AboAbonnieren

Wie in der TV-Serie„Breaking Bad op Kölsch“ – So betrieben zwei Kölner ein Drogenlabor im Untergrund

Lesezeit 3 Minuten
Das Symbolbild zeigt von der Polizei sichergestellte Amphetamine.

Das Symbolbild zeigt von der Polizei sichergestellte Amphetamine.

„Die Mengen waren abartig“, sagte ein Fahnder. Die beiden Feuerwehrmänner „kochten“ im Kölner Norden Dopingmittel im großen Stil.

Die Antwort des Fahnders (51) vom Hauptzollamt München, tätig in der Zweigstelle in Lindau am Bodensee, kam wie aus der Pistole geschossen: „Das größte Untergrundlabor, das ich bisher gehabt habe. Die Mengen waren abartig“, sagte der 51-Jährige am Mittwoch vor der 8. Großen Strafkammer. Zuvor hatte der Vorsitzende der 8. Großen Strafkammer, Stephan Aderhold, von dem Beamten aus Bayern wissen wollen, wie er die Größenordnung des von zwei Feuerwehrmännern (46 und 43) im Kölner Norden unterhaltenen Untergrundlabors für Dopingmittel einschätze.

Seit Montag stehen die beiden Feuerwehrmänner und der Vater (77) des 46-Jährigen wegen illegaler Herstellung und Vertrieb von Dopingmitteln für den Sport vor dem Landgericht. Das Verfahren gegen die ursprünglich ebenfalls angeklagte Ehefrau (43) des 46-Jährigen wurde am Mittwoch hingegen gegen eine Geldauflage von 1500 Euro eingestellt. Laut Anklage sollen die beiden Feuerwehrmänner von 2012 bis 2017 ein professionelles Untergrundlabor mit allem Schnick und Schnack betrieben haben und dort über Jahre Dopingmittel mit aus China verschafften Rohstoffen „gekocht“ haben.

Untergrund-Drogenlabor: Wie Walter White in der TV-Serie

Ein Prozessbeobachter meinte beim Prozessauftakt lakonisch: „Breaking Bad op Kölsch“ und erinnerte an eine Parallele des Falls zur TV-Erfolgserie „Breaking Bad“ um den schlecht bezahlten und sterbenskranken Chemie-Lehrer Walter White, der aus der Not eine Tugend macht und seine Chemiekenntnisse zur Produktion der Droge Crystal Meth einsetzt.

Nur ganz so geschickt — und vor allem kriminell wie Walter White, der in der Serie über einen Berg von Leichen geht — waren die beiden Feuerwehrmänner dann aber definitiv nicht. Ein selbst entwickelter Code zur Verschleierung der eigenen Aktivitäten wurde nur schlampig verwendet und auch am Telefon verplapperten sich die Angeklagten immer wieder. Und da waren Telefonüberwachung und Observationen bereits angelaufen. „Die waren nicht besonders clever, verglichen mit anderen Verfahren“, so der 51-Jährige, der seit Jahren im Bereich illegale Dopingmittel ermittelt. So sei am Telefon über einen angemieteten Lagerraum gesprochen worden, zu dem der 46-Jährige fahren wollte. Kurz darauf führte der Mann ein Observationsteam an den Ort, wo Rohstoffe und eine Pillenpresse lagerten.

Fahnder fingen Paket in München ab

Ins Visier der Zollfahnder gerieten die Angeklagten, als in München ein Päckchen aus China abgefangen wurde. Laut Deklaration sollten sich Nahrungsmittel darin befinden. Doch den völlig unverdächtigen Verpackungen befanden sich Grundstoffe zur Doping-Herstellung wie Testosteron. „Für uns war da sofort klar: Da gibt es ein Untergrundlabor in Köln.“ Die zunächst anschließende Ermittlung der Finanzströme ergab, dass die Angeklagten von 2012 an für rund 215.000 Euro Rohstoffe in China geordert hätten, so der Beamte.

Am 17. Juli 2017 erfolgte schließlich der Zugriff. Die Wohnungen der Angeklagten wurden durchsucht. Im Keller des 43-Jährigen entdeckten die Fahnder das Labor mit Erlenmeyerkolben, Trägerölen, Alkohol und den entsprechenden Ampullen, in die die frisch gekochten Dopingmittel abgefüllt wurden. Beim 46-Jährigen entdeckten die Beamten direkt im Eingangsbereich einen Karton mit tausenden leeren Ampullen sowie Etiketten für die Ampullen in einer Kaffeetasse im Küchenschrank. Im Fahrzeug des 46-Jährigen fanden die Zollbeamten zudem eine Plastikkiste mit gefüllten Ampullen: „Das waren mehrere hundert“, sagte der 51-Jährige. Was den Zollfahnder indes wunderte war, dass die Angeklagten — anders als in anderen Verfahren — nicht zur Bodybuilder-Szene gehörten. „Das ging hier nicht um eine Sportleidenschaft, sondern Gewinninteresse“, zeigte sich der 51-Jährige überzeugt.