verhandlungen von Streitereien zwischen Richter und einem Anwalt.
Böse Zungen im Gerichtsgebäude sagen, Anwalt Wolfgang Heer, sei im Saal 112 der eigentliche Chef im Ring. Der Verteidiger des Mitangeklagten betrat am Freitagmorgen den Saal, begrüßte die Staatsanwaltschaft, den Gutachter und weitere Prozessbeteiligte. Heer zog sofort alle Blick auf sich und führte schon vor dem offiziellen Start das Wort. Dies änderte sich auch nicht, als der Vorsitzende Dr. Jörg Michael Bern den Raum betrat. Bern sprach keine Minute, als Anwalt Heer das Wort ergriff. Der Prozess könnte nicht fortgesetzt werden, die Ablehnungsanträge gegen den Vorsitzenden seien noch nicht entschieden – und so weiter. Es entwickelte sich wie so oft ein Streitgespräch. Anfangs sagte Bern noch: „Ich brauche keine Wiederholung der vergangenen Verhandlungstage“. Doch dies war nur ein frommer Wunsch. Es entbrannte ein minutenlanger Zwist über die unterschiedlichen Vorstellungen, wie dieser Prozess fortgesetzt werden soll.
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„Ich habe den Eindruck, Sie sind auf Streit aus“, bemerkte Heer fast schon provokativ. Der Vorsitzende verneinte es. Mit fast jedem Satz, der im Saal 112 gesprochen wird, spitzte sich die verbale Auseinandersetzung zu. „Lassen Sie den Vorsitzenden doch ausreden“, flehte schließlich die Staatsanwältin und drückte sichtlich genervt den Aus-Knopf ihres Mikros. In Richtung der Nebenklage fragte der Richter: „Möchten Sie eine Stellungnahme abgeben“? „Ne, Ne“, winkte die Nebenklageanwältin ab. Schließlich wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, denn die Gesundheit des Mitangeklagten müsse im kleinen Kreis besprochen werden.
„Haben Sie genug zu schreiben?“, fragte Drach-Anwalt Andreas Kerkhof in einer Pause die Journalisten mit einem Augenzwinkern. Zu schreiben gibt es genug. Aber am Freitag wurde wiederholt deutlich: Es ging in dem Prozess oft nicht mehr um die Aufklärung der vorgeworfenen Verbrechen. Nun bleibt abzuwarten, wie sich der Prozess um den Hauptangeklagten entwickelt und ob es jetzt zügiger weitergeht. Beide Prozesse werden fortgeführt, aber an verschiedenen Tagen.
Für die Anwohner rund um das Gerichtsgebäude durfte der sehr schleppend verlaufene Prozess nicht zur Aufhellung ihrer Stimmung sorgen. Zahlreiche Anwohner beschweren sich regelmäßig bei der Polizei, dass seit Monaten vor Absperrungen warten müssen, ihre Parkplätze wegfallen, sie Umwege fahren müssen oder mit dem Hubschrauber am frühen Morgen klar kommen müssen.
Drach werden in dem Prozess vier Raubüberfälle auf Werttransporter in Köln, Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg zur Last gelegt. Zudem ist der 62-Jährige wegen versuchten Mordes angeklagt, weil er auf zwei Geldboten geschossen haben soll. Termine soll es bis Oktober geben – Stand Freitag.