Über die ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ erhoffen sich die Ermittler einen entscheidenden Tipp. Möglicherweise spielt der Fall in der Kölner Homosexuellen-Szene.
Fall von 1986 in KölnBlutüberströmter Mann auf der Ehrenstraße - Tätersuche im ZDF
Im Fall der getöteten Kölnerin Petra Nohl hat es auch funktioniert, nun soll ein weiteres Verbrechen mit Hilfe der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ aufgeklärt werden. Es geht um ein Verbrechen an einem 30 Jahre alten Mann im Juni 1986. Arbeiter hatten einen blutüberströmten Mann auf einer Baustelle auf der Ehrenstraße entdeckt. Der 30-Jährige hatte schwerste Kopfverletzungen erlitten und schwebte in Lebensgefahr.
Wer hat dem Opfer die Verletzungen zugefügt?
Auch nach 37 Jahren ist unklar: Wer hat dem Opfer die Verletzungen zugefügt? Rudi Cerne und sein Team von „Aktenzeichen XY ungelöst“ wollen im Herbst 2023 über das Verbrechen berichten und hoffen, dass durch die Ausstrahlung die Erinnerung bei Zeugen und möglichen Mitwissern doch noch einmal geweckt wird. Es ist ein kurzer Film über den Fall geplant. „Wir hoffen weiter auf den entscheidenden Tipp“, heißt es aus Justizkreisen.
Möglicherweise spielt der Fall in der Kölner Homosexuellen-Szene. Laut Polizei soll das Opfer vor der Tat ein Hotel am Heumarkt mit einem jungen Mann besucht haben. Einen Tag zuvor war der 30-Jährige aus der Justizvollzugsanstalt Attendorn für einen Hafturlaub entlassen worden. Für das Wochenende hatte er sich bei einem Bekannten in Bonn angekündigt, doch dort kam der Mann nicht an.
Nach dem Fund des Opfers teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass ein unbekannter Täter 16 Mal mit einem stumpfen Gegenstand auf das Opfer eingeschlagen habe – möglicherweise mit einer Eisenstange. Gefunden wurde der Mann in einem Rohbau. Dort war das Opfer hineingeklettert. Warum? Unklar. Dass der 30-Jährige in dem Rohbau gestürzt war, schließen die Ermittler aus. Der damalige Staatsanwalt sprach von einem „mysteriösen Motiv“. Damals waren 3000 Euro Belohnung für den entscheidenden Tipp von der Staatsanwaltschaft ausgelobt worden.
Bis heute fehlen Gegenstände
Bis zum heutigen Tage fehlen mehrere Gegenstände des Opfers. Dazu gehören eine hellbraune Herrenhandtasche mit seinem Personalausweis, eine rötliche Lederjacke, eine goldene Herren-Armbanduhr der Marke Kent mit rechteckigem Gehäuse und ein goldener Ring – und der Urlaubsschein der JVA Attendorn. Der Mann verbüßte laut Polizei seit Mitte 1986 wegen verschiedener Eigentumsdelikte eine Haftstrafe.
Der Fall ist einer von vielen alten Mordfällen („Cold Case“), die sich die Ermittler nun noch einmal vornehmen. In Köln gibt es 195 ungeklärte Gewaltverbrechen von 1979 bis 2015. Seit 2017 baute das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf eine Datenbank für ungeklärte Tötungsdelikte auf. In diese Cold Cases-Datenbank werden alle ungelösten Tötungsdelikte aus den vergangenen 50 Jahren aufgenommen werden; das sind seit 1970 insgesamt 1160 Fälle, die digital erfasst und anschließend analysiert werden. Bislang wurden 261 Fälle in die Datenbank aufgenommen und 23 Fälle neu aufgerollt, teilte das LKA weiter mit.
Im Fall Petra Nohl half die ZDF-Sendung bei der Aufklärung entscheidend weiter. Nach der Ausstrahlung meldeten sich Zeugen und gaben wichtige Hinweise. Am Karnevalssonntag 1988 wurde die Leiche von Petra Nohl (24) in der Innenstadt gefunden. Die Frau fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Im Februar 2023 wurde der mutmaßliche Täter (56) in Longerich festgenommen. Wie die Rundschau aus Justizkreisen erfuhr, hat die Kölner Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Die Ermittlungsbehörden werfen dem Festgenommenen Mord vor.