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„Maximalschaden fürs Brauchtum“Kölns Karnevalsverbände fürchten weiteren Imageverlust

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Zülpicher Straße Karneval

So war es am Elften im Elften: Menschenmassen feierten auf der Zülpicher Straße. 

Köln – In einem eindringlichen Appell an die Politik haben der Bund Deutscher Karneval (BDK) und mehrere Regionalverbände vor unkontrollierten Auswüchsen des Straßenkarnevals gewarnt und einheitliche Regelungen gefordert.

Kölns Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn befürchtet ähnliche Szenen wie zur Eröffnung des Straßenkarnevals am 11. November, als Tausende Jecke dicht gedrängt auf der Zülpicher Straße gefeiert hatten. „Und am Ende wird der Karneval in der öffentlichen Wahrnehmung erneut zum Corona-Treiber erklärt, obwohl die Menschen nur alle das tun, was gesetzlich erlaubt ist“, so Kuckelkorn.

Karnevalsverbände tauschen sich bei virtueller Konferenz aus

Am Dienstagabend hatten sich Vertreter der Karnevalsverbände bei einer virtuellen Konferenz mit den Verantwortlichen der Düsseldorfer Staatskanzlei ausgetauscht. Offenbar gibt es aus der Politik keine Anzeichen für eine Verschärfung der Corona-Schutzverordnung für die Zeit des Straßenkarnevals. „Noch haben Bund und Land Zeit, den Kommunen die Werkzeuge für sicheres Feiern an die Hand zu geben“, so Kuckelkorn.

Nach der Sessionseröffnung hatten die Bilder von der Zülpicher Straße bundesweit für Kopfschütteln und hämische Kommentare über die Zustände in Köln gesorgt. Einen neuerlichen Imageschaden will auch die Stadt unbedingt vermeiden, doch wie das gelingen soll, ist bislang ein ungelöstes Rätsel. Auf Anfrage der Rundschau teilte die Stadt mit, man bereite derzeit eine Kampagne vor, „um auf allen bekannten Kanälen auf die dann geltenden Regeln hinzuweisen und bestmöglich zu informieren.“ Die Verhängung eines Bereichsbetretungsverbots für die Zülpicher Straße scheidet offenbar aus rechtlichen Gründen aus.

Vereine fühlen sich als Verlierer im Corona-Dschungel

Hier wird gefeiert

Im Jugendpark in Deutz beginnt am 4. Februar eine Konzertreihe mit den Topbands des Kölner Karneval, Veranstalter ist „Bonnlive“. Die Konzerte finden an den Wochenenden bis zum 28. Februar statt.

Kostümhändler Deiters setzte die Reihe „Humba Tätära“ im Lindner-Hotel dieses Wochenende fort, es folgen Veranstaltungen in der Wassermannhalle in Vogelsang.

Zum Doppelkonzert mit Miljö und Fiasko lädt das „Gaffel am Dom“ am 30. Januar ab 17 Uhr ein. Am heutigen Freitagabend spielt Björn Heuser.

In der Volksbühne heißt es im Februar „Stunk unplugged“, auch „Deine Sitzung“ ist zu Gast.

In der Bagatelle in der Südstadt stehen ebenfalls mehrere Veranstaltungen an.

Die Große Kölner lädt am 3.2. zum „Rednerhäreovend“.

Doch nicht nur die befürchteten Menschenmassen im Straßenkarneval führen zu Unmut im organisierten Karneval. Angesichts der vermehrt von privaten Organisatoren angebotenen Kneipenveranstaltungen und Sitzungen fühlen sich die Vereine offenbar als Verlierer ihrer Absprache mit der Staatskanzlei.

Ende Dezember hatten sie nach mehreren Gesprächen ihren Verzicht auf den Sitzungskarneval erklärt und müssen nun kommerziellen Akteuren das Feld überlassen. „Entgegen der Omikron-Vorhersagen der Politik von vor Weihnachten nehmen die Menschen aktuell wahr, dass Karneval in Kneipen oder im Rahmen von Saalveranstaltungen nach wie vor stattfinden darf und längst stattfindet“, sagt BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess und beklagt einen „maximalen Schaden für das Brauchtum“. Laut Corona-Schutzverordnung sind in Innenräumen Feiern mit bis zu 750 Besuchern erlaubt.