Köln – Pfandbecher statt Glas und orange Schilder zu den Toilettenhäuschen – das ist ein Teil der Maßnahmen, mit denen die Organisatoren der Sessionseröffnung am Elften im Elften verhindern wollen, dass sich die unschönen Szenen vom vorigen Jahr wiederholen. Beim verregneten Auftakt am Samstag vor einem Jahr türmten sich Müll und Glasreste besonders hoch. Und beinahe jedes Haus musste als Pissoir herhalten.
Diesmal wird an einem Sonntag gefeiert, und darum mahnt Ralf Schlegelmilch, der als Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft für die Sessionseröffnung auf dem Heumarkt verantwortlich ist: „Man wirft keinen Müll auf die Straße, und man pinkelt auch nicht an Hauswände!“
Weil Eltern ihren Kindern zu wenig Regeln mit auf den Weg gäben, wollen Schlegelmilch und Co. zum Jahresende in einen Kindergarten gehen und dort Nachhilfe geben.
„Es wird um Werte gehen, wie man sich in einer Stadtgesellschaft benimmt“, kündigte der Präsident an. Für die, die jetzt schon groß sind, hatte Christoph Kuckelkorn Als Präsident des Festkomitees Kölner Karneval noch eine Regel dabei: „Das ,G‘ in ,Karneval‘ steht für ,Grapschen‘.“ Und weil es in dem Wort „Karneval“ kein „G“ gibt, ist Grapschen eben tabu. Auf 130 elektronischen Werbetafeln sowie auf Bildschirmen von Kölner Verkehrs-Betrieben und Taxis soll das „G“ gezeigt werden.
Klüngelköpp treten mit Gehörlosenchor auf
Die Erziehungsmaßnahmen sollen durch ein Becherpfand von nur einem Euro bekräftigt werden. „Für das Geld gibt es eine Pfandmarke. Und wer will, kann das Pfand spenden“, sagt Schlegelmilch. Die Aktion der Altstadtwirte kommt der 25 Jahre alten Sara Beck aus Weidenpesch zugute. Sie leidet an MLD, einer Krankheit, die das Gehirn schädigt, sowie an Demenz und muss häufig ins Krankenhaus gefahren werden.
Aus sozialem Engagement hat die Willi-Ostermann-Gesellschaft auch 20 Gehörlosen einen Platz vor der Bühne reserviert. Sie werden Gebärdendolmetscherin Aline Ackers auf die Hände schauen, und der Chor der Karnevalsgesellschaft „Jecke Öhrcher“ singt stumm ab 14.27 Uhr mit den „Klüngelköpp“ deren Hit „Stääne“. Die „Kolibris“ werden am Elften im Elften auf die Karnevalsbühne zurückkehren. Dreigestirn und Oberbürgermeisterin stehen ebenfalls auf dem Programm – außerdem „Eldorado“. Das sind die Musiker, die zuletzt für Micky Brühl spielten.
Die Feier beginnt bekanntermaßen um 11.11 Uhr. „Wir haben an der Technik gefeilt, damit das klappt“, sagt Schlegelmilch. Ende soll gegen 16 Uhr beim Mitsingkonzert sein. Eine öffentliche Bühne mit Musikbands gibt es ansonsten zum Sessionsauftakt nur vor der Uni-Mensa in der Zülpicher Straße. Sie ist neu, um das Gedränge in der Zülpicher Straße zu entzerren. Die Zahl der Toiletten an den Feier-Schwerpunkten ist fast verzehnfacht worden. In der Altstadt, an der Zülpicher Straße und in der Südstadt werden 700 Häuschen stehen. „Weil wir alle die Auswüchse zu spüren bekommen“, sagte Kuckelkorn.