Der Berliner Bärenstein am Heumarer Dreieck musste aufgrund einer Baustelle entfernt werden. Die Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine sorgte sich, aber fand den Stein auf einer Autobahnmeisterei wieder.
Sorge um denkmalgeschützte MeilensteineBerliner Bärenstein am Heumarer Dreieck kurzzeitig verschwunden
Als er von den großangelegten Sanierungsarbeiten am Heumarer Dreieck erfuhr, hatte sich Michael Damm gleich ans Steuer gesetzt. Er war in großer Sorge, und die bestätigte sich bei der Vorbeifahrt am 10. August letzten Jahres auch: Der Stein auf dem breiten Grünstreifen an der Gabelung der A 3 und der A 4 in Fahrtrichtung Aachen war verschwunden. Einfach weg, futsch.
Ein besonderer Stein war das, einer mit einem eingravierten Bären darauf, mit dem Namen Berlin und der Kilometerangabe 600. Von diesen 120 x 80 x 30 Zentimeter großen, hochkant aufgestellten Bärensteinen stehen etwa 250 an deutschen Autobahnen, sie genießen die besondere Aufmerksamkeit der 2010 gegründeten Initiative Denkmalschutz für Berliner Meilensteine, der auch Michael Damm aus Frankfurt angehört.
Bärenstein auf Leverkusener Autobahnmeisterei wiedergefunden
Entsprechende Nachforschungen sind Routineangelegenheiten, und so konnte er den entschwundenen Bärenstein schon bald lokalisieren: Er lagert derzeit bei der Autobahnmeisterei Leverkusen. Bei einem Ortstermin versicherte sich Michael Damm kürzlich der Unversehrtheit des Steins vom Heumarer Dreieck. „Er ist ganz offensichtlich mit der notwendigen Vorsicht abtransportiert worden“, sagte er spürbar erleichtert.
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Karsten Wieczorek, Leiter der Leverkusener Autobahnmeisterei, gestand, dass er bei Damms Anruf ein wenig überrascht war: „Wir wussten ja nicht einmal, dass der Stein unter Denkmalschutz steht. Er musste entfernt werden, weil die Baustelle immer näher an den Stein heranrückt. Der war so zugewachsen, dass da leicht ein Unfall hätte passieren können.“
Solidarische Bedeutung der Bärensteine für Deutschland
Auch Nadia Fröhlich, wissenschaftliche Referentin beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), war zur Besichtigung des Bärensteins nach Leverkusen gekommen. Die Steine seien zwischen 1954 und 1989 aufgestellt worden, erklärte sie, um „die Verbundenheit und Solidarität der Bundesrepublik Deutschland mit Berlin und die Erinnerung an den niedergeschlagenen Arbeiteraufstand in Ost-Berlin und der DDR am 17. Juni 1953 zum Ausdruck zu bringen.“
Hans-Christoph Seebohm, Bundesverkehrsminister zwischen 1949 und 1966, hatte zunächst die Aufstellung von bundesweit 17 Steinen an Autobahnen angewiesen. Die wurden so platziert, dass ihr Standort die Eingravierung einer „runden“ Kilometerzahl erlaubte. Am 31. Januar 1954 weihte Bundespräsident Theodor Heuss persönlich den ersten Berliner Bärenstein mit der Angabe „650 km“ bei einer Autobahnraststätte nahe Neuwied ein.
Noch im gleichen Jahr griff Gerd Bucerius, Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft und Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, diese Idee auf und versprach, alle 100 Kilometer einen solchen Gedenkstein aufstellen zu lassen. Wie Fröhlich berichtete, um die aufgrund der Teilung schwierige wirtschaftliche und politische Situation Berlins im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.
Ursprünge der Meilensteine führen weit in die Vergangenheit
Der Entwurf für das Bären-Relief stammte von der Künstlerin Renée Sintenis, die 1931 als erste Frau im Fach Bildhauerei an die Akademie der Künste in Berlin berufen wurde, 1934 aufgrund ihres jüdischen Hintergrunds jedoch von den Nationalsozialisten ausgeschlossen wurde. Auch nach der Wiedervereinigung blieben die Steine stehen. Als Zeugnisse einer vergangenen historischen Epoche liegen sie Initiativen wie den „Berliner Meilensteinen“ oder den „Berliner Bärenfreunden“ am Herzen.
Während einige Bärensteine in den vergangenen Jahrzehnten an weit entfernten Orten wie New Orleans, Reykjavik oder Windhoek aufgestellt wurden, droht hierzulande sogar der Verlust. Etwa 25 Steine seien nicht mehr auffindbar, so Michael Damm. Der Stein vom Heumarer Dreieck ist für Damm etwas Besonderes, eine Zeit lang dachte man, er wäre der allererste Bärenstein, der von Neuwied, erklärte Damm. Dafür hätte die eingravierte Kilometerzahl aber irgendwann geändert werden müssen, aber das bestätigte sich nicht. Nach dem derzeitigen Stand der Forschungen handele es sich aber immerhin um „Stein Nummer 3“.
Geplante Reparaturen der denkmalgeschützten Bärensteine
Reparaturbedürftig sei er auf jeden Fall, Wasser und Frost hätten für Risse im Beton gesorgt. „Wir haben dafür einen Spezialisten, eine Firma in Berlin, die mit der historischen Zementmischung arbeitet“, so Michael Damm. In Nordrhein-Westfalen stünden alle Bärensteine unter Denkmalschutz. Wer nun die Kosten für die Reparatur übernimmt, wusste auch Karsten Wieczorek nicht auf Anhieb: „Wir werden uns nun mit der Bezirksregierung in Verbindung setzen.“ www.berliner-meilensteine.de