Auch die Gendersprache, die Bauernproteste und der Kölner Kardinal werden im Kölner Karnevalszug persifliert.
Entwürfe vorgestelltKölner Rosenmontagszug zeigt Scholz als Faultier

Die Zeichnung für einen politischen Persiflagewagen zeigt den Entwurf zum Thema Bundeskanzler.
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Insgeheim werden im Kreise der Kritzelköpp, dem Kreativteam im Hause des Festkomitees, Wetten abgeschlossen, welcher ihrer Persiflagewagen es am Abend des Rosenmontagszugs in die Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten schafft. In diesem Jahr wird intern der Wagen mit dem Titel „Der Rest ist Schweigen“ hoch gehandelt, zu sehen ist Bundeskanzler Olaf Scholz als Faultier, das träge vom Baum hängt. „Die Idee ist in der Kneipe als Skizze auf einem Bierdeckel entstanden“, erzählt Holger Kirsch, der nun bereits im fünften Jahr als Zugleiter die Verantwortung für den Höhepunkt des närrischen Treibens trägt.

Ein aktuelles Thema sind die Bauernproteste.
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Insgesamt 24 Persiflagewagen werden Teil des Rosenmontagszugs sein, der nach der Jubiläums-Ausnahme im Vorjahr nun wieder in der Südstadt startet und den gewohnten Weg durchs Linksrheinische zieht. Die Entwürfe der meisten Motivwagen hat das Festkomitee am Freitag in der Comedia in der Südstadt vorgestellt, zwei „Geheimwagen“ sollen erst beim Zug präsentiert werden. „Das Zeitgeschehen ist mehr als Theater und das Spiel einiger Jecke. Ich bin froh, mit dem Zug ein wenig Leichtigkeit zu empfinden“, sagt Kirsch. Getreu dem Sessionsmotto „Wat e Theater - Wat e Jeckespill“ bilden dieses Mal berühmte Zitate und bekannte Stücke aus der Welt des Theaters den roten Faden des Zuges.

Die Zeichnung für einen politischen Persiflagewagen zeigt den Entwurf zum Thema Missbrauchsskandal.
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Auf der großen Rosenmontags-Bühne kommt den Persiflagen mindestens eine wichtige Nebenrolle zu, das Kreativteam öffnet mit viel Süffisanz den Vorhang für die karnevalistische Sicht auf das schwer verdauliche Weltgeschehen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird zu Madame Butterfly und rumpelt als Elefant im Porzelanladen durch die Weltpolitik, das Despoten-Trio Wladimir Putin (Russland), Ruhollah Chomeini (Iran) und Xi Jinping (Chona) hat die „Bretter, die die Welt bedeten“ vor dem Kopf. Und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellt sich frei nach William Shakespeare die Frage: „To be or Nato be?“ - noch darf er auf einen Nato-Beitritt seines Landes hoffen. Und die Walküre wird zur Grünen-Willküre - Parteichefin Ricarda Lang reitet halsbrecherisch auf einer Wärmepumpe Rodeo.
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Der Entwurf zum Thema Weltpolitik.
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Kein Rosenmontagszug ohne Kölner Themen. Und ohne den 1. FC Köln. FC-Geschäftsführer Christian wird zum Chef des „Henneschen“-Theaters und steht wegen Fachkräftemangel vor der Verpflichtung von Tünnes und Schäl. Das städtische Verkehrsdezernat wird mit Verkehrsversuchen auf der Deutzer Freiheit und der Trankgasse zum „Affentheater“, die Oper wird natürlich zum Phantom, um das sich Bon der Baumeister kümmert. Können wir das schaffen? - Wohl eher nicht. Und dann ist da noch der Wagen, auf dem der Kallendresser mit blankem Hintern auf die Nazis scheißt - ausnahmsweise hatte das Festkomitee den Wagen bereits zur Anti-Rechts-Demo am vorigen Wochenende aus der Halle geholt.
Weil die Kriegschauplätze der Welt zahlreich sind, wird der Karneval auf einem Wagen als buntes Friedensfest gefeiert, Johann Wolfgang von Goethe wird von der Gender-Faust vermöbelt, die katholische Kirche taugt nur noch zum „Trauerspiel“ und das Dreigestirn leidet unter dem streikenden Bauern.
Die Wagen werden zwei Tage vor Weiberfastnacht vorgestellt.