Tausende Menschen versammelten sich in Köln am internationalen Tag gegen Rassismus unter dem Motto „Köln stellt sich quer“. Bei der zentralen Kundgebung mit Großaktion #15vor12 beteiligten sich auch Vereine und Unternehmen.
Demo am DonnerstagMehrere Tausend Menschen machen in Köln gegen Rassismus mobil
Die Regenbogenfahne weht dicht neben dem europäischen Sternenbanner in der Menschenmenge auf dem Brüsseler Platz. Ein kleiner Junge im Griechenland-Trikot hat seinen Tretroller in ein Demonstrations-Fahrzeug verwandelt. „AfD ade, Vielfalt olé“ steht auf einem Pappschild an seinem Lenker, die Luft aus seinen Backen pustet er in eine Trillerpfeife. „Anti-Rassismus ist eine Haltung, die in Fleisch und Blut übergehen muss. Es reicht nicht, bunte Plakate zu malen“, ruft die Journalistin Nada Assaad den Menschen durch ein Mikrofon zu. Der Applaus ist kräftig.
Zufriedenheit beim Bündnis „Köln stellt sich quer“
Von vier Plätzen in der Stadt setzen sich am späten Nachmittag einige Tausend Menschen in Bewegung an diesem 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus. Ihr Ziel ist die Bastei am Rheinufer, wo die große Abschlusskundgebung stattfindet. Es ist der Höhepunkt eines Tages, an dem viele Menschen mit Spannung und Anspannung bis 11.45 Uhr ausharren. Auf diese Uhrzeit haben viele Menschen, Institutionen und Vereine gewartet, die sich seit Tagen auf die Aktion #15vor12 des Bündnisses „Köln stellt sich quer“ vorbereitet haben. Im Blickpunkt: die Menschenwürde. „Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch“, schallt es über den Schulhof der KGS Mainzer Straße in der Südstadt. Eine Lehrerin spielt Gitarre, alle Schülerinnen und Schüler singen, in ihrer Mitte liegt ein Transparent auf dem Boden, auf dem viele Herzen zu sehen sind. Und der Slogan: „Wir sind laut, bunt, hier“. Später ziehen sie lärmend mit Polizeibegleitung zum Chlodwigplatz.
Während die Kinder singen, schweigen die Profis des 1. FC Köln, die sich in 1500 Kilometern Entfernung im Mittelkreis ihres Trainingslager-Platzes im spanischen Algorfa versammeln, die Arme hinter ihren Rücken verschränken und innehalten. Im Rechtsrheinischen verlassen derweil die Beschäftigten der Deutz AG die Werkshallen und bilden auf einer Wiese mit beachtlichen Menschenketten den Schriftzug „Art.1 GG“ – ein eindrucksvoller Verweis auf den ersten Artikel des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
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Januar in Köln: 70.000 Menschen gegen rechts
Nachdem Ende Januar rund 70 000 Menschen an der Deutzer Werft ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt hatten, hatte es sich das Bündnis „Köln stellt sich quer“ zur Aufgabe gemacht, „den Protest zu verstetigen“, wie die Sprecherinnen und Sprecher es nennen. In den vergangenen Wochen hatten sie mehr als 70 unterstützende Initiativen und Institutionen für die Aktion #15vor12 gewonnen. „Ich bin beeindruckt von der Beteiligung, wir sind sehr zufrieden, das Konzept hat funktioniert“, schwärmt Brigitta von Bülow, eine der Sprecherinnen des Bündnisses, das sich 2008 gegründet hatte, als Rechte in Köln gegen den Bau der Zentralmoschee demonstrierten.
Nun sind die Straßen und Plätze an vielen Orten der Stadt voller Menschen an diesem 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus. Auf dem Severinskirchplatz versammeln sich viele Schulen, vor dem Bezirksrathaus in Ehrenfeld stehen etwa 500 Schülerinnen und Schüler mit ihren bunten Plakaten und Transparenten. Ein Junge trägt stolz eine bunte Pappe mit dem Schriftzug „Ehrenfeld ist bunt“.
Mal wieder ist die Stadt auf den Beinen, um gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu demonstrieren. So viele wie im Januar an der Deutzer Werft sind nicht gekommen, doch das war auch nicht unbedingt zu erwarten. Die Aktion „15vor12 werde „ungleich härter als der Massenprotest“ hatte Witich Roßmann, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschafts-Bundes und Sprecher von „Köln stellt sich quer“, vorab gemutmaßt. Doch die Liste der beteiligten Unternehmen und Vereine, die um 11.45 Uhr ein Zeichen gegen Rassismus setzen, ist riesig. „Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass Rassismus immer offener geäußert wird“, sagt ein Vorstandsmitglied des Vereins Klubkomm in einem Redebeitrag am Brüsseler Platz. Auch Kulturbetriebe und die IG Gastro sind vertreten, auf den Treppen der Kirche St. Michael liegt ein riesiges Banner mit dem Slogan „Kein Kölsch für Nazis“.