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Historie des Kölner KarnevalsAls die Tanzmariechen noch Männer waren

Lesezeit 5 Minuten
Ehrengarde 1924: Kläre Weiglein im Kreise ihrer Adjutanten.

Ehrengarde 1924: Kläre Weiglein im Kreise ihrer Adjutanten.

Ab 1880 waren zunächst alle Mariechen in den Korps und Tanzgruppen männlich – heute sieht es anders aus. Wir werfen einen Blick auf die Historie.

Wer an ein Tanzpaar im Kölner Karneval denkt, dem kommt wahrscheinlich zunächst ein Männlein und ein Weiblein in den Sinn. Doch nicht überall ist das der Fall. Bei den Funken gab es im Jahr 2013 den Fall, dass es zwei Mariechen eines Korps in der Session gab. Grund dafür war, dass das eigentliche Mariechen Jacqueline Melcher sich verletzt hatte und nun Tanja Wolters für sie einsprang. So präsentierten die Roten Funken einmalig ein Trio.

Ebenfalls eine Ausnahme ist die Aufteilung der Damengarde. Hier ist der Offizier eine Frau und die Marie traditionell ein Mann. Bei den Dellbröcker Boore Schnäuzern der KG Uhu dagegen gibt es nur Männer. Für die „Rheinmatrosen“ der Großen Mülheimer KG war das eine Ausnahme in der Session 2000/2001. Auch hier hatte sich die eigentliche Marie verletzt und kurzerhand schlüpfte Fritz Bolz in den Rock.

100 Jahre Altstädter Tanzpaar Gerdemie und Karl-Heinz Basseng auf dem Alter Mark

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Tanzmariechen waren erst einmal alle männlich

Es ist nicht so, dass Männer in Röcken eine Seltenheit im Kölner Karneval sind, doch bei den Tanzpaaren reicht diese Geschichte weit zurück. Wann genau die ersten Mariechen auftauchten, ist nicht ganz nachzuverfolgen. Klar ist aber, dass diese zu Beginn immer männlich waren. In der Historie der Roten Funken etwa ist nachgehalten, dass schon in den Funkenstammrollen von 1880 bis 1935 viele Funken verzeichnet waren, die den Spitznamen Mariechen trugen und als solche auftraten.

Es ist aber unklar, ob diese vor 1890 Tänze aufführten. Rote-Funken-Präsident Karl Bormkessel und Kommandant Herrmann Faßbinder führten in jenem Jahr den Funken- und Mariechentanz ein. In dem Buch „Frauen, Weiber, Karneval“ von Anja Katzmarzik und Silke Palm wird erklärt, dass der Tanzlehrer Friedrich Gosewich seine Tochter einige Schritte vor den Funken tanzen ließ. Mit dem Lied „Mariechen, Mariechen, wo es dann dinge Jung?“ wurde der Mariechentanz ausgebaut. In dem Buch „Kölner Karneval seit 1823“ von Monika Salchert heißt es, dass die Premiere von einer Frau gezeigt wurde, weil der Mann sich nicht getraut haben soll. Laut den Roten Funken fand diese Uraufführung des Funkentanzes am Rosenmontag 1895 statt. Doch die Rolle wurde danach von einem Mann übernommen, weil nur Männer in das Korps eintreten können. 1932 soll dann der Offizier zu dem Mariechen dazugekommen sein.

Kläre Weiglein war das erste offizielle weibliche Mariechen

Das erste weibliche Mariechen, nach dem zur Einführung des Funkentanzes, stellte die Ehrengarde im Jahr 1924 mit Kläre Weiglein. Nach vier Jahren gab sie diesen Posten aber wieder an einen Mann ab. Erst die Nationalsozialisten führten schließlich in allen Korps und Garden ein, dass das Mariechen eine Frau sein sollte. Ebenso wie die Jungfrau des Dreigestirns.

Im Gegensatz zu dieser sind die weiblichen Mariechen aber bis heute in den meisten Gesellschaften und Korps geblieben. Und das, obwohl, zumindest in den Traditionskorps, Frauen immer noch keine Mitglieder werden können – zumindest nicht dauerhaft. Für die Zeit als Marie werden die Frauen dann vereidigt, bleiben aber nur so lange, bis ihre Zeit als Marie vorbei ist. Bei der Damengarde läuft es genau andersherum, hier werden die Männer in ihrer Zeit als Marie vereidigt, sind aber kein ordentliches Mitglied. Nach ihrer Zeit als Marie hat die Damengarde ihre ehemaligen Mariechen zu Ehrenmitgliedern gemacht.

Das Damengarde-Tanzpaar mit Marie Sebastian Pfromm und Sabrina Hasenberg als Offizier

Das Damengarde-Tanzpaar mit Marie Sebastian Pfromm und Sabrina Hasenberg als Offizier

Nicht in allen Gesellschaften und Korps teilt sich das Tanzpaar übrigens in Marie und Tanzoffizier. Die Bezeichnungen variieren je nach Hintergrund der Vereinigung. Bei den Roten und Blauen Funken trifft der Begriff Funkenmariechen zu. Bei der Ehrengarde und der Prinzengarde bildet sich das Tanzpaar aus Regimentstochter und Tanzoffizier. Beim Reiterkorps Jan von Werth sind es der Tanzoffizier und die Marketenderin. Der Begriff beschreibt eine, die Truppe bei Manövern und im Krieg begleitende, Händlerin. Ein Fässchen am Gürtel weist darauf hin.

Trainer hatten großen Einfluss auf die Entwicklung

Doch unabhängig von der Bezeichnung der jeweiligen Tanzpartnerin, hat sich vor allem die Art des Tanzes im Laufe der Jahre verändert. Zu den klassischen Tänzen sind im Laufe der Zeit immer mehr akrobatische Elemente dazu gekommen. Einer der wichtigen Akteure war hier der Ballettmeister Peter Schnitzler. Ihm sind vor allem die Hebefiguren im Mariechentanz zuzuschreiben.

In dem Buch „Frauen, Weiber, Karneval“, heißt es, der Marie der Altstädter Gerdemie Basseng sei es gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Heinz Basseng gelungen, die Altstädter für neue Ideen zu begeistern, die dann von Trainer Schnitzler umgesetzt wurden. Auf der Webseite der Altstädter heißt es auch, die Gesellschaft habe es dem Tanzpaar Basseng deswegen zu verdanken, zum Traditionskorps ernannt worden zu sein. Die 2010 verstorbene Basseng wird auch die „Mutter aller kölschen Mariechen“ genannt. Und in Anlehnung an sie wurde auch die Jungfrau im Dreigestirn, das die Altstädter 2021 und 2022 stellten, Gerdemie genannt.

Ballettmeisterin und Trainerin Biggi Fahnenschreiber trägt einen ganz ähnlichen Spitznamen wie Basseng: „die Mutter der Mariechen“. Im Gegensatz zu Schnitzler war Fahnenschreiber größtenteils für die Choreographie zahlreicher Tanzgruppen zuständig, während Schnitzler eher die Paare der Traditionskorps trainierte. Diesen Posten gab er Anfang der 2000er Jahre nach und nach an Jens Hermes-Cédileau ab, der selbst in den Tanzgruppen und Korps groß geworden ist.

Während die Tanzkorps eher eine Anlehnung an den Karneval selbst haben, so sind die Tanzgruppen häufig aus Berufsgruppen entstanden. Beispiele sind die Winzerinnen und Winzer, die Domputzer oder auch die Helligen Knäächte und Mägde. Letztere bevorzugen weiterhin eher traditionelle Tänze.