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Angeklagten in Psychiatrie vergessenAmok-Irrfahrt am Kölner Flughafen – Prozess startet

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Bei der Irrfahrt im Parkhaus kam es zu Gebäudeschäden und mehreren Verletzten.

Bei der Irrfahrt im Parkhaus kam es zu Gebäudeschäden und mehreren Verletzten.

Ein 57-Jähriger soll im März gezielt auf Menschen im Parkhaus des Flughafens Köln/Bonn zugefahren sein.

Zahlreiche beschädigte Fahrzeuge, eine komplett demolierte Schranken-Anlage und ein Schwerverletzter, es waren erschreckende Szenen, die sich am 24. März 2023 in Parkhaus 2 des Flughafens Köln/Bonn abspielten. Verursacher von all dem Chaos war ein 57-Jähriger, der vermutlich im schuldunfähigen Zustand zunächst ein Mietfahrzeug in seine Gewalt gebracht hatte. Hinterm Steuer des Fahrzeugs gab der Mann dann Gas, raste durch das Parkhaus und rammte zahlreiche geparkte Autos.

Dabei soll er auch gezielt auf Menschen zugefahren sein. Seit Donnerstag steht der in Bielefeld lebende 57-Jährige nun in einem sogenannten Sicherungsverfahren vor dem Landgericht. Die Staatsanwaltschaft geht aufgrund einer psychischen Erkrankung davon aus, dass der Mann zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war. Weil der Mann aber eine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle, beantragte die Staatsanwaltschaft die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einer Psychiatrie. In der Antragsschrift legt die Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten neben Diebstahl, mehrfache Sachbeschädigung zum Teil in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie Gefährdung des Straßenverkehrs zur Last. Zudem wird ihm Widerstand gegen Polizeibeamte vorgeworfen. Als Beamten den Mann nach der Irrfahrt festnehmen wollten, soll der 57-Jährigen nach ihnen geschlagen und getreten haben.

Mehrere parkende Fahrzeuge gerammt

Ein Polizeisprecher hatte im März gegenüber der Rundschau erklärt: „Der Mann wehrte sich wie ein Berserker. Er schlug und trat bei der Festnahme wild um sich.“ Den entstandenen Sachschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft mit 11 000 Euro. Laut den Ermittlungen hatte der Mann zunächst den Ford Transit, der zur Reinigung an einer Mietwagenstation offen auf dem Parkdeck stand, gekapert und soll anschließend mit Vollgas losgefahren sein. Dabei hat er zunächst einen Audi gerammt und beschädigt. Dann soll der Mann zurückgesetzt und in das nächste Fahrzeug gekracht sein, bevor er einmal komplett über das Parkdeck fuhr.

Dabei habe er mehrere geparkte Fahrzeuge gerammt und sei absichtlich auf Passanten zugefahren. „Der Fahrer ist ist mit voller Pulle vorwärts und rückswärts gefahren“, sagte damals ein Mitarbeiter einer Mietwagenfirma. Besonders dramatisch erging es einem Mann, auf den der Beschuldigte mit Blickkontakt zugefahren sein soll, wie die Staatsanwältin vortrug. Während ein Kollege des späteren Opfers sich noch mit einem Sprung in Sicherheit habe bringen können, sei das Opfer selbst zwischen dem Tatfahrzeug und einem Schild eingeklemmt worden. „Der Zeuge schrie den Beschuldigten an, dass er wegfahren solle, weil er keine Luft bekomme. Dies tat der Beschuldigte“, hieß es in der Antragsschrift. Der Mann wurde schwer verletzt und erlitt mehrere schmerzhafte Rippenbrüche.

Der Beschuldigte gab an, sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Verteidiger Ingo Lindemann erklärte jedoch: „Mein Mandant ist entsetzt über das, was er angerichtet hat.“ Nachdem der Beschuldigte am Morgen nicht aus der Psychiatrie ins Justizzentrum überstellt worden war es hieß, er sei vergessen worden konnte die Verhandlung erst am Nachmittag beginnen. Der Prozess ist mit weiteren vier Verhandlungstagen bis Ende Oktober terminiert.