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Imgrund im GesprächDer Mann für Sport und Spiele

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Nutzt gerne auch mal  selbst die Spiel- und Sportgeräte in seinem Museum: Andreas Höfer macht auch am Kicker eine gute Figur.

  1. 2007 wurde Höfer Gründungsdirektor der Deutschen Olympischen Akademie in Frankfurt, die er sechs Jahre leitete.
  2. 2013 übernahm er den Direktorsposten im Deutschen Sport- und Olympiamuseum im Kölner Rheinauhafen.
  3. Im Interview mit Bernd Imgrund spricht er auch über eigene sportliche Erfahrungen im Fußball und Volleyball.

Andreas Höfer ist Direktor des Deutschen Sport- und Olympiamuseums. Mit Bernd Imgrund sprach er über historische und philosophische Aspekte von Olympia, aber auch über eigene sportliche Erfahrungen im Fußball und Volleyball.Das Sport- und Olympiamuseum residiert in einem alten Speicherbau des Rheinauhafens. Erbaut wurde er ausgerechnet 1896, im Jahr der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit. „Das kann kein Zufall sein“, sagt Andreas Höfer. Und grinst.Direkt am Museumseingang steht ein ausgedienter Bolide von Michael Schumacher. Was verbinden Sie damit?Andreas Höfer: Michael Schumacher ist eine der großen Figuren des deutschen Sports, ich habe seine Zeit ja noch erlebt. Von Haus aus bin ich kein echter Formel 1-Fan, aber die entscheidenden Rennen habe ich natürlich mitverfolgt.

Welche Art Fahrer sind Sie selbst?

Wir haben ein ganz normales Familienauto. Ich würde mich als defensiven Fahrer beschreiben, der hinterm Steuer keine sportlichen Ambitionen hegt.

Ihre Dissertation von 1994 hieß „Der olympische Friede: Anspruch und Wirklichkeit einer Idee“. Was war Ihr Ergebnis?

Frieden ist ein zentraler Wert der olympischen Idee. Es liegt auf der Hand, dass sich in dieser Hinsicht eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit feststellen lässt. Aber eine Vision wird ja nicht dadurch diskreditiert, dass sie noch nicht Wirklichkeit geworden ist.

Kann man von einem globalen Einfluss der Olympischen Spiele über die inzwischen 124 Jahre ihres Bestehens sprechen?

Ich denke schon. Die Spiele führen Sportler aus aller Welt zusammen. Und sie sind das Ereignis, das in regelmäßigem Abstand die meisten Menschen weltweit zusammenbringt – wenn auch nur vor dem Fernseher. Die höchsten Einschaltquoten haben übrigens stets die Eröffnungsfeiern – obwohl dabei gar kein Sport im engeren Sinne stattfindet.

Sport bedeutet Wettstreit und ist in diesem Sinne das Gegenteil von Frieden.

Würde ich so nicht sagen. Einen Wettkampf muss man ernsthaft betreiben, völlig klar. Dort treffen Kontrahenten aufeinander. Aber das funktioniert eben nur nach Regeln, die auch der Verlierer zu akzeptieren hat. Der Sport ist in dieser Hinsicht auch eine Schule, die einen manches lehren kann.

Populärpsychologisch betrachtet ist Sport die befriedete Version von Krieg.

Der Ursprung des sportlichen Wettkampfgedankens bei den alten Griechen speist sich aus zwei Quellen: Religion und Krieg. Mit „Agon“ benutzen die Griechen für „Wettkampf“ und „Krieg“ sogar ein und den selben Begriff. Auch in Homers Epen sind die großen Sportler zugleich große Krieger. Aber aus dem Kriegs- wurde der Sportspeer, der Sport hat sich vom Krieg weg- und eigenständig weiterentwickelt.

Auch die alten Griechen haben bereits gedopt wie die Weltmeister.

Um das genauer beurteilen zu können, fehlen uns die Quellen. Aber fest steht, dass es in der Antike den Gedanken des Dopings nicht gab. Man wollte gewinnen, und dafür war jedes Mittel recht. Den Menschen damals war das Fairplay genauso fremd wie etwa das Unentschieden – der Sieg war einfach alles.

Inwiefern werden die negativen Seiten des Sports hier im Museum abgebildet?

Denken Sie an unseren Themenraum zu den Olympischen Spielen 1936, die von den Nazis instrumentalisiert wurden. Ebenso geht es in verschiedensten Zusammenhängen um Themen wie Doping, politischen Olympiaboykott oder auch Antisemitismus im Sport.

Was bedeutet es für die Welt des Sports, wenn Olympia verschoben wird oder gar ausfällt?

Die Spiele sind der Leuchtturm der globalen Sportlandschaft und in ihrer Geschichte bislang dreimal ausgefallen: 1916, 1940 und 1944. Ich war letztes Jahr zur Eröffnung des Olympischen Museums in Tokio und kann nachvollziehen, welche finanzielle und logistische Katastrophe schon die Verschiebung für die Stadt bedeutet.

Zur Person

Andreas Höfer wurde 1960 im Westerwald geboren, viele seiner Vorfahren waren mit dem Töpferhandwerk befasst. Als er drei Jahre alt war, zog die Familie nach Wesseling, wo er bis zur A-Jugend auch Fußball spielte.

