Köln – Die Begleitworte vor der Premiere fielen nicht gerade euphorisch aus. „Grausam, einer Metropole nicht würdig“, ätzte der SPD-Fraktionschef Norbert Rüther, „Hunsrück-Romantik“ machte Jörg Frank von den Grünen aus. Es schien also im Sommer 2001 eine mittelschwere Katastrophe auf die Stadt zuzukommen. Nur einer war sich sofort sicher, dass es klappen würde: Werner Nolden. Der hatte bereits bei Rhein in Flammen Erfahrungen gesammelt und das Konzept für Köln geschrieben. „Ich wusste genau, dass das funktionieren wird“, sagt der 63-Jährige.
Lichter-Zahlen
15 Mal sind die Kölner Lichter schon in den Nachthimmel gestiegen. Jede einzelne Veranstaltung war ein Abend der Superlative. Richtig beeindruckend sind die Zahlen aber in der Gesamtschau:
Seit 2001 sind 60 Tonnen Feuerwerk von dem zentralen Schiff auf dem Rhein abgeschossen worden. 15 Tonnen Begrüßungsfeuerwerk sind vorab in die Luft gestiegen. Mit rund 7 Millionen Wunderkerzen haben die Besucher selbst für eine besondere Atmosphäre gesorgt.
Rund 700 Schiffe fuhren im Konvoi bis zur Kölner Altstadt. Insgesamt 195 000 Gäste genossen seit dem Jahr 2001 von diesen besonderen Plätzen aus das nächtliche Feuerwerk am Rhein. (mft)
300.000 D-Mark kosteten die ersten Kölner Lichter vor 15 Jahren, 3,2 Tonnen Feuerwerk flogen vor der Altstadtkulisse in die Luft – aus heutiger Sicht ein bescheidener Materialeinsatz. Die Kölner waren jedenfalls angetan. In den Folgejahren wäre niemand auf die Idee gekommen, den Termin wieder aus dem Festkalender der Stadt zu streichen. Am Samstag ist es wieder soweit.
Feuerwerke lassen sich bereits im späten Mittelalter nachweisen, an den Höfen der Residenzen ließen es die Fürsten gerne krachen. Auf das Jahr 1756 datieren die Organisatoren von „Rhein in Flammen“ ihre Ursprünge zurück. Auf diese Tradition hat Köln durchaus neidisch geschielt, auch wenn das niemand zugegeben hätte. Nolden jedenfalls war klar, dass der Lichterglanz vor dem Dom und der Altstadtkulisse die Kölner verzaubern würde.
Genaue Besucherzahl unklar
Bis zu 800.000 Menschen strömen jedes Jahr zu den Kölner Lichtern. Wie viel es genau sind, ist schwer zu sagen. Zwischen den Hohenzollernbrücke und der Zoobrücke, da wo um 23.30 Uhr das Hauptfeuerwerk steigt, finden gut 300.000 Menschen Platz. Dazu kommen die Gäste auf den Schiffen, aber vor allem die zigtausende Besucher, die ihre eigene Lichterparty feiern. Irgendwo am Rhein, in Rodenkirchen, Porz oder auf einer Terrasse mit schönem Blick auf die Funkenshow.
Der Herr der Lichter ist seit der ersten Stunde Georg Alef. Der Chefpyrotechniker, beschäftigt bei der Firma Weco in Eitorf, wählt für das Feuerwerk aus 4000 möglichen Effekten. „Die Planung läuft als Kopfkino“ sagt er. Und das kann er manchmal mehr genießen als das musiksynchrone Feuerwerk selbst. Denn bis die letzte Rakete im Himmel gezündet hat, steht Alef unter Hochspannung. Auf einem 120 Meter langen Schubschiff präpariert er Jahr für Jahr das elektronisch gesteuerte Feuerwerk. Von größeren Pannen blieb der 55-Jährige bislang verschont. Einmal sorgte ein Stromausfall für Verzögerung, vor zwei Jahren stoppte eine Computerpanne das Feuerwerk für vier Minuten – für die Verantwortlichen eine gefühlte Ewigkeit.
Nolden vertraut seinem Chef-Pyrotechniker seit der ersten Stunde. „Er hat nie das Gefühl entstehen lassen, dass es einmal langweilig werden könnte“, sagt Nolden. Alef stimmt die Klänge auf musikalische Themen an: Oper, Herzschmerz („Total verliebt“) oder einfach „kölsche Tön“.
Fester Bestandteil der Lichter sind die Konzerte im Tanzbrunnen. Im ersten Jahr mussten sich die Besucher noch mit Musik vom Band begnügen, im Folgejahr kam mit Manfred Mann’s Earth Band schon eine internationale Größe nach Köln. Bei der 16. Auflage am kommenden Wochenende werden die Bläck Fööss zu hören sein, auch andere kölsche Bands wie die Höhner oder Brings haben mehrfach gespielt bei den Lichtern.
Bei allem Erfolg: Für den Veranstalter bleibt das Großfeuerwerk ein erhebliches finanzielles Risiko. 1,5 Millionen Euro kostet die Lichtershow, zehn Mal so viel wie im Auftaktjahr.
Etwa 800 000 Euro nimmt Nolden über den Kartenverkauf ein, der Rest muss durch den Verkauf von Speisen und Getränken und Sponsoren rein kommen. Vor allem die explosionsartig gestiegenen Sicherheitskosten plagen den Organisator. Ein Selbstläufer sei die Veranstaltung also nicht, aber bis jetzt ist das leuchtende Ergebnis noch immer alle Mühen wert gewesen.