Heimatverbunden und weltgewandt: Der Rosenmontagszug greift im Jubiläumsjahr viele Aspekte auf - und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Karneval in KölnDas schönste Geschenk an alle Kölner – das sind die Wagen im Rosenmontagszug
Mit diabolischen Gesichtszügen dreht Putin die Welt durch den Fleischwolf. Hinaus kommt ein Sturzbach aus Blut und Gräbern. Auch zum Karnevals-Jubiläum wird der Rosenmontagszug ein deutliche politische Note haben. Bis hin an die Grenze, bei der den Jecken das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte – wie der Persiflagewagen der KG Löstije Brücker Müüs beweist. 23 Wagen hat das Festkomitee beim traditionellen „Richtfest“ des Zochs vorab den Blicken frei gegeben.
Erstmals fand das im Linksrheinischen statt, in einer Halle der Kölnmesse. Eine Reminiszenz an „200 Jahre Kölner Karneval“, startet doch der Rosenmontagszug zu diesem runden Geburtstag erstmals auf der Schäl Sick. Und weil es zu einem Geburtstag Präsente übergeben werden, bezeichnet Zugleiter Holger Klein die Wagen als: „Das schönste Geschenk an alle Kölner.“
Habecks Bückling
Auch wenn der Kölner gern in Veedeln denkt, mit zahlreichen Persiflagewagen wird am Rosenmontag über den Tellerrand hinausgeschaut. Da macht der Wirtschaftsminister Robert Habeck einen Bückling vor einem zur Pipeline mutierten Scheich. Kanzler Scholz hängt in den Fängen einer chinesischen Krake. Hoch politisch und topaktuelle ist er also, der Zoch. Und dennoch schlagen die Wagenbauer die Brücke zurück zur 200-jährigen Geschichte des Brauchtums. Viele Motive basieren auf ehemaligen Sessionsmotti. So lautete das Motto 1826: „Die Fahrt zu dem Monde“. Auf dem dazugehörigen Wagen zu sehen: Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht, die sich an eine Silvesterrakete angebunden in den Himmel von Berlin schießt.
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Der Dom zieht den Stecker
Bei aller großen Politik, das Festkomitee lässt die „Kirche im Dorf“. Auf dem Wagen vom Divertissementchen hat sich der Dom den Stecker gezogen. Oder stöpselt er ein? Zu Ostern soll er ja wieder erleuchtet sein, versprach OB Henriette Reker. Apropos Reker. Die hat Düsseldorf ein Geschenk zu übergeben. Nett mit Schleifchen aufgehübscht. Aber mit einer Armlänge Abstand präsentiert: Die Zülpicher Straße. Am Bug des Wagens: Ein Saufgelage. Ist das große Politik oder lokale Kritik? Nach dem Sessionsmotto von 1957: „Lasst Blumen sprechen“ sind auf dem Wagen der Kölsche Figaros eine Sonnenblume und eine fleischfressende Pflanze zu sehen. Die erste steht für die Ideologie der Grünen, die zweiten für ihre Realpolitik. Die Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche führen bundesweit zu Austritten, mit einem Epizentrum in Köln. Schweine in Priestersoutane, eingebuchtet von einer Kardinalin ist die Persiflage dazu.
Noch eine Überaschung für die Jecken
Auf 23 Wagen war der Blick frei gegeben, aber damit noch nicht auf alle. Ein, zwei Motive hat das Festkomitee zurückgehalten. Ein Überraschungsgeschenk für die Jecken am Zochweg. Bei allem Frohsinn: Wird der Katastrophe in der Türkei gedacht? Die Antwort gibts am Rosenmontag.