Nach dem Abitur studierte er Sport und Geschichte an der Deutschen Sporthochschule und der Universität Köln und promovierte an der Freien Universität Berlin. Seine Dissertation verfasste er 1994 zum Thema „Der olympische Friede: Anspruch und Wirklichkeit einer Idee“. Auch danach veröffentlichte er als Wissenschaftler und Publizist zahlreiche Beiträge vor allem zum Thema „Olympia“.

2007 wurde Höfer Gründungsdirektor der Deutschen Olympischen Akademie in Frankfurt, die er sechs Jahre leitete. 2013 schließlich übernahm er den vakanten Posten des Direktors im 1999 gegründeten Deutschen Sport- und Olympiamuseum im Kölner Rheinauhafen.

Andreas Höfer lebt mit Frau und Sohn in Brühl.

www.sportmuseum.de

Aber ich sehe auch die Ungewissheit der Athleten, die sich jahrelang vorbereitet und gefreut haben auf die Spiele. Wenn Sie mich fragen, ob es nächstes Jahr klappen wird: Ich habe absolut keine Ahnung.

Dabei haben Sie einen Doktortitel in Sachen Sport und Olympia!

Das ist wohl wahr. Aber ich bin Historiker und kein Zukunftsforscher. Sagen wir so: Im Moment kann ich mir Olympia 2021 nicht vorstellen. Aber verabschieden von dem Gedanken will ich mich auch nicht.

Welcher Sportart neigen Sie persönlich zu?

Ich bin in Wesseling aufgewachsen und habe von der E- bis zur A-Jugend beim dortigen SC Fußball gespielt. Wir hatten einen recht konservativen Trainer, der ein klassisches System mit drei Mittelfeldspielern und fünf Stürmern spielen ließ. Meine Position damals nannte man Rechter Läufer.

Wie erfolgreich verlief Ihre Karriere?

Technisch war ich wohl recht versiert, aber mir fehlte der letzte Biss, die notwendige Fokussierung. Vielleicht deshalb bin ich dann zum Volleyball gewechselt, erst als Spieler, dann auch als Trainer. Übrigens bin ich auch die ersten beiden Köln-Marathons mitgelaufen. Fragen Sie mich nicht, warum. (lacht)

Als Wesselinger ist man normalerweise FC-Fan.

Sie wollen eine ehrliche Antwort, also gestehe ich: Ich bin, genetisch bedingt, ein Sympathisant von Schalke 04. Aber ich habe den FC schon in der alten Radrennbahn bewundert, eine Zeit, in der er fast alle Spiele gegen Schalke gewann.

Die frühen 1970er: Das Müngersdorfer Stadion existierte noch nicht, und der Rheinauhafen, wo heute das Sport- und Olympiamuseum steht, lag brach.

Oh ja, ich erinnere mich. Und heute sind wir sehr froh, nicht wie angedacht in Müngersdorf gelandet zu sein. Für uns ist das hier eine absolute Top-Lage. Die Nähe zu Bahnhof, Altstadt und Messe ist enorm wichtig für uns.

An welchem Ort des Museums werden Sie nostalgisch?

Mir liegt hier jedes einzelne Stück am Herzen, aber immer wieder zieht es mich zum Modell des historischen Olympia. Zwei Kilometer vom Ausgrabungsgelände entfernt residiert die Internationale Olympische Akademie.

Da kommen Wissenschaftler aus aller Welt zusammen, und erstmals 1985 war auch ich dort. Der Aufenthalt hat mich geprägt, Olympia ist für mich einer der schönsten Orte der Welt. Das Modell stand übrigens ursprünglich im Foyer der Sporthochschule, da bin ich als Student jeden Tag dran vorbeigelaufen.

Sie kommen vom Volleyball, ich spiele Tischtennis. Haben Sie auch den Eindruck, der Fußball frisst alles?

Vor allem medial ist er sehr dominant. Es ist offenkundig, dass in diesem Geschäft sehr viel Geld steckt, das anderswo fehlt. Früher wurden die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften von Freitag bis Sonntag übertragen, auch Tischtennis und Volleyball waren deutlich präsenter. Unser Anliegen hier im Museum ist es, den Sport in seiner ganzen Breite abzubilden.

Wie es sich für den Leiter eines Sportmuseums gehört, wirken Sie recht durchtrainiert. Wie halten Sie sich fit?

Vielen Dank für die Blumen! Denn eigentlich bleibt mir inzwischen wenig Zeit für den aktiven Sport. Immerhin haben wir seit zwei Jahren einen Hund, und ich bin oft und gerne zwischen den zahllosen Seen der Brühler Ville unterwegs.

Auch hier im Museum laden einige Stationen zu sportlicher Betätigung ein.

Stimmt. Mit meinen Gästen schieße ich bisweilen gern auf die Torwand, ein Original aus dem ZDF-Sportstudio. Ob Sie´s glauben oder nicht: Gerade letztens habe ich eine Runde mit unserem Kurator Kai Hilger, FC-Fan übrigens, absolviert, und er hat von seinen sechs Schüssen fünf versenkt. Niemand hat je mehr geschafft, er ist damit auf einer Höhe mit Günther Netzer & Co. Da hat man dann keine Chance, aber ich glaube, zwei Treffer hatte ich immerhin auch.