Die Übergabe an das neue Brücker Kinderdreigestirn lief alles andere als reibungslos. Die vorherigen Regenten klebten ein wenig an ihren Insignien der Macht.
Proklamation in Köln-BrückNeues Kinderdreigestirn regiert die Schäl Sick
Gleich soll das Brücker Kinderdreigestirn proklamiert werden, deshalb müssen ihre Vorgänger zunächst einmal die Insignien ihrer jecken Macht an die Nachfolger übergeben. Doch die drei Mini-Würdenträger der vergangenen Session und ihr fünfköpfiges Gefolge haben noch Beratungsbedarf. Vor ihren rund 200 Schulkameraden, Lehrern, Eltern und dem sonstigen Anhang stecken sie die Köpfe zusammen, tuscheln und flüstern aufgeregt, bis der noch amtierende Prinz René feierlich verkündet: „Wir müssen alle mal auf die Toilette“.
Das muss natürlich auch Lehrerin Sarah Hellenbroich als Moderatorin der Proklamation in der Turnhalle der Katholischen Grundschule Olpener Straße (KGS) akzeptieren. Sie mahnt die acht Kinder, die nun im Gänsemarsch die Halle verlassen, aber noch zur Eile. Lange dauert es nicht, da kehrt Prinz René zurück, um seinem designierten Nachfolger Prinz Robin ohne Umschweife das „Zepter“ zu übergeben. Aber der ist voll entgeistert, als er sieht, was er da in Händen hält: „Eine Klobürste? Was soll ich damit?“
Übergabe mit Hindernissen und einem Besen statt Dreschflegel
René lässt sich überreden, noch mal genauer nachzuschauen und kommt auch bald mit dem echten Zepter zurück. So geht es weiter: Bauer Raphael erhält zunächst einen Besen statt des Dreschflegels und Jungfrau Isabelle einen chromblitzenden Pfannenheber anstelle des Spiegels. Ihr Gefolge kommt nicht besser weg: Fahnenträgerin Frieda soll mit einem alten T-Shirt an einer Stange Vorlieb nehmen, Trommler Lukas mit alten Töpfen, Sängerin Pia hält einen Kochlöffel in der Hand statt des Mikrofons. Bärbelchen Carolin wird zunächst mit einem alten roten Beutel abgespeist, wo eine weiße Schürze angebracht wäre, und Hänneschen Mila mit einem Strohhut statt der traditionellen rot-weißen Ringelmütze.
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Sarah Hellenbroich steht nur hilflos daneben: „Jetzt hat das schon wieder nicht funktioniert“, jammert sie nach einer misslungenen Übergabe. Nicht wenige Zuschauer vermuten allerdings, dass die Würdenträger der Session 2022/23 ihre Insignien gar nicht abgeben wollen und sich heimlich abgesprochen haben. Aber das zeigt ja nur, dass die Ämter im Brücker Kinderdreigestirn sehr beliebt sind. Alljährlich werden sie unter den Pänz der KGS ausgelost.
Wie begeisterungsfähig sie sind, beweisen die neuen Würdenträger gleich nach der Proklamation, als sie mit allen Besuchern das Mottolied der Session zur Melodie der „Prinzessin“ von den Höhnern singen. „Mer stonn met üsch hee, in unsre bunte Kostüme, Mer, dat Kinderdreigesteen, sin kaum noch zu züjele“. Hänneschen Mila und Bärbelchen Carolin tanzen dazu mit allen Finessen, mit Radschlag, Handstand und Spagat. Gleich nach den Herbstferien hatten die Kids mit den Proben begonnen, die Tanzschule „Ballett und mehr“ lud sie dazu einmal pro Woche ein, Marianne Pütz gab regelmäßig Kölsch-Unterricht.
Deshalb ist das Nachwuchs-„Achtgestirn“ gut vorbereitet als die Ehrengäste der Proklamation eintreffen. Unter großem Beifall zieht mit Sascha, Werner und Friedrich Klupsch das Kölner Dreigestirn samt Gefolge in die Turnhalle ein, klatscht sich mit den jungen Kollegen ab. „Wisst ihr denn überhaupt, was das Kölner Dreigestirn macht?“, fragt Prinz Sascha sogleich die jungen Zuschauer. Ein Knirps in der ersten Reihe fragt zurück: „Seid ihr die Eltern vom Kinderdreigestirn?“ Das stimmt zwar nicht ganz, aber der große Prinz bekommt Extra-Beifall, als er erzählt, dass er selbst auch einmal die KGS besucht hat. Als er noch klein war.
Zum Abschied erhält das Kinderdreigestirn noch ein signiertes Foto des Kölner Trifoliums, für die Schule gibt’s ein paar Kisten mit Bällen. Robin, Raphael und Isabelle revanchieren sich, indem sie die Besucher mit dem Orden des Kinderdreigestirns auszeichnen. Der ist ab sofort auch vom gemeinen Volk auf allen Veranstaltungen zu erwerben, bei denen die jungen Brücker Würdenträger auftreten. Er kostet 15 Euro, die Einnahmen dienen der Finanzierung der Kamelle für den Veedels-Zoch.
33 Auftritte absolviert das Kinderdreigestirn in dieser Session, die meisten im Rechtsrheinischen. Der erste folgt gleich auf die Proklamation: Man zieht hinaus aus der Turnhalle und nach nebenan auf den Wochenmarkt. Dort stellen sich die jecken Acht mit Gesang und Tanz der Brückern vor. Der nächste Auftritt findet am Freitag, 19. Januar, um 16 Uhr im Merheimer Goldenen Pflug, Olpener Straße 421, statt.