- Das Rote Sofa ist für Anwohner in Köln eine Gelegenheit, Politiker zu erreichen und ihre Anliegen und Probleme loszuwerden.
- Trotz der Corona-Pandemie wird die Aktion nach längerer Pause jetzt weitergeführt. Allerdings zunächst ohne das berühmte Möbelstück selbst.
- Was die Initiatoren mit der Aktion erreichen wollen und was der Vorteil des „aufsuchenden“ Modus ist.
Kalk – Nach längerer Pause wird Jetzt die „Rote Sofa“-Aktion fortgesetzt, allerdings Corona-bedingt zunächst ohne das berühmte Möbelstück. Zwei- bis dreiköpfige Grüppchen werden mit einem kleinen Film-Team durch ausgewählte Straßen ziehen und an die Bürger auf den Gehwegen, in Cafés, an Fenstern oder auf Balkons ihre Flyer verteilen mit der Frage: „Was würden Sie tun, wenn Sie Bürgermeister/in von Kalk wären?“
Ein echtes Sofa, das immer wieder irgendwo abgestellt würde, könnte schließlich für einen unkontrollierbaren Menschenauflauf sorgen – und das möchte man derzeit vermeiden. Sperrig und schwer zu tragen wäre das Möbel obendrein.
Sofa seit 2018 immer wieder dabei
Damit aber kehren die Initiatoren ihre bisherige Vorgehensweise zumindest in diesen Sommermonaten um. Denn seit 2018 wurde eine echte rote Sitzgelegenheit immer wieder auf Festen oder etwa vor der Kalker Post aufgebaut. Bürger konnten dort Platz nehmen und über Probleme im Stadtteil reden oder Verbesserungsvorschläge machen.
„Das war zunächst als einmalige Aktion gedacht, aber so erfolgreich, dass wir es mehrfach wiederholt haben“, erzählt Alexander Tschechowski, der beim Kinderschutzbund Köln für die Sozialraumkoordination Humboldt-Gremberg/Kalk zuständig ist. Beteiligt sind außerdem die Demokratiewerkstatt des Willi-Eichler-Bildungswerks, das Bürgerhaus, der Veedel e.V., das Integrationshaus (In-Haus) und das Caritas-Zentrum.
Diskussion soll in öffentlichen Raum zurückkehren
Die Einrichtungen hatten sich zusammengetan, um Dialog und Debatte aus den sozialen Medien wieder zurück in den öffentlichen Raum zu holen. Weil viele Menschen gerade vor den Kommunalwahlen über ihre unmittelbaren Anliegen sprechen möchten, schien die jetzige Fortsetzung in anderer Form unerlässlich. Entsprechende Routen durchs Veedel sind schon festgelegt, über die Kalker Hauptstraße wird es gehen, aber auch durch abgelegene Sträßchen im Norden.
„Wir haben so die Möglichkeit, Menschen zu erreichen, deren Stimmen normalerweise nicht gehört werden“, nennt Tschechowski einen Vorteil des „aufsuchenden“ Modus. „Wichtig ist uns, dass gleichzeitig mit den Kommunalwahlen die Wahlen zum städtischen Integrationsrat stattfinden, an denen auch Nicht-EU-Bürger teilnehmen dürfen“, betont Elizaveta Kahn, Leiterin des In-Hauses. „Darauf werden wir die Anwohner besonders hinweisen.“
Kinder sind gute Dolmetscher
Selbstverständlich werde es wegen der vielen unterschiedlichen Herkunftsländern hier und da sprachliche Probleme geben. „Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kinder oft gute Dolmetscher für die Eltern sind“, ist Kahn optimistisch. Um sicherzugehen, dass die Botschaften bei den Politikern ankommen, wird ein Film-Team dabei sein und Wortmeldungen aufzeichnen. Für viele Kalker wären Filmaufnahmen aber eine zu hohe Hürde: „Deshalb nehmen wir auf Wunsch auch nur die Stimme auf, oder wir notieren, was gesagt wird“, erklärt Tine Pfeil, Leiterin des Bürgerhauses.
Wer Bedenkzeit brauche, könne seinen Beitrag auch später noch auf dem Flyer notieren und den in einen der eigens dafür aufgestellten Briefkästen einwerfen. „Zunächst werden die nur in den beteiligten Einrichtungen stehen, aber wir wollen bald Geschäftsleute ansprechen und vielleicht auch einen im Bezirksrathaus aufstellen“, sagt Ahmad Zaza vom Willi-Eichler-Bildungswerk, der die Aktion koordiniert.
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Aus den Wortmeldungen in den nächsten Wochen soll dann ein zehn- bis 15-minütiger Film geschnitten werden, der den neugewählten Kommunalpolitikern noch vor der Konstituierung der Bezirksvertretung Kalk im November vorgeführt werden soll. Möglichst in den Kalker Lichtspielen und im Rahmen einer Gesprächsveranstaltung.
Tine Pfeil kennt jetzt schon einige der Probleme, die dann mit Sicherheit zur Sprache kommen: „Sauberkeit und Verkehr generationen- und schichten-übergreifend, auch die Verteuerung der Wohnungen durch den Zuzug, fehlende Kita-Plätze, zu wenig Grün. Aber es kommen auch immer wieder überraschende Themen vor. Und wir hoffen, dass wir das Rote Sofa im Herbst wieder auf öffentlichen Plätzen aufstellen können.“