Mehr ZuschauerWas die Entscheidung zu Großveranstaltungen für Kölns Karneval bedeutet
Köln – Die reine Freude ist noch nicht ausgebrochen beim Festkomitee Kölner Karneval. Zwar haben die Chefinnen und Chefs der Staatskanzleien am Mittwoch eine Erhöhung der Zuschauerkapazität für Hallen und Stadien beschlossen, dabei ist jedoch von „überregionalen Großveranstaltungen“ die Rede. Ist das vom Festkomitee im Stadion geplante Rosenmontagsfest eine überregionale Sache? Oder doch nur lokales Brauchtum? Bestenfalls dürften nun nicht mehr nur 750 Jecke, sondern 10.000 den Zug durch das Stadion verfolgen. Auch der 1. FC Köln und die Kölner Haie profitieren von der Entscheidung.
Hoffen auf Präsentation der Rosenmontagswagen im Stadion
In den vergangenen Monaten hat das Festkomitee bereits 24 Persiflagewagen in Auftrag gegeben, die Rosenmontag durchs Stadion rollen sollen. „Es wäre toll, die aufwendig gebauten Wagen nicht nur dem Publikum zu Hause an den Bildschirmen, sondern auch zumindest einigen Tausend Menschen live präsentieren zu dürfen“, sagt Zugleiter Holger Kirsch. Nun müsse jedoch abgewartet werden, „wie genau die Vorgaben der Landesregierung NRW und die konkrete Umsetzung für das Stadion in Köln aussehen werden“, so Kirsch. Frühestens kommende Woche erwartet er Klarheit.
Schon wieder Karneval. Bevor die Frage aufkommt, ob diese Stadt keine anderen Probleme hat, gilt es festzustellen: derzeit eher nicht. Am heutigen Donnerstag hat der Stadtrat eine Aktuelle Stunde einberufen, um darüber zu debattieren, wie sich die Stadt für den Straßenkarneval wappnen kann, der mehr oder weniger kontrolliert über Köln hereinbrechen wird. „Karneval kann man nicht absagen“, lautete stets das Credo von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. Jetzt fordert das Festkomitee aus Sorge vor einem Imageschaden für das Brauchtum selbst klare Regeln. Regeln für ein zutiefst anarchisches Fest.
Am Mittwochabend hat sich der Vorstand des Festkomitees getroffen, um auch über die neuen Entwicklungen für das Rosenmontagsfest zu beraten. Denn derzeit gibt es mehr Fragen als klare Antworten. Zum Beispiel diese: Zählen die 2000 Teilnehmer zu den 10 000 Stadionbesuchern, oder werden sie extra gezählt? Gibt es einen offenen Kartenverkauf für das Fest, oder werden die Tickets an die Karnevalsvereine vergeben? Klar ist bislang, dass die Wagen in der Woche vor Rosenmontag öffentlich beim so genannten „Richtfest“ vorgestellt werden.
Altstädter „bereit“ für Feier auf dem Alter Markt
In diesen Tagen ist der Karneval die Projektionsfläche für eine längst entbrannte öffentliche Debatte, für eine brodelnde Unzufriedenheit mit den Auswirkungen der Corona-Schutzverordnung, die in jedem Bundesland anders interpretiert wird. Vor „unschönen Szenen“, hat unlängst die IG Gastro in einem Offenen Brief gewarnt und damit eine zu starke Unterdrückung des öffentlichen Feierwillens gemeint. „Es ist aus unserer Sicht zu früh, Verweilverbote ins Auge zu fassen, so wie die Stadt dies angekündigt hat. Die Entscheidung ist schwierig und wir werden einen Teufel tun, Karneval um jeden Preis feiern zu wollen“, sagt Till Riekenbrauk aus dem Vorstand der IG Gastro.
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Abwarten wollen auch die Altstädter bei ihrer Überlegung, ob und wie sie die Eröffnung des Straßenkarnevals Weiberfastnacht feiern. „Wir werden warten, wie die Stadt entscheidet“, so Altstädter-Sprecher Heinz Schulte. Aber er sagt auch: „Wir sind bereit.“
Bereit ist auch Arena-Chef Stefan Löcher. In der Lanxess-Arena sind nun 4000 Besucher erlaubt. Freuen wird das zunächst die Kölner Haie. Als „unabdingbaren Schritt in die richtige Richtung“, bezeichnet Löcher die Entscheidung der Politik. Und er findet, dass die Arena aufgrund der starken Belüftungsanlagen wie ein Stadion zu behandeln sei. Also: 10 000 Zuschauer.
Wie gesagt: Es brodelt.