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Kritik wird lautWie die Sperrungen zum Drach-Prozess die Anwohner belasten

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26.01.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Warnbaken stehen unweit vom Justizzentrum Köln Luxemburger Straße für eine Sperrung bereit.

Die Anwohner sehen langsam rot: Seit vielen Monaten sind Parkplätze am Landgericht gesperrt.

Immer wenn Verbrecher Thomas Drach zum Prozess gebracht wird, sperren Polizisten den Bereich um das Justizgebäude ab, seit vielen Monaten fallen Anwohnerparkplätze weg.

Gesperrte Straßen, seit Monaten weniger Anwohnerparkplätze, Hubschrauberlärm und immer wieder Blaulicht und Martinshorn: Die enormen Sicherheitsvorkehrungen rund um den Prozess von Schwerverbrecher Thomas Drach gehen den Nachbarn des Justizgebäudes zunehmend auf die Nerven. „Es ist eine massive Einschränkungen für das tägliche Leben“, betont Anwohnerin Theresa Fuchs. Während der An- und Abreise dürften Bewohner der Rudolf-Amelunxen-Straße nicht aus dem Haus – oder nicht herein. Eine Hundertschaft der Polizei würde die Straße weiträumig absperren und bevor nicht ein Spezialeinsatzkommando mit Drach im Helikopter abhebt, gehe in dem Viertel nichts mehr.

Kein Ende der Sperrungen in Sicht

Die Bürger regen sich besonders darüber auf, dass die Halteverbotszonen bleiben, auch wenn kein Drach-Prozess ist. „Ich kann den Ärger der Anwohner verstehen. Aber es dient der Sicherheit“, betonte Landgerichtspräsident Roland Ketterle unlängst im Gespräch mit der Rundschau. Auch er selbst habe schon im Stau gestanden.

Doch Theresa Fuchs und andere Anwohner sehen kein Ende ihrer Einschränkungen in Sicht. Und das Landgericht auch nicht. Erst kürzlich wurde mitgeteilt, dass es etwa 30 zusätzliche Verhandlungstage anberaumt hat. „Wir Anwohner werden nicht informiert“, beklagt sich Fuchs. Anfragen im Gericht hätten zu keinem Ergebnis geführt. Seit dem 1. Februar 2022 würden die Anwohner unter den Sicherheitsvorkehrungen leiden. Sie nennt es „Freiheitsberaubung der Bevölkerung“.

Fuchs fragt sich, warum ein Prozess dieser Größenordnung nicht im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes auf dem Feld am Rande des Medienhafens abgehalten wird. Dies wurde zwar vor der Eröffnung thematisiert, aber die Staatsschutzkammer („Terrorbunker“) in Düsseldorf ist ausgelastet, hieß es im Prozess.

Thomas Drach gilt weiterhin als gefährlich

So unangenehm es für die Anwohner am Gericht ist, die Sicherheitsvorkehrungen werden bis zum Ende des Verfahrens nicht heruntergefahren. Dies erfuhr die Rundschau aus Polizeikreisen. Offiziell äußert sich die Behörde nicht zu ihrer Gefährdungsanalyse. „Unsere Vorkehrungen richten sich immer nach der konkreten Sicherheitslage“, sagte ein Sprecher der Rundschau. Der verurteilte Reemtsma-Entführung gilt weiter als gefährlich und auch ein Ausbruch- oder Befreiungsversuch ist immer wieder ein Thema gewesen – vor und während des Prozesses.