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Kapazität der KVBKVB fährt am Limit

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Köln – Jürgen Fenske ist nicht zufrieden. Zwar sind 1,1 Millionen Fahrgäste mehr im Jahr 2015 ein „ordentliches Ergebnis“, wie der Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe sagt. Aber mit dem Anstieg von 0,4 Prozent liegt die KVB unterm Bundesdurchschnitt. Und das ist noch nicht das schlimmste. Im morgendlichen Berufsverkehr kann der Betrieb längst nicht mehr auf allen Linien die Nachfrage bedienen. „Wir fahren über der Kapazitätsgrenze“, sagt Fenske. Und das ist nur ein Problem, dass die nun veröffentlichte Fahrgastbilanz aufzeigt.

Kapazitätsgrenze

276,2 Millionen Menschen nutzten 2015 Busse und Bahnen der KVB. Es hätten mehr sein können. Fenske benennt die wesentlichen Nadelöhre: „Die Linien 1, 9 und 16.“ Günter Höhn, Bereichsleiter Nahverkehrsmanagement, erklärt, wie die KVB versucht, dem Notstand irgendwie beizukommen. „Auf der Uni-Linie 9 quetschen wir in den Morgenstunden einfach eine zusätzliche Bahn in den Takt.“ Die dadurch zwangsläufigen Verspätungen nehme man in Kauf. Dringenden Handlungsbedarf sehen Höhn und Fenske auch rund um den Wiener Platz und der Haltestelle Poststraße. An dem Bau der Ost-West-Achse hält Fenske fest. Nach jetziger Einschätzung ein 300-Millionen-Euro-Projekt. Angesichts der aktuellen Finanzierungsprobleme sagt Fenske aber: „Vielleicht ist ja auch eine Ertüchtigung der Linie 1 eine Lösung.“ Also längere Bahnsteige, die auch Stadtbahnen mit drei Wagen anfahren können

Finanzierung

110 Millionen Euro will die KVB in 2016 in Infrastruktur und Flotte stecken. Davon fließen rund 21 Millionen Euro in die Nord-Süd-Stadtbahn. Das sich der Start des dritten Bauabschnitt, die Umgestaltung der Bonner Straße, voraussichtlich um ein halbes Jahr verzögern wird, weil die Bezirksregierung den Planfeststellungsbeschluss nicht rechtzeitig vorlegen kann, kommentiert Fenske zähneknirschend diplomatisch: „Das ist sehr bedauerlich.“ 110 Millionen Euro sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bis 2030 braucht die KVB allein zum Erhalt des bestehenden Netzes eine Milliarde Euro. Eine weitere Milliarde braucht es bis 2025 für das Erneuerungsprogramm. Dazu kommen noch 118 Millionen Euro für den barrierefreien Ausbau aller Bahn- und Bushaltestellen. Summen, die nicht aufgebracht werden können, wenn Bund und Land sich nicht über die Förderung einigen. Doch die Verhandlungen zum Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz stocken.

Schwarzfahrer

Mit dieser Zahl ist Fenske rundweg zufrieden: Die Quote der Schwarzfahrer sank von 2,8 Prozent in 2015 auf 2,3 Prozent in 2015. Von rund 3,18 Millionen kontrollierten Fahrgästen waren demnach 75 300 ohne gültigen Fahrschein unterwegs. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Fahrgäste gab es damit 6,5 Millionen Schwarzfahrer in 2015. In 2014 waren es noch 7,7 Millionen. Ob das erhöhte Bußgeld – 60 statt 40 Euro – dafür ursächlich ist, darüber will Fenske nicht spekulieren. „Im vergangenen Jahr haben aber unsere Service- und Sicherheitskräfte, wann immer möglich, mitkontrolliert.“ So sei das Kontrollteam um 90 Kräfte partiell verstärkt worden.

Stammkunden

Bei den Fahrgästen, die zahlen, wächst der Anteil der Abonnenten. 303 800 Kunden sind mittlerweile mit Job-, Schüler-, Studenten-, oder Monatsticket unterwegs. Aber auch die Zahl der Barzahler steigt seit Jahren erstmals wieder, nämlich um 2,7 Prozent.

Fahrscheinautomaten

Mehr Bargeldzahler – das wirft die Frage auf: Wo bleiben eigentlich die rund 900 neuen Fahrscheinautomaten der KVB, bei denen kritisiert wurde, dass sie immer noch nicht für Geldscheine ausgelegt sind? Nachdem die Herstellerfirma, wie die Rundschau berichtete, massive Probleme mit der Software hatte, ist Fenske nun „verhalten optimistisch“, dass noch in diesem Frühjahr die ersten 40 neuen Automaten – 20 in Bahnen, 20 in Fahrzeugen – in den Probebetrieb gehen können.

Linie 17

Ein weiteres kritisches Thema für die KVB ist die neue Linie 17. Wie die Rundschau berichtete, sind die Bahnen der Linie nur schwach mit Fahrgästen besetzt. Offizielle Zahlen bestätigen nun die Stichproben der Rundschau: Die KVB hat auf der 17 rund 6000 Fahrgäste pro Werktag gezählt. Das wären durchschnittlich 20 pro Fahrt – und das liegt weitab von der Prognose. Die ging von 11 000 Fahrgästen pro Werktag aus. Fenske sagt zwar, es brauche mindestens ein Jahr im Betrieb, bevor sich eine Prognose bewahrheiten könnte. Dennoch kündigt er für Ende des Frühjahrs eventuell Konsequenzen an: „Wir werden dann beraten, ob wir auf der Linie 17 nur noch mit einem Wagen statt mit zwei fahren. Bis dahin will die KVB das Marketing verstärken.

KVB-Räder

Die Prognosen übertroffen hat das KVB-Rad. Seit Einführung im Mai 2015 gab es 220 000 Ausleihen der rund 900 Räder von 17 000 registrierten Kunden. Nachdem die Ausleihgebiete erweiter wurden, wird in 2016 die Zahl der Räder erhöht: 500 Leihräder kommen dazu.

Haltestelle Heumarkt

„Ich bedaure, dass die Kundenfrequenz in der unterirdischen Haltestelle Heumarkt nicht so hoch ist“, sagt Fenske zu unterirdischen Haltestelle Heumarkt. Kürzlich musste ein Zeitungskiosk im Ladenbereich der Zwischenebene schließen