Helmut Körner, Carina Holl und Rüdiger Brühl sind die stillen Helden des Karnevals - Ehrung am Karnevalsfreitag beim Sternmarsch auf dem Alter Markt.
Ehrenamtspreis der RundschauDas sind die Preisträgerinnen und Preisträger von „Jeck met Hätz“

Ohne das Ehrenamt geht im Kölner Karneval Nichts.
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Helmut Körner: Ein Leben für die Zöch
Immer nur beiläufig erzählt Helmut Körner, was er leistet. Seine Augen glitzern dafür umso mehr, wenn er davon spricht, wie die Jecken an der Schule seiner Kinder hingebungsvoll basteln, malen und nähen. „Ich möchte den Preis unbedingt dem ganzen Team widmen“, betont er. Fast 100 Personen ziehen in diesem Jahr unter Körners Leitung mit den Schull- un Veedelszöch durch Köln. Seit rund zehn Jahren ist er Chef der Karnevals-AG an Königin-Luise-Schule.

Helmut Körner mit der Wagenfigur seiner AG.
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Ewig lang ist die Liste der Aufgaben, die der Kölner voller Leidenschaft erfüllt, damit die Zöch für alle zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Als Leiter organisiert Körner die die vielen Treffen der Gruppen für Kostüme, Wagenbau, Kamelle und die After-Zoch-Party. Er kümmert sich um Nachwuchs für die AG, die Finanzen, verfasst einen Newsletter und beantwortet rund um die Uhr Fragen von Eltern. Kaum ist die Session vorbei, geht es nach den Sommerferien schon wieder in die Vorbereitungen für die nächste Session.
Er ist der Kleber, der die Gruppe zusammenhält. Nicht nur mit seinem Talent für Organisation, sondern auch mit seiner Herzlichkeit, erklärt AG-Kollegin Yvette Barth. Sie hat Körner für „Jeck met Hätz“ nominiert und engagiert sich sich in der Kostümgruppe. „Was Helmut macht ist wirklich großartig.“ Ihm sei es auch zu verdanken,dass viele Eltern, die schon lange keine Kinder mehr auf der Schule haben, bis heute weiterhin mitbasteln. „Ich bin der Gute-Laune-Onkel“, sagt Körner schmunzelnd. Er arbeitet Vollzeit, hat mehrere Mitarbeiter und muss für seinen Beruf nach Essen pendeln. Trotzdem steht er jederzeit für die AG parat. Karneval liege ihm nun mal im Blut, erklärt der gebürtige Kölner.
„Ein unbeschreibliches Gefühl“ nennt er den Moment, in dem der Anruf kam, und er erfuhr, dass er bei „Jeck met Hätz“ unter die Top 3 gewählt wurde. „Bei so vielen ehrenamtlich Engagierten in Köln, kann man das gar nicht glauben. Und ich bin ja sowieso überrascht gewesen, dass ich vorgeschlagen wurde.“

Die Karnevals-AG bei der Bastelarbeit.
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Von dem, was seine AG leistet, ist er täglich aufs Neue beeindruckt. „Eine Heißklebepistole in meinen Händen wäre mein sicherer Tod“, sagt er lachend. Begeistert macht er auf die meterlange und glitzernde Libelle aufmerksam, die die Wagenbaugruppe gebaut hat.
Bei den Basteltreffen, die im Januar und Februar jeden Samstag stattfinden, ist Körner immer dabei, sorgt für reichlich Snacks und Getränke. Jüngere und ältere Kinder arbeiten in den Gruppen Hand in Hand, freut er sich. Unter dem Motto „Mer schenke uns Schull en paar Blömche“ macht die Gruppe in diesem Jahr auf das mangelnde Grün auf ihrem Pausenhof aufmerksam.
Der Moment, wenn die Gruppe nach vielen Wochen der Vorbereitung in ihren Kostümen durch die Severinstorburg zieht, sei jedes Mal wieder etwas Besonderes – auch nach zehn Jahren. Gerührt erzählt Körner, dass dann selbst Erwachsene aufpassen müssen, dass sie wegen ihrer großen Begeisterung nicht sofort alle ihre Kamelle in die jecke Menge werfen.
Carina Holl: Eine Mutter jeckifiziert die Grundschule
„Bei unserem ersten Auftritt war ich sehr aufgeregt, weil ich den Tag davor bei der Probe das erste Mal in ein Mikrofon gesprochen habe“, sagt Prinzessin Louisa. Bunte Federn wippen dabei an ihrer handgemachten Narrenkappe, so wie es sich für das Oberhaupt der Jecken an der Gemeinschaftsgrundschule Annastraße gehört. Carina Holl schaut ihr stolz zu. Sie hat die Raderberger Schule ihrer Kinder gemeinsam mit den Müttern Lina Werr und Oda Schumacher sozusagen jeckifiziert.

