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„infrasonics“Kölner entwickeln Kopfkissen gegen Schlafstörungen

Lesezeit 3 Minuten

Christoph von der Malsburg und Jérôme Lavrut sind die Erfinder.

Köln – Es darf mit Fug und Recht gesagt werden: Jérôme Lavrut und Christoph von der Malsburg sind ausgeschlafene Unternehmer. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie das Problem mit Schlafstörungen umtreibt. Mittlerweile eine Volkskrankheit. 40 Prozent der Deutschen sollen daran leiden.

Die Gedanken kreisen immer weiter, während der Körper und der Geist nach Ruhe dürstet. Die Ausgangslage der beiden Kölner Unternehmer:  Über Schallfrequenzen lässt sich das Kopfkino abschalten. Doch wie kann diese Technik alltagstauglich gemacht werden? „Nach einer sechsjährigen Entwicklungsphase mit unserer Firma „Infrasonics“ hielten wir die Lösung in den Händen.“ Was aussieht wie ein herkömmliches Nackenkissen, hat es in sich. So sehr, dass eines Tages der französische Autohersteller Renault hellwach wurde und aus Paris in Ehrenfeld durchklingelte. Der französische Konzern möchte die Software für die Regeneration während anstrengender Fahrten im nächsten Jahr in seine Autos einbauen.

Die Soundleiste über das Smartphone gesteuert.

Binaurale Frequenzen sind der Wissenschaft seit rund 180 Jahren bekannt. Sie entstehen im Gehirn, wenn die Ohren mit Frequenzen beschallt werden, die unterhalb von 1500 Hertz sind und nicht mehr als 30 Hertz auseinanderliegen. Dann werden zwei Töne als einer wahrgenommen. Verkürzt: Diesen Frequenzen wird nachgesagt, letztlich Hirnwellen beeinflussen und Tiefschlafphasen fördern zu können. Doch wie kann das alltagstauglich gemacht werden? „Mit der Soundleiste“, lautet die Antwort von Lavrut und von der Malsburg. Diese patentierte und strahlungsfreie Soundleiste haben sie in ein Nackenkissen integriert. Für die Soundleiste haben die beiden Unternehmer zusammen mit einem Komponisten und Tontechniker eine Musik komponiert und mit den schlaffördernden Frequenzen angereichert.

Die Musik kann der Nutzer über eine App auf seinem Smartphone abrufen und per Kabel auf die Soundleiste schicken. Sie wird so leise abgespielt, dass der Bettnachbar sie nicht wahrnimmt, und ist im Flugmodus auch strahlungsfrei. AIVI heißt das Produkt und ist für alle Menschen mit nicht-organischen Schlafproblemen geeignet.

Weckzeit kann per App bestimmt werden

Also Schlaf auf Knopfdruck? Nicht ganz. Die Musik nimmt den Schafsuchenden „an die Hand“. Verschiedene Frequenzen fördern zu Beginn die Einschlafphase, dann die Tiefschlafphase und weiter in die Traumphase. Von da aus geht es wieder von vorne los. Dieser natürliche Rhythmus ist bei allen Menschen gleich. Wie lange das dauert? Der Nutzer kann die Weckzeit über die App am Smartphone eingeben und wird morgens zur gewünschten Zeit geweckt.

Die Soundleiste wird in ein Kissen integriert.

Eine Technologie, die aufhorchen lässt. Zum Beispiel in Pflegeheimen. Dort wird das Verfahren in angepasster Form auch bei Demenzkranken eingesetzt. Zusammen mit einer anderen Kölner Firma hat Infrasonics einen Lounge-Möbel entwickelt – für das Powernapping (kurzer, erholsamer Schlaf) im Büro.

Programm fürs Powernapping auf dem Rastplatz

Außerdem nutzen Leistungssportler und Fußball-Bundesliga-Vereine AIVI: Pamela Dutkiewicz beispielsweise, Bronze-Gewinnerin bei der Leichtathletik WM in London, oder Christina Hammer, fünfmalige Weltmeisterin im Boxen. Vor über drei Jahren dann der Anruf von Renault. Viele Gespräche und Entwicklungsphasen waren nötig. Doch das System steht mittlerweile. Über die Pupillen und den Wimpernschlag erkennen elektronische Systeme, dass der Fahrer ermüdet. Er wird aufgefordert, den nächsten Rastplatz anzufahren. Über das Soundsystem des Autos wird Musik mit Frequenzen eingespielt, die dem Schlaf entgegenwirken. Auf dem Rastplatz schließlich setzt das Programm fürs Powernapping ein.

Das „infrasonics“-System.

Wichtig ist den beiden Unternehmern, dass es sich bei ihrem Kissen nicht um ein „Wundermittel“ handelt, sondern dass es auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert. „Häufig kommen Frauen als Kunden zu uns und suchen Hilfe. Doch schon nach kurzer Beratung stellen wir fest, der Grund für ihre Schlaflosigkeit ist das Schnarchen des Mannes an ihrer Seite“, sagt Jérôme Lavrut. In solchen Fällen können sie mit ihrer Technik weder dem einen noch dem anderen helfen. „Körperliche Ursachen für die Schlaflosigkeit können wir nicht beheben.“ Ihr Kissen zielt auf die „Insomnien“, also klassische Schlafprobleme, ab.

www.infrasonics.dewww.aivi.de