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Beschwerden nehmen zuDarum sind die Kunden der KVB in Köln so unzufrieden

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Es läuft nicht rund bei der KVB

Es läuft nicht rund bei der KVB

Pünktlich und sauber: Eigentlich wäre es ganz einfach, die KVB-Kunden zufriedenzustellen. Doch bei dem Verkehrsbetrieb hapert es gewaltig an den Grundvoraussetzungen dafür. Die Beschwerden über Unpünktlichkeit haben enorm zugenommen.

Es ist wohl nicht weniger als ein Offenbarungseid, den die Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe leistet: „Mit diesen Ergebnissen können wir nicht zufrieden sein. Der Anspruch der Fahrgäste und auch unser eigener Anspruch an unsere Betriebsqualität ist ein anderer.“ Anlass für diese Selbstkritik: Der Qualitätsbericht für das Jahr 2022. Um nur einen der markantesten Punkte des Berichts vorab zu nennen: Die Kundenbeschwerden zur Pünktlichkeit haben sich 2022 im Verhältnis zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Der Qualitätsbericht steht auf drei Fundamenten. Zum einen wurden Testkunden auf die Strecke geschickt. Zum anderen gab es Kundenbefragungen. Und dann sind da noch die Beschwerden über Portale. Darauf baut sich ein Bild der KVB auf, das alles andere als wohlgefällig ist. Kurzum: Der Betrieb fährt durch ein tiefes Tal — und es ist nicht absehbar, wann es wieder mal bergauf geht.

Es fehlt an Personal

Die KVB haben zu wenige Fahrerinnen und Fahrer und in der Folge sind zu viele der vorhandenen zu oft krank. Das gipfelt darin, dass der Betrieb offiziell seit Februar mit einem ausgedünnten Fahrplan unterwegs ist. Der wurde eingeführt, weil es mindestens seit August 2022 zu so vielen Ausfällen kam, dass es für die Fahrgäste kaum noch Verlässlichkeit gab. Zwar hat die Quote ihren Scheitelpunkt von bis zu 20 Prozent hinter sich gelassen, liegt aber mit bis zu 13 Prozent immer noch über der im Betriebsablauf einkalkulierten Quote von elf Prozent. Wo immer es geht, versuchen die KVB neues Personal zu rekrutieren — jüngst beim Saisoneröffnungsspiel des 1. FC Köln. Doch es reicht nicht. Die Fahrschulkurse für dieses Jahr sind mit bis zu sechs Personen unterbesetzt. Dazu kommen Abbrecher. So fehlen in Summe 60 Bahn- und Busfahrer. KVB-Chefin Haaks kennt den wunden Punkt: Mit etwas mehr als 2000 Euro netto im Monat könne eine Familie nicht leben. Dieser Lohn werde der Verantwortung des Berufs nicht gerecht. „Aber wir sind an den Tarif gebunden.“

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Lieferschwierigkeiten bei Stadtbahnen

Die alten sind zu alten, neue sind kommen nicht: So lässt sich das Problem zusammenfassen. Neue Hochflurbahnen waren bereits für das vergangenen Jahr geordert. Nun kommen sie Ende 2023. Bis dahin sollten eigentlich auch 29 Niederflurbahnen geliefert sein. Doch die werden mit 20 Monaten Verspätung erwartet. Die Lieferverspätung ist so eklatant, dass die KVB alte Bahnen wieder flott machen muss. Immerhin ist vertraglich geregelt, dass dies mit dem Geld aus einer Konventionalstrafe bezahlt werden kann. Dazu kommt die alte Fußballweisheit: „In der ersten Halbzeit hatten wir kein Glück, in der zweiten kam auch noch Pech dazu.“ Der Stadtbahnbestand wurde durch Schäden infolge von Starkregen und Softwaremängel ausgedünnt.

Ausgedünnter Fahrplan und Verspätungen und Schäden

Der ist ausgedünnt — und bleibt es. Zwei Prozent weniger Fahrten finden im Monat im Schnitt statt. Für Ende 2023 war der „Normalplan“ avisiert. „Wir kämpfen dafür“, sagt Haaks und will Fahraufträge an Fremdfirmen vergeben. Doch auch denen fehlt Personal. Verspätungen Zu dem dünnen Fahrplan kommen die Verspätungen. Auf der Linie 1 beispielsweise sind rund 21 Prozent aller Fahrten unpünktlich, auf der Linie 4 gar 26 Prozent auf der Linie 18 über 30 Prozent. Allesamt haben sich zu 2021 verschlechtert. Rolltreppen Die KVB kämpfen gegen den Vandalismus an. Ein Viertel aller Schäden an den Haltestellen gehen darauf zurück. Vor allem an den Rolltreppen. Die am Friesenplatz hatten in 2022 rund 1500 Störungen, am Neumarkt waren es 744.