Carina Holl (Mitte) mit den „Karnevalsschwestern“.
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Den „Karnevalsschwestern“, wie das Trio sich nennt, ist es zu verdanken, dass die Schule seit vergangenem Jahr mit Viertklässlerinnen und Viertklässlern ein Dreigestirn stellt. Neu dazugekommen sind drei Funken und der Prinzenführer Lennard. Fachmännisch erklärt er , wie man der Menge vor dem Einzug des Dreigestirns am besten einheizt: „Ich sage: Drei mal Kölle Alaaf! Und dann am Ende, dass das Publikum zu leise gewesen ist.“ Mit einer Mutter wie Frau Holl, liegt einem sowas scheinbar im Blut. Die Kostüme des Dreigestirns hat sie rund einen Monat lang selbst geschneidert und gebastelt. Dass die Kostüme möglichst detailgetreu sind, war ihr dabei sehr wichtig.
Das Dreigestirn soll unter den Pänz nicht nur gute Laune verbreiten, sondern das Brauchtum lebendig halten. Auf der Bühne von Veranstaltungen ihrer Schule erklären die Pänz ihren Mitschülerinnen und Mitschülern was eigentlich „Strüssjer“ sind, was „Alaaf“ heißt und warum Köln überhaupt einen Karneval hat. Dafür verfassen sie eigenständig Reden. „Als wir anderen erzählt haben, dass wir ein Dreigestirn sind, haben viele uns gefragt: ,Was ist das denn?’“. Da eine verständliche Antwort zu finden, sei gar nicht so einfach, findet Bauer Matthias. „Man kann das kaum kurz und knackig erklären.“ Dafür müsse man schließlich weit in der Kölner Geschichte zurück gehen. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder sich mit ihrer Stadt identifizieren und dass sie wissen, dass sie in einer besonderen Stadt leben“, erklärt Oda Schuhmacher.

Das Dreigestirn mit Prinzenführer und Annafunken.
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Carina Holls Engagement endet aber nicht beim Dreigestirn. Dank ihr hat die Schule seit diesem Jahr eine Karnevalshymne. „Wir Karnevals-Pänz sind besonders jeck, und tragen unser Herz am rechten Fleck“, heißt es darin. Das Lied mit einer Melodie vom Musiklehrer kommt gut an. Die textsichere und lautstarke Probe der Chor-AG beweist es. Die Pänz üben gerade für die schuleigene „Loss mer singe“-Feier, die von den „Karnevalsschwestern“ ins Leben gerufen wurde.
Eigentlich bestand die Aufgabe des Trios ausschließlich darin, die Karnevalsgruppe der Schule für den Südstadtzug zu organisieren. „Der Zug ist für uns das absolute Highlight. Dort gehen wir mit 300 Personen mit“, erklärt Werr. Schnell hatten die Freundinnen aber mehr Ideen. „Für uns gibt es keinen Stopp. Wir planen einfach das ganze Jahr über“, sagt Holl lachend . Und das obwohl alle drei berufstätig sind. Das wichtigste Ergebnis ihrer ehrenamtlichen Arbeit? Zusammenhalt. „Genau das ist es , was wir den Kindern mitgeben wollen“, sagt Holl. Die Karnevalshymne kann mittlerweile nicht mehr nur der Chor auswendig. Überall in der Schule wird die Melodie gesummt.
Erinnerung in Bronze
Wenn Rüdiger Brühl vor der kleinen Bronze-Statue an der Berrenrather Straße 313 steht, dann verspürt er vor allem eines: Stolz. Es ist der Stolz darüber, einer Kölner Karnevalslegende und einem Sülzer Original einen Ort des Gedenkens geschenkt zu haben. Einem Ort, an dem Freunde und Weggefährten ihrem Hans auch nach seinem Tod nah sein können – und der dafür sorgt, dass Hans Süper nicht vergessen wird. „Es gibt so viele Künstler, die in Vergessenheit geraten sind“, sagt Rüdiger Brühl. Das sollte seinem Freund nicht passieren. Als der Mann mit der Flitsch 2022 starb, nahm Brühl gut drei Monate später Kontakt zu Süpers Frau und seinem Enkel auf. Weil die ihre Unterstützung zusicherten, rief Brühl die Hans-Süper-Gesellschaft ins Leben – mit dem Ziel, ihrem Namensgeber im wahrsten Sinne des Wortes ein Denkmal zu setzen. Doch wie bekommt man 35.000 Euro für so ein Projekt zusammen? Die Antwort: mit Hartnäckigkeit und Ideenreichtum.

