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„Go2market“ in KölnHier kann man Sachen kaufen, die es noch gar nicht gibt

Lesezeit 3 Minuten
Dom Eis

Blick in den Konzept-Markt: Der Scan per Smartphone ist leicht.

Köln – Es ist schon ein bisschen wie in der schönen neuen Welt. Einchecken, aussuchen, auschecken – fertig. Keine Kasse, keine Schlange, kein Gedränge an den Regalen. Die Auswahl ist allerdings begrenzt, und jedes Produkt darf auch nur einmal pro Einkauf im Warenkorb landen. Supermarkt mal anders?

Nicht wirklich. Mit dem klassischen Einkauf hat der Besuch im „go2market“ an der Aachener Straße 519 genau genommen gar nichts zu tun. Es ist ein reines Marktforschungs-Tool, Kundenresonanz am lebenden Objekt sozusagen (die Rundschau berichtete). „Wir geben der Industrie die Möglichkeit, mit den Augen der Kunden zu sehen“, sagt Jörg Taubitz, Country-Manager für Deutschland. Ein Großteil der Artikel ist nämlich noch gar nicht auf dem Markt.

Unterschiedlichste Produkte

Und „Industrie“ ist als Begriff vielleicht auch etwas zwiespältig: Einerseits gibt es durchaus Produkte von großen Herstellern, von Unilever bis Procter & Gamble. Andererseits sind aber auch eine Menge regionale und internationale Startups zu finden, die noch keinerlei Namen haben in der Branche. Auch gekühlte und Tiefkühlware hat hier ihren Platz.

Die Produkte sind genauso unterschiedlich wie deren Anbieter: Von äthiopischen Solidaritätskaffee über neue Energy-Drinks in allen erdenklichen Formen und Größen bis hin zur ungewöhnlichen „High Protein“-Pasta mit 30 Prozent Grillen-Anteil. Eine Firma aus Köln bietet ein rot-weißes Dom-Eis aus 3-D-Fertigung an, eine andere handgemachtes Erdnuss-Pflaumen-Chili-Saté.

dom eis for real

Eis in Dom-Form

Dazwischen aber immer wieder scheinbar Altbekanntes, klassisches Bier etwa (in diesem Fall aus Österreich), bekannte Waschmittel, Snacks oder in anderen Ländern oder Regionen bereits eingeführte Waren wie die im Osten der Republik seit Jahrzehnten bekannten Eberswalder Wurstwaren oder – Achtung – geräucherte Eier aus den Niederlanden. Die sollen da ein Renner sein. Wer möchte, kann auch seine Vierbeiner mit allerlei hundegerechten Smoothies beglücken, wahlweise mit Leberwurstgeschmack, Lamm oder anderen Richtungen.Auch das Erscheinungsbild des „Marktes“ ist ein ganz anderes als das bisher Gewohnte. „Wir haben sehr viel Wert auf den Ladenbau gelegt“, erklärt Taubitz.

„Intelligente“ Regale

Dazu gehören beispielsweise „intelligente“ Regale, in denen es mittels Matrix-Leuchten keine Lichtkegel und damit keine Schattenbereiche mehr gibt, digitale Infoflächen mit Scanner, an denen man genauere Informationen über die jeweiligen Produkte bekommt, oder eine ganz gezielt einsetzbare Audio-Anlage: Sind wenige Menschen im Laden, ist die Musik leiser, kommen mehr, wird sie langsam hochgefahren. Sind mehr junge Menschen im „Verkaufsraum“, läuft moderne Musik, ist die Kundschaft etwas älter, wird die Beschallung etwas getragener.

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Kleiner Gag am Rande: Wer sich etwa für die Fruchtfliegen-Falle „Fruit Fly Ninja“ interessiert, bekommt von oben lästiges Fliegensummen eingespielt – ohne dass man das ein paar Zentimeter weiter noch hören würde.Wer möchte, kann sich auch vom Roboter „Temi“ durch das Sortiment führen lassen. Es gibt außerdem „Produkte des Monats“ in vier Kategorien: Zufriedenheit, Verpackung, Wiederkauf und Gesamtsieger.

Die Bewegungen zum und vom Regal weg werden aufgezeichnet, nicht aber die Gesichter der Kunden. So kann man genau auswerten, wie oft ein Produkt aus dem Regal genommen wurde und vor allem, ob es wieder zurückgestellt wurde. Ist das zu oft der Fall, wird der Hersteller an der Haptik oder der Verpackung nachjustieren. Und natürlich gibt es auch noch eine klassische Kundenbefragung, allerdings ebenfalls auf elektronischem Weg.