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Grüngürtel KölnDie wichtigsten Fragen zur Entscheidung des Stadtrates am Donnerstag

Lesezeit 4 Minuten
Geißbockheim

Idyllisch gelegen sind die Trainingsplätze des 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel.

  1. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat über die Erweiterungspläne des 1. FC Köln im Grüngürtel.
  2. Doch worum geht es bei dem Projekt genau? Und welche Alternativen gibt es für die Stadt und den FC?
  3. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten.

Köln – Es ist die wohl umstrittenste politische Entscheidung in diesem Jahr in Köln. Am Donnerstag entscheidet der Stadtrat über die Erweiterungspläne des 1. FC Köln im Grüngürtel. Befürworter und Gegner stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Worum geht es bei dem Projekt?

Der Fußball-Bundesligist 1. FC Köln will sich professioneller aufstellen und an seinem traditionellen Standort im Äußeren Grüngürtel ein neues Leistungszentrum für Nachwuchsspieler bauen. Auf der Gleueler Wiese sollen drei Trainingsplätze mit Kunstrasen und vier Kleinspielfelder entstehen, der FC will das Land von der Stadt pachten. Die Planungen laufen seit 2014. Nach einer umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung will der Rat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause entscheiden.

Warum ist das Projekt so umstritten?

Der Äußere Grüngürtel, nach dem Ersten Weltkrieg auf ehemaligem Militärgelände entstanden, ist Denkmal und Landschaftsschutzgebiet. Während Stadtkonservator Thomas Werner keine Bedenken gegen die Ausbaupläne des FC hat, sehen Naturschützer einen massiven Eingriff in Kölns grüne Lunge.

Worüber entscheidet der Stadtrat?

Unter dem Titel „Erweiterung Rheinenergie-Sportpark in Köln Sülz“ soll am Donnerstag der Bebauungsplan beschlossen werden. Damit bekäme der FC grünes Licht für die konkreten Planungen im Grüngürtel. Eine Mehrheit gilt als sicher. SPD, CDU und FDP sind dafür, Grüne, Linke und Gut dagegen. Die Bezirksvertretung Lindenthal hat den Plan bereits in geheimer Abstimmung abgenickt – mit zehn Ja, sieben Nein und zwei Enthaltungen.

Welche Alternativen gibt es?

Die Verwaltung schlägt als Alternative vor, gemeinsam mit dem FC einen anderen Standort zu entwickeln, etwa in Marsdorf. Geprüft werden könne auch eine Teilverlagerung des Profibereichs oder des Jugend- und Breitensportbereichs. Die Ausbaugegner sind seit Jahren für Marsdorf. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) folgt dieser Linie seit 2019, zuvor war sie für den Ausbau im Grüngürtel. Die Linke hat am Dienstag einen Änderungsantrag im Stadtrat gestellt, das Leistungszentrum in den Sportpark Müngersdorf am Salzburger Weg zu bauen – rund einen Kilometer vom Rheinenergie-Stadion entfernt. Beide Alternativen dürften jedoch von einer schwarz-rot-gelben Mehrheit abgelehnt werden.

Was sagen die Kritiker?

Sie argumentieren, die geschützte Grünfläche dürfe nicht den Interessen des Privatunternehmens 1. FC Köln geopfert werden. Die Gleueler Wiese sei ökologisch wertvoll, der Boden besonders fruchtbar. Sie solle allen Bürgern zur Erholung dienen, dürfe nicht für Kunstrasen-Fußballplätze samt Zäunen und Flutlicht zerstört werden. Die Versiegelung von rund drei Hektar Wiese sei mit der Ausrufung des Klimanotstandes durch den Stadtrat am 9. Juli 2019 „unvereinbar“, sagt Helmut Röscheisen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Bei der Bürgerbeteiligung gab es die Rekordzahl von 7147 Eingaben – zwei Drittel waren ablehnend.

Was macht die Gleueler Wiese so besonders?

Die 4,8 Hektar große Wiese bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Hier gedeihen zum Beispiel Rotes Straußgras, Glatthafer, Kleiner Odermennig und Gundermann. Mit dem umliegenden artenreichen Laubmischwald bietet das Areal ideale Bedingungen für Schmetterlinge und andere Insekten sowie Vögel und Fledermäuse.

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Die Grünfläche bindet Kohlendioxid, wirkt sich kühlend auf das Stadtklima aus, nachts fördert sie den Luftaustausch zwischen Umland und Innenstadt. „Allein wegen dieser Funktion muss das Grünsystem auch bei einem Wachstum der Stadt vollständig erhalten bleiben“, sagt Barbara Schock-Werner, Kölner Vorsitzende des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Sie moniert, dass die Bürger bei einer Privatisierung der Flächen für den FC dort nur noch ein Wegerecht, aber kein Verweilrecht mehr hätten.

Was sagt der 1. FC Köln?

Das Projekt sei mit dem Denkmalschutz vereinbar, es entspreche der Philosophie der Grüngürtel-Gründer, die dort Sportanlagen planten. Es schade dem Stadtklima nicht. Alle Eingriffe würden an anderer Stelle vollständig ökologisch kompensiert. Abseits der Trainingszeiten stelle man die Plätze dem Breiten- und Schulsport zur Verfügung, die vier Kleinspielfelder baue man für die Allgemeinheit.

Was kostet die Erweiterung?

Der FC spricht bislang von rund 20 Millionen Euro Baukosten. Das gilt inzwischen als überholt. Intern geht der Club nach Rundschau-Informationen bereits von 25 bis 30 Millionen Euro aus.

Was passiert, wenn der Rat zugestimmt?

Naturschützer wie der BUND und die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ wollen gegen den Bebauungsplan klagen. Falls der FC den sofortigen Baubeginn beantrage, werde man auch dagegen vorgehen, so Röscheisen.