Rüdiger Brühl am Hans-Süper-Denkmal.
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„Für je 111 Euro haben wir 111 Unterstützer-Plaketten verkauft“, sagt Brühl. Die nun den Sockel der Statue. Die Anzahlung für Künstler Anton Fuchs war damit gesichert. Ein Porträt von Hans Süper als Kunstdruck, erstellt von Künstlerin Heike Haupt, konnte ebenfalls über 50 Mal für 111 Euro verkauft werden. Um weitere Mittel zu beschaffen, schrieb Brühl alle denkbaren Stellen an. „Es hat tatsächlich geklappt“, sagt Brühl, immer noch ein wenig ungläubig. Und auch beim schwierigen Standort-Thema („Es musste unbedingt in Sülz sein“) fügte sich alles. Der Ort, an dem der kleine Bronze-Süper nun die Sülzer erfreut, liegt auf privatem Grundstück und direkt unter dem Fenster, hinter dem Hans Süper früher sein Schlafzimmer hatte. Im August 2024 enthüllten Brühl und seine Gesellschaft das Denkmal. „In Köln etwas in einem Jahr zu vollenden – da können wir sehr stolz drauf sein“, lacht Brühl.

Rüdiger Brühl war fast drei Jahrzehnte lang Zugleiter in Sülz.
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Die Hans-Süper-Gesellschaft, dessen Präsident Rüdiger Brühl ist, hat im vergangenen Jahr erstmals den „Hans Süper Preis“ verliehen und wird dies auch in Zukunft einmal im Jahr im Rahmen einer Matinee am ersten Advent tun. „Wir wollen jungen Talenten einen Steigbügel bieten. Das liegt uns sehr am Herzen“. Dem Preisträger vermittelt die Gesellschaft kurzfristig Auftritte in verschiedenen Sitzungsprogrammen.
Genau wie Hans Süper ist auch Rüdiger Brühl Sülzer durch und durch. Mit acht Jahren zog er mit seiner Familie von Bayenthal dorthin. Schon als Kind begeisterte ihn der Karneval im Veedel. Über einen Lehrer fand er den Weg in die Interessensgemeinschaft Dienstags-Veedelzog Sülz-Klettenberg. „Das Engagement wurde immer mehr, plötzlich war ich Vorsitzender und Zugleiter.“ Mit ihm wuchs der Zug, vor allem die Schulen konnte er verstärkt mobilisieren. In diesem Jahr werden rund 5000 Teilnehmende dabei sein. Nach fast 30 Jahren, in denen Brühl mit den Auflagen der Behörden und für die finanzielle Stabilität des Veedelszugs kämpfte, hat er die Führung mittlerweile in andere Hände gegeben. Als Ehrenvorsitzender steht er weiterhin beratend zur Verfügung. Ganz ohne einander geht es offenbar für beide Seiten nicht.