Vor zwei Monaten endete im Le Moissonnier eine Ära. Aus dem Zwei-Sterne-Restaurant wird nun ein gemütliches französisches Bistro. Auch ein Außer-Haus-Konzept ist Teil des Plans.
Ehemaliges Zwei-Sterne-RestaurantAus dem Le Moissonnier in Köln wird ein gemütliches Bistro
Es gab schon einfachere Aufgaben für Eric Menchon. Weit über drei Jahrzehnte wirbelte der Franzose durch die Küche des Le Moissonnier, erkochte erst einen Stern, dann den zweiten und machte das ursprünglich als Bistro geplante Lokal zu seiner kulinarischen Spielwiese. Und dann wurde dem begnadeten Koch das Spielzeug aus der Hand gerissen. Nach langen Gesprächen entschlossen sich Patron Vincent Moissonnier und seine Frau Liliane, einen Schlussstrich unter das Zwei-Sterne-Restaurant zu ziehen.
Nach zwei Monaten Pause öffnet das Le Moissonnier am Freitag wieder seine Pforten auf der Krefelder Straße. Ohne Stern. Dafür mit einem neuen Konzept, das die bundesweit beliebte Gourmet-Adresse zurück in die Anfangszeit versetzt. Und sie in ein gemütliches französisches Bistro verwandelt. Und jetzt, obwohl noch so viel Kreativität in ihm schlummert, muss sich Menchon mit seinen kulinarischen Fähigkeiten plötzlich zurückhalten. „Das wird für uns alle nicht einfach, aber wir haben uns damit angefreundet“, sagt Menchon. „Wir werden uns daran gewöhnen und freuen uns auch, dass wir uns nicht mehr täglich auf höchstem Niveau beweisen müssen.“
Für Inhaber Vincent Moissonnier erfüllt sich durch die Verwandlung ein lange gehegter Traum. „Ich werde wieder Kneipier“, sagt er mit einem breiten Grinsen. Nach fast vier Jahrzehnten, in der sein Restaurant die längste Zeit in der obersten gastronomischen Liga mitgespielt hatte, sei er satt gewesen. Und will nun zurück zu seinen Wurzeln. „Wir wollen eine Hommage an die französische Kneipenkultur schaffen. Ein Ort, an dem sich die Menschen unkompliziert wohlfühlen und an dem wir uns verwirklichen können.“ Was er nicht mehr möchte, sei die „Aufgeilerei“ an Sternen und Punkten. „Das ist ein Teil des Drucks, den ich nicht mehr spüren möchte.“
Le Moissonnier: Ungewohnte Freiheiten für Inhaber und Personal
Abends wird das Le Moissonnier künftig nicht mehr öffnen. Das hat für das Inhaberpaar und das Personal den Vorteil, dass zu dieser Zeit frei ist. „Das ist für mich etwas komplett Neues“, sagt Menchon. Geöffnet ist von Mittwoch bis Samstag jeweils von 12 bis 17 Uhr. „Wir servieren Klassiker der französischen Bistro-Küche“, kündigt Moissonnier an. Bedeutet: Tagesfrische Austern, Fischsuppe, Thunfisch-Tatar, Kaninchen-Pastete, Wurst- und Käseplatten oder die Entenstopfleber, die mit 32 Euro das teuerste Gericht auf der Karte ist.
Im Mittelpunkt steht aber das täglich wechselnde Tagesgericht, die Plat du jour (von 12 bis 14 Uhr). Der ganze Tisch bedient sich dabei aus einer Cocotte, eine Art Schmortopf. Darin kommt vor allem Fisch auf den Tisch. Ein Beispiel zum Start: Filet vom Wittling in einer würzigen Thunfisch-Soße mit Risotto. Kostenpunkt: 28 Euro. Dazu stehen 50 offene Weine zur Wahl. Was daraus entstehen soll, nennt der Franzose convivialité. Zu deutsch: Geselligkeit. Die herausragende Qualität, für die das Restaurant jahrelang bekannt war, soll sich auch weiterhin durch das Angebot ziehen. „Selbst wenn Eric drittklassig kochen wollen würde, könnte er das nicht“, ist sich Moissonnier sicher. Auch die Handschrift des begnadeten Franzosen soll sich weiterhin in den Gerichten wiederfinden.
In der Grund-Optik ist das Le Moissonnier für Stammgäste leicht wiederzuerkennen. Neu sind Tische, Stühle und die Bar, an der ebenfalls Austern und Meeresfrüchte bestellt werden können. Insgesamt soll die Stimmung weniger gediegen sein und die Sprüche des Personals kesser als noch zu Sterne-Zeiten.
Reservierungen werden nur telefonisch angenommen. Der Andrang wird voraussichtlich gewaltig sein. „Seit wir die Veränderung angekündigt haben, haben sich 13.000 Menschen bei unserem Newsletter angemeldet“, erzählt Moissonnier. Wer also gerade in den Anfangszeiten einen Tisch ergattert, kann sich glücklich schätzen.
Le Moissonnier für Zuhause
Zweites Standbein des Le Moissonnier wird künftig das bereits in der Corona-Zeit erprobte und nun weiterentwickelte Außer-Haus-Konzept sein. In einer umweltfreundlichen Verpackung, gestaltet von der Kölner Design-Agentur Bel Epok, bekommt der Kunde frische Produkte, die mit wenigen Schritten zu einem hochwertigen Gericht werden. Von Freitag bis Mittwoch kann deutschlandweit bestellt werden, die Lieferung erfolgt am Freitag und Samstag.
Nach vier Wochen wechselt das Menü, das sich der Kunde aus zwei Vorspeisen, zwei Hauptgängen und zwei Desserts zusammenstellen kann. Dazu kommen Klassiker des Le Moissonnier aus 36 Jahren. „Alles wird kinderleicht zuzubereiten sein“, verspricht Vincent Moissonnier.