Lindner als rosarotes Schweinchen, Scholz als Faultier, Putin mit Brett vorm Kopf: Wir zeigen die Karnevalswagen vom Rosenmontag in Köln.
Karneval in KölnDas sind die Persiflagewagen für den Rosenmontagszug

Christian Lindner müht sich an der Schuldenbremse ab.
Copyright: Costa Belibasakis
Der Jeck hat sie wie immer alle im Blick. Mit seinem riesigen Fernglas richtet er den Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Schauplätze der Welt. Und stellt passend zum aktuellen Sessionsmotto fest: ganz schön viel Theater überall. Das Fernglas wird seinen Platz in wenigen Tagen ganz vorne im Rosenmontagszug bekommen, auf dem Wagen von Zugleiter Holger Kirsch. „So viele Krisen haben uns in den letzten Jahren herausgefordert und fassungslos zurückgelassen. Ob auf der großen Weltbühne oder am Stammtisch in der Veedelskneipe“, hatte Kirsch bereits vor der großen Enthüllung die Stoßrichtung der Persiflagewagen zusammengefasst.

Faultier Olaf Scholz.
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Mit großem Tamtam, viel Nebel und einer musikalischen Einlage der Band Stadtrand, die auch Teil des Rosenmontagszugs sein wird, enthüllte das Festkomitee am Dienstag die über 20 Werke in der Wagenhalle am Maarweg. Zwei Wagen sind noch von riesigen Planen ummantelt. Das Festkomitee enthüllt sie für den Überraschungseffekt erst am Rosenmontag.
Wieder einmal haben die Kritzelköpp, das Kreativteam des Festkomitees, und die Wagenbauer ganze Arbeit geleistet. Das Motto „Wat e Theater - wat e Jeckespill“ lieferte dafür unzählige Steilvorlagen. Große Aufmerksamkeit zieht in der Wagenhalle ein Faultier auf sich. Zufrieden schlummert Olaf Scholz auf seinem Ast. Ein Sinnbild für die Kommunikationsfreude und Redegewandtheit des Kanzlers. „Der Rest ist Schweigen“ heißt es dazu in Anlehnung an Shakespeares „Hamlet“. Eindrucksvoll kommt auch Finanzminister Christian Lindner als rosarotes Sparschwein daher, der sich an der Schuldenbremse abmüht.
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Weltpolitisch richtet sich der Blick aus Köln auf das Despoten-Trio Putin, Xi Jinping und Chamenei, die die Welt terrorisieren und zum Pulverfass machen. Die „Bretter, die die Welt bedeuten“ haben die Wagenbauer den Dreien ganz einfach vor den Kopf genagelt.

Eine kunterbunte Friedenstaube begleitet den Rosenmontagszug.
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Bob, der Baumeister, als „Phantom der Oper“.
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Von der Weltbühne wandert der Blick im Rosenmontagszug traditionell aber auch auf die lokalen Baustellen. Im Kölner Verkehrsdezernat herrscht „Affentheater“. Die haarigen Protagonisten haben offenbar Lack gesoffen und jonglieren wild mit Straßenschildern und Verkehrsversuchen. Bob der Baumeister wird als Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ auftreten und die Kritzelköpp vermuten: „Gehämmert, gebohrt und gesägt wird da doch bis zum Sanktnimmerleinstag.“
Dass das Kreativteam auch auf kurzfristig hereinflatternde Themen reagieren kann, beweist es in diesem Jahr mit ihrem Wagen zu den großen Bauernprotesten, die ab dem 8. Januar deutschlandweit starteten. Weil die Ampelregierung den Rotstift in der Landwirtschaft ansetzen will, steigt auch der Kölner Bauer in das „Bauerntheater“ ein. „Ich streike“ steht auf seinem Protestschild. Prinz und Jungfrau können da nur noch mit dem Kopf schütteln.

Bauernprotest auch beim Kölner Dreigestirn.
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Das Fernglas der Kölner Jecken wird sich am Rosenmontag angesichts der trüben Wetteraussichten aber auch gen Himmel richten. „Wir sind gut vorbereitet und haben an alles gedacht“, ist sich Zugleiter Holger Kirsch sicher. „Nun brauchen wir aber vielleicht noch ein bisschen Beistand von oben.“
Die Kritzelköpp
Sieben Personen bilden gemeinsam das Team der Kritzelköpp. Sie sind die kreativen Köpfe hinter den Persiflagewagen. Der Entwicklungsprozess beginnt bereits ein Dreivierteljahr vor dem Rosenmontagszug. Die Kritzelköpp zeichnen die Vorlagen, aus denen die Wagenbauer anschließend die großen Motivwagen zaubern.