Köln – Das Virus hat auch Köln zunehmend im Griff. Täglich vermeldet die Stadt am Nachmittag einen Sachstand zur Krisenlage. Aktuell sind 33 Menschen in der Stadt nachweislich mit dem Coronavirus infiziert – das sind drei mehr als am Vortag. 31 dieser Personen befinden sich in häuslicher Quarantäne, ein Erkrankter ist in einer Klinik. Ein Betroffener ist wieder gesund. Über die direkt Erkrankten hinaus hat das Virus erhebliche Folgen für das öffentliche Leben der Stadt. Ein Überblick:
Die Lüttich-Kaserne in Longerich ist seit Montag geschlossen. Ein Soldat hat sich mit dem Corona-Virus infiziert, alle 1350 Mitarbeiter sind nach Hause geschickt worden. „Der Soldat hatte sich im privaten Umfeld angesteckt und ist in der Kaserne täglich mit vielen Menschen durch Besprechungen in Kontakt“, sagte Christoph von Löwenstern vom Presse- und Informationszentrum der Bundeswehr in der Lüttich-Kaserne. Dort sitzt vor allem die Personalverwaltung für die gesamte Bundeswehr.
Am Wochenende habe sich der Soldat mit den entsprechenden Symptomen der Viruserkrankung gemeldet und habe sich in truppenärztliche Behandlung begeben. Inzwischen sei sicher, dass er infiziert sei. Etwa 100 unmittelbare Kontaktpersonen seien in „häusliche Quarantäne“ geschickt worden. Dazu seien die Bediensteten möglichst alle am Wochenende informiert worden. „Wir waren auf den Fall vorbereitet und gehen davon aus, dass die Kaserne Mittwoch wieder geöffnet sein kann“, sagte von Löwenstern. Derzeit befindet sich nur eine Führungsebene und eine Gruppe für den Betrieb der Anlage sowie der Wachdienst auf dem Gelände. Auch der erste Fall einer Coronavirusinfektion in Köln hatte einen Soldaten betroffen – einen Mann aus der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Wahn, die sich am anderen Ende der Stadt befindet.
SCHULEN
Im engeren Umkreis des Kollegiums der Grundschule KGS Bülowstraße in Nippes ist eine Infektion nachgewiesen worden. Die Schule bleibt am heutigen Dienstag ebenso wie schon am Montag geschlossen. „Das Gesundheitsamt wird die Ermittlungen im Schulumfeld ausweiten und dann über die weiteren Schritte und Maßnahmen entscheiden“, teilt die Stadt mit.
MÜLLABFUHR
Bei der Müllabfuhr sind zwei der rund 700 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. „Um das Risiko weiterer Infektionen zu minimieren, wurden sieben Mitarbeiter aus dem engsten Umfeld vorsorglich aus dem Dienst genommen“, teilen die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) mit. „Die Entleerung der Mülltonnen kann weiterhin wie gewohnt erfolgen. Es gibt keine Einschränkungen“, teilte AWB-Sprecher Wilfried Berf mit. Mitarbeiter der Stadtreinigung helfen wenn nötig bei der Müllabfuhr aus.
Lit.Cologne
Das internationale Literaturfestival lit.Cologne, das am Dienstag, 10. März, beginnen und bis zum 21. März dauern sollte, wird aufgrund der „dynamischen Entwicklung der Ausbreitung des Corona-Virus“ abgesagt. Dies, so die Veranstalter, „geschieht auf Empfehlung der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die OB erklärte: „In der jetzigen Situation müssen wir alles dafür tun, die Infektionsketten zu durchbrechen. Daher habe ich vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Bundesgesundheitsministers dazu geraten, die lit.Cologne zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchzuführen.“
„Die Absage der lit.Cologn trifft uns unendlich schwer“, so GeschäftsführerRainer Osnowski. „Aber mit Blick auf die aktuelle Situation wollen wir keineswegs zögerlich reagieren und der Empfehlung unserer Oberbürgermeisterin und des Bundesgesundheitsministers folgen und von unserer Seite aus alles dafür tun, eine weitere Verbreitung einzudämmen. Um die Gesundheit und das Wohl des Publikums, der Mitwirkenden und des Teams zu schützen, sehen wir derzeit keine andere Möglichkeit, als das Festival für den geplanten Zeitraum (10.-21.3.2020) abzusagen. Wir bemühen uns um Verlegung der Veranstaltungen zu einem späterenZeitpunkt.“ Geplant waren mehr als 200 Veranstaltungen, die mehr als 100.000 Besucher angezogen hätten.
