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Klimawandel per KnopfdruckGewächshäuser in der Flora sind jetzt vollständig verglast

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17 Meter hoch wölbt sich die Kuppel des  großen Tropenhauses, das mit dem Wüstenhaus (links) und dem tropischen Nutzpflanzenhaus verbunden ist.

Köln – Ein lichter Glaspalast, futuristisch und märchenhaft zugleich, bringt die Besucher der Flora derzeit ins Staunen. Sechs Monate nachdem der erste der 17 Meter hohen Stahlbögen aufgerichtet wurde, ist die Verglasung der drei miteinander verbundenen Gewächshäuser abgeschlossen. Mehr als 1000 völlig transparente Scheiben werden die Tropen- und Wüstenpflanzen schützen.

Doch noch wölben sich die parabelförmigen Glaswände über gelbem Bausand, hantieren Arbeiter aus einer Krangondel heraus. Sie bauen einen Wartungsgang in der Kuppel. In 14 Metern Höhe. Begonnen haben auch die Gewerke Elektro und Heizung, in dieser Wochen rücken die Sanitärfachleute an. Erst ganz zum Schluss wird die komplizierte Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik eingebaut. Mit ihrer Hilfe kann das Klima in den Häusern exakt so gestaltet werden, wie die exotischen Pflanzen es benötigen.

Ganz reibungslos läuft es aber auf der Großbaustelle nicht. Bei zwei Vergaben waren keine Angebote eingegangen, sie müssen wiederholt werden. Derzeit prüft die Stadt, ob die Verzögerung zu einer Erhöhung der 15,48 Millionen Euro Baukosten führen. Ursprünglich sollte der Bau 11,4 Millionen Euro kosten.

Erst wenn die Gewächshäuser technisch fertiggestellt sind, wird schrittweise mit der Einrichtung und Bepflanzung begonnen. Das ist an sich schon ein logistisch sehr anspruchsvolles Unterfangen. Dazu kommt, dass alle Arbeiten mit Pflanzen fest an Jahreszeiten gebunden sind.

Noch ein weiter Weg bis zur Eröffnung

„Eine traumhafte Herausforderung“ sind die Häuser deshalb für Stephan Anhalt, den Leiter des Botanischen Gartens. Auch, weil sie den berühmten Glasbauten der Londoner „Kew Gardens“, die zu den ältesten Botanischen Gärten der Welt zählen, ähnlich sehen. Doch bis zur Eröffnung der neuen Häuser, die nach jetzigem Stand Anfang 2023 stattfinden soll, ist es noch ein weiter Weg.

„Am liebsten ab Februar 2022“ würde Anhalt damit beginnen, Großpflanzen in das 17 Meter hohe Tropenhaus einsetzen zu lassen. Doch bevor die ersten Pflanzcontainer anrollen, müssen Lüftungsflächen sowie die Nebel- und Regenanlagen perfekt funktionieren, damit das Klima wie geplant gesteuert werden kann. Parallel zu der Testphase der Technik soll die Landschaft im Tropenhaus schon teilweise entstehen.

Botanisches Wunschkonzert

14 Meter Höhe könnte eine Kokospalme im Tropenhaus erreichen. Garten-Leiter Stephan Anhalt wünscht sich zu Beginn ein acht Meter großes Exemplar mit Früchten. In der Natur können diese Palmen bis zu 25 Meter hoch werden.

Der Säulenkaktus aus Mexiko, der für das Wüstenhaus gesucht wird, soll etwa sechs Meter groß sein. Ein verzweigtes Exemplar kostet um die 10 000 Euro

Seychellen-Nusspalme: Um einen nachgezogenen Setzling dieser unter Naturschutz stehenden Pflanze bemüht sich der Freundeskreis Botanischer Garten Köln derzeit. „Falls wir sie bekommen, ist sie noch ganz klein. Damit sie gut anwächst, braucht sie dann einen speziellen Platz mit Fußbodenheizung“, so der Flora-Chef.

Ein Gewürznelkenbaum kann sieben Meter groß werden, er soll das tropische Nutzpflanzenhaus zieren.

Königspalmen gab es bereits in den alten Häusern des Botanischen Gartens, sie waren zu groß für eine Verpflanzung. Jetzt soll es neue geben.

Chilenische Honigpalme: Für diese mit großen fiedrigen Wedeln ausgestattete Palme gibt es bereits eine Sponsorin. (bos)

Ab März oder April könnten die großen Wüstenpflanzen ins gleichnamige Haus gebracht werde. Gleichzeitig mit großen Steinbrocken, die das Areal mitgestalten. „Im Mai geht dann mit unseren Mitarbeitern erstmal nichts mehr, weil in dem Monat sehr viele Arbeiten im Botanischen Garten anstehen“, schildert Anhalt. Doch dann muss es zügig weitergehen, denn Wüstenpflanzen verlieren beim Transport einen Teil ihrer feinen Wurzeln. Und die wachsen nur bis zum Sommer gut nach. „Wenn wir Kakteen zu spät umpflanzen, dann vergammeln sie regelrecht, weil ihnen Nährstoffe fehlen“, so Anhalt. Und auch die fürs Tropenhaus vorgesehenen exotischen Pflanzen benötigen viel Licht, um gut anzuwachsen. „Je früher im Jahr sie eingepflanzt werden, desto besser. Aber es muss natürlich warm genug sein für einen Transport.“

Eine weitere logistische Herausforderung: „Wenn wir Pflanzen in einen Bereich einsetzen, müssen wir andere Flächen teils mit schweren Geräten befahren. Auf diesen Arealen können wir also erstmal gar nichts machen.“ Falls sich die Arbeiten an den Gewächshäusern länger als geplant hinziehen sollten, hat Anhalt eines schon jetzt entschieden: „Im Oktober können wir keine Tropengewächse mehr pflanzen. Dann müssten wir auf das nächste Frühjahr warten.“

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Wenn alles fertig ist, müssen die Pflanzen erstmal sechs Monate lang in Ruhe anwachsen, bevor sich die Glastore der Gewächshäuser für Besucher öffnen, so Anhalt, er sagt: „Dann allerdings ganz sicher mit Wow-Effekt.“