Zum allerersten und wohl auch zum vorerst einzigen Mal zogen die Narren beim Rosenmontagszug durchs Rechtsrheinische. Zahlreiche „Düxer“ feierten begeistert an der Deutzer Freiheit den Zoch vor der eigenen Haustür – vom Fenster, vom Balkon und am Straßenrand.
Düx raderdollPlötzlich geht der Zoch vor der Haustür – so erleben Deutzer den Rosenmontag
„Da kommt er!“, ruft Sarah, als sie die ersten blauen Lichtkegel sieht. Vom Fenster im dritten Stock aus beobachtet sie, wie die Polizei-Vorhut des Rosenmontagszugs in die Deutzer Freiheit einbiegt. Dabei springt sie vor Aufregung hoch. Die Vorfreude ist riesig, endlich geht es los: Zum ersten Mal überhaupt ist der Zug im Rechtsrheinischen unterwegs.
Die Freunde von Katharina Kremer tummeln sich schnell am Fenster. Sie wohnt oben im dritten Stock an der Freiheit und hat eingeladen. Doch das eine Fenster zur Straße hin ist schnell besetzt. Katharinas Partner Daniel holt gleich den Holztritt, damit er auch aus der zweiten Reihe den besten Blick auf den Zoch hat. Die jecken Fründe sind gut vorbereitet: Die Fensterbank ist mit Luftballons geschmückt, kölsche Musik schallt aus den Boxen. Ein großes Buffet mit Gemüse, Blätterteigschnecken und mehr steht in der Küche bereit, die Suppe zum Krafttanken auf dem Herd und die Fünf-Liter-Fässchen sind gekühlt.
Unten an der Straße ist das Bild ähnlich: Vor dem Fitnessstudio haben die Betreiber Mettbrötchen und Co. auf einem Biertisch angerichtet und feiern im abgesperrten Bereich. Gleich daneben hat die Stadt eine der unzähligen Tribünen aufgebaut. Eine der Straßenseiten ist zudem für Vereine reserviert. Dort stehen auch Gabi und die Düxer Clowns.
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Rund 40 Clowns sind da, in Rut-un-Wiess-Ringeloutfits, mit passender Clownschminke im Gesicht. Schon um sieben Uhr haben die ersten angefangen, Absperrband aufzuhängen. Die Clowns sind glücklich, endlich mal in ihrer Heimat den Zug feiern zu können, sonst stehen sie am Alter Markt. Wenige Meter weiter haben die Fidelen Höhenberger es sich mitsamt kleinem Bierwagen gemütlich gemacht. Sonst stehen sie am Rosenmontag am Heumarkt. Als die Sonne durch die Wolken bricht, spielen sie auf das gute Wetter an: „De Herrjott muss ne Kölsche sin!“
Oben im dritten Stock werden derweil die Kamelle-Rufe lauter – doch Schokolade kommt keine geflogen. Sarah Opitz reicht es. „Die schauen gar nicht zu uns hoch. Wir müssen runtergehen.“ Das Grüppchen macht sich auf den Weg, unten warten bereits weitere Freunde.
Auf der engen Gasse ist derweil ein nahtloser Übergang von Zuggruppen zu Narren zu sehen – Zoch hautnah. Die Jecken auf den Wagen werfen weiter Süßes in Richtung der offenen Fenster und Balkone. Was sein Ziel verfehlt, sammelt sich in den Vordächern der Geschäfte. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Nach der langen Coronapause sind so viele Jecke unterwegs, dass die Stadt gegen 12.15 Uhr die Zugänge zum Deutzer Zugweg sperrt. Selbst die Hohenzollernbrücke ist in Richtung Schäl Sick lange gesperrt.
Katharina Kremer erklärt: „Ich hab heute morgen schon Schlimmes befürchtet, bei so vielen Menschen. Es ist zehnmal so viel los wie am Sonntag, aber es ist super friedlich.“ Knapp sechs Stunden dauert es, bis auch der letzte Wagen vorbei ist. Der Zoch im Rechtsrheinischen kommt bei allen gut an. Das Fazit von Daniel Schnichels ist durchweg positiv: „Der Zug vor der eigenen Haustür ist etwas ganz Besonderes. Wir sind alle begeistert.“ Und auch wenn der Zugweg durch Deutz erstmal einmalig bleiben wird, sagt er: „Nächstes Jahr gerne wieder!“