Die vier Sängerinnen der K-Pop Band „Blackpink“ überließen in der ausverkauften Lanxess-Arena nichts dem Zufall. Choreographie, Show, Playback-Songs - die zumeist jungen Fans waren begeistert bis zur Ekstase.
K-Pop-Konzert in Köln„Blackpink“ sorgen für Kreischalarm in Kölns Lanxess-Arena
„Übertreibt der nicht etwas?“, sagen die Blicke, die einige der jungen Konzertbesucher auf einen Vater werfen, der mit Lärmschutzkopfhörern in der Menge steht. Als die K-Pop Band „Blackpink“ auf der Bühne erscheint, zeigt sich: nein, nicht übertrieben. Nicht nur seine Tochter schreit aus vollem Hals. Auf ihrer Welttournee zum aktuellen Album „Born Pink“ halten die Künstlerinnen aus Südkorea nur zweimal in Deutschland. Neben ihrem ersten Mal in Köln treten sie in Berlin auf.
Vor den Bandmitglieder Jennie (26), Lisa (25), Jisoo (27) und Rosé (25) tut sich in der ausverkauften Lanxess-Arena ein pinkes Lichtermeer auf. Der Leuchtstab in Form eines Hammers mit Herzen an den Enden ist ein Muss für jeden Fan. Aufgeregt wedeln die „Blinks“, wie sie sich nennen, damit herum. Schon kurz nach Einlass sind die Mülleimer prall mit den Verpackungen gefüllt. Mit verspielten Outfits, knappen Röcken und einem perfekten Lächeln wirken die Sängerinnen wie lebensnahe Puppen, bevor sie loslegen. Es wird der einzige Moment bleiben, in denen die Mitglieder auf der Bühne still stehen. „Seid ihr bereit zu feiern?“, heizt Rosé die Menge an, als vor ihr die Pyrotechnik feuert.
87 Klicks auf Youtube für einen Titel
Schon beim Eröffnungstitel „How Do You Like That?“, bebt die Tribüne. Der Song bescherte ihnen 2020 mehrere Weltrekorde: Fast 87 Millionen Klicks auf Youtube am ersten Tag ist einer davon. Das Konzept hinter ihren Alben: Hits. Es so folgt ein Stimmungshöhepunkt auf den nächsten. Immer wenn die Fans an Finale denken, schießt eine weitere Konfettikanone, kommt noch ein Kostümwechsel. Mit einer Mischung aus Pop und Elektronischer Tanzmusik, auch EDM treffen sie gezielt den Nerv der aktuellen Popkultur. Auch die koreanischen Texte der Band singen die „Blinks“ aus voller Brust mit.
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Ein herausragendes Gesangstalent ist keine der Sängerinnen, die meiste Zeit greifen sie Playback zurück. Nicht eine Schweißperle läuft über die porzellanartige Haut der sogenannten „Idols“, als wären sie Hochleistungssportler. Zu allen Songs gibt es eine penibel einstudierte Choreographie – auf jeden Takt kommt eine Bewegung. Jeder Schritt sitzt und ist synchron. Maya (19) und Jana (19) sind aus Neuss gekommen und verfolgen die Band seit ihrer Gründung 2016. „Die Musik gibt einen Kick fürs Selbstbewusstsein. Die kann man gut vor einer Party hören“, sagt Jana. Die beiden tragen ähnliche Outfits wie die Band. „Eigentlich ziehen wir uns nicht so an“, betont sie, „aber für das Konzert macht es Spaß.“ Koreanisch können die Freundinnen nicht. „Das lernen nur die ganz harten Fans“, erklärt Maya, Mitsingen könne man ja trotzdem gut.
Herzchen-Hände für die Fans
Mit liebevollen Blicken formen die Sängerinnen Herzen mit ihren Händen und winken einzelnen Fans zu – von Starallüren keine Spur. Immer wieder wenden sie sich mit holprigen Deutsch-Versuchen an ihr Publikum, das sie dafür liebt. „Ich bin weit weg, von Zuhause und es ist so schön, dass ihr Koreanisch singt. Gut gemacht!“, ruft Jenni den Fans zu. Selbst das Marketing hat die Band perfektioniert. Am Ende des Konzerts bleibt das Gefühl: Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Jedes Massenprodukt kommt aus einer Fabrik, so auch Blackpink. „YG Entertainment“ heißt sie im Falle der Band.
Dieser Erfolg hat System: In einer strikten Ausbildung, werden Kinder ab zehn Jahren zur Pop-Perfektion trainiert. Beim Debüt der Gruppe wurde sie der Firma vorgestellt, wie das neuste Technik-Produkt. Produzent Teddy Park (44) ist das Gehirn hinter allen Blackpink-Hits. Das Label „K-Pop“ lehnt er in einer Netflix-Dokumentation ab: „Wir sind nur koreanische Leute, die versuchen Musik zu machen. Wenn koreanische Leute Musik machen, ist es K-Pop? Ich kapier’s nicht.“ Tatsächlich unterscheiden sich die Songs in ihren Themen und Melodien nicht von Pop-Musik aus anderen Ländern. Die Songtexte kommen in den seltensten Fällen ohne Englisch aus – auf dem aktuellen Album ist nur auf der Hälfte aller Songs teilweise Koreanisch zu finden.