KVB
Ziel sei es, den Bus- und Bahnverkehr so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Für die Fahrer wurden Desinfektionsmittel bereit gestellt. „Einen wirksamen Schutz für unsere Fahrgäste können wir realistischerweise nicht gewährleisten. Wir können nur empfehlen, in persönlicher Verantwortung die empfohlenen hygienischen Vorsorgemaßnahmen zu treffen.“ Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Veranlassung, das öffentliche Leben und damit den ÖPNV einzuschränken.
RENNVEREIN
Für die schlitzohrige Variante hat sich der Kölner Rennverein entschieden. Der Ticketverkauf für das Auftaktrennen am Sonntag wird drastisch reduziert: Statt der üblichen 8000 bis 10 000 Gäste sind weniger als 1000 Besucher zugelassen. Damit reagiert der Rennverein auf die Empfehlung des Gesundheitsministers, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. „Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war, dass wir einen geordneten Ablauf und eine Durchführung des Rennens sicherstellen wollten. Wir sind auch gegenüber dem Sport in der Pflicht. Wir wollten vermeiden, dass am Wochenende komplettes Chaos entsteht“, erklärt Geschäftsführer Philipp Hein.
70 bis 80 Pferde werden beim Saison-Auftaktrennen in Weidenpesch an den Start gehen. „Unsere Einnahmen setzen sich neben Sponsorengeldern aus den Eintrittspreisen und den Wett-Einnahmen zusammen“, sagt Hein und spricht von einer „bitteren Pille“, die es angesichts erheblicher Umsatzeinbußen zu schlucken gelte. Anders als sonst sind die Eintrittskarten ausschließlich online zu kaufen. Eine Tageskasse gibt es nicht.
KÖLNMESSE
Fünf Veranstaltungen hat die Kölnmesse bislang absagen oder verschieben müssen. Darunter die Eisenwarenmesse, die Fitnessmesse Fibo und die Hobbymesse „h&h“. „Es ist eine bislang einmalige Situation“, sagt Sprecher Guido Gudat. Seit Wochen drehe sich die Kommunikation nur noch um ein Thema. Auch fünf Auslandsveranstaltungen, unter anderem von der chinesischen Messetochter mussten abgesagt werden. Das alles wird Auswirkungen auf die Bilanz haben: „Es wird Millioneneinbußen beim Umsatz geben und auch das Jahresergebnis treffen.“ Bis zur ArtCologne (23. bis 26. April), der nächsten großen Messe, sind noch rund sechs Wochen Zeit. „Die Vorbereitungen laufen wie geplant weiter“, sagt Gudat, „aber natürlich sind wir mit der Branche permanent im Gespräch.“
HANDWERK
Die Kölner Handwerkskammer bietet verunsicherten Betrieben Beratung im Umgang mit dem Coronavirus an. „Homeoffice ist im Handwerk nun mal schwer möglich. Handwerker sind darauf angewiesen, vor Ort auf der Baustelle oder im Geschäft in direkten Kontakt mit den Kunden zu treten“, sagt Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin. Um so wichtiger sei es, die hinlänglich bekannten Hygienemaßnahmen einzuhalten. Das Bildungszentrum Butzweilerhof und das Fortbildungszentrum Köhlstraße sowie die Geschäftsstellen am Kölner Heumarkt und in Bonn will die Kammer vorerst geöffnet halten. Wenn sich die Lage verschärfen sollte, entstünden den Kursteilnehmern aber keine Nachteile durch den Unterrichtsausfall.
KÖLNBÄDER
In den Schwimmbädern der Stadt werden Mitarbeiter und Gäste auf die allgemeinen Hygieneregeln hingewiesen. Weder in den Bädern noch im Saunabereich gibt es aber Einschränkungen. „Der Betrieb läuft regulär. Wir stehen aber in engem Kontakt zum Gesundheitsamt“, sagt Bäder-Sprecherin Franziska Graalmann. Auch die Eisbahn am Lentpark bleibt weiter geöffnet.
ABSAGEN
NRW-Innenminister Herbert Reul hat die traditionelle Vereidigung der neuen Kommissaranwärter in der Kölner Lanxess-Arena am 26. März abgesagt. Sie soll im Sommer nachgeholt werden. 2019 waren 2300 Beamte vereidigt worden, zudem kamen 10.000 Gäste in die Lanxess-Arena. Der Jahresempfang der McDonald’s Kinderhilfe findet nicht statt. Das städtebauliche Planungskonzept für die Erweiterung der Bildungseinrichtung am Kartäuserwall (Campus Kartause) wird nicht am Donnerstag, 12. März, im Humboldt-Gymnasium vorgestellt. Die Veranstaltung findet später statt. Alle Veranstaltungen des Kultur-Fesitvals Lit.Cologne wurden am Dienstag, 10. März, wegen der Anstteckungsgefahr abgesagt. (mit dpa)