Hinter den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) liegen Rekordjahre. Seit 2015 war der Trend ungebrochen: Jahr für Jahr steigende Fahrgastzahlen. In den Hauptverkehrszeiten fuhren die Stadtbahnen hart an der Kapazitätsgrenze. Vorbei. Wie in allen Lebensbereichen hat die Corona-Pandemie auch den Öffentlichen Personennahverkehr durchgeschüttelt. Da muss es wohl als verzweifelter Wunsch gewertet werden, auch der tiefsten Krise noch etwas Positives abgewinnen zu wollen, wenn die KVB-Vorstandsvorsitzende sagt: „2020 hat sich die Fahrgastsituation entspannt.“
Wie viele Menschen fahren noch mit der KVB
2020 war mit Blick auf die Fahrgastzahlen für die KVB eine Berg- und Talfahrt. Mit viel Tal und wenig Berg. Das Jahr startete ohne Corona und für den Verkehrs-Betrieb gewohnt Rekordverdächtig. Über 24 Millionen Menschen stiegen jeweils im Januar und Februar zu. Doch dann kamen Corona und das erste Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Die Fahrgastzahlen erreichten mit rund fünf Millionen den absoluten Tiefststand. Mit dem Hochfahren des Lebens nahm auch der Betrieb in Bussen und Bahnen wieder zu. Doch deutlich über 15 Millionen Fahrgäste ging er nicht mehr hinaus. Mit dem zweiten „Lockdown“ geht die Kurve wieder runter. Über das Jahr zusammengerechnet kommt die KVB damit in 2020 auf rund 168 Millionen Fahrgäste. Ein Verlust gegenüber 2019 von rund 41 Prozent.
Wie viele Dauertickets werden gekündigt?
Bei den Abonnements ist die Entwicklung nicht ganz so dramatisch wie bei den Fahrgastzahlen. Auch bei den Stammkunden war die KVB verwöhnt. Seit 2011 stieg die Zahl der Dauerticketbesitzer kontinuierlich an. 2019 dann der Rekord: Über 316 000 Besitzer eines Job-, Studenten oder eines anderen Monatstickets. Rund 13 000 Abo-Ticketkunden haben nun auf die veränderten Lebensbedingungen mit Homeoffice und Kurzarbeit reagiert und ihr Abo gekündigt. Positiv gesehen: Über 303 000 Kunden haben es noch. „Ich bedanke mich für die Treue“ so Haaks. Doch wie lange hält die noch?
Wie reagiert die KVB auf die Kündigungen?
Man denkt, man redet, man will beschließen. Seit einem Jahr eine Talfahrt. Und die KVB-Chefin weiß nach eigener Aussage, selbst nach Corona wird es nicht mehr so werden wie vorher. Vor rund einem Jahr regte sie neue Ticketstrukturen an. Die Idee greift sie auch jetzt nochmals auf: „Mit einem elektronischen 100-Tage-Ticket könnte es mehr Flexibilität geben.“ Und? „Wir beraten dazu gerade im Verkehrsverbund Rhein-Sieg.“ Zur Umsetzung brauche es Beschlüsse. Die könnten vielleicht auf einer nächsten Sitzung im Mai fallen.
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Im ersten „Lockdown“ bot die KVB ihren Dauerkunden an, das Ticket ruhen zu lassen. Als im Sommer die Kapazität wieder hochgefahren wurde, kassierte der Verkehrsbetrieb dieses Angebot wieder ein. „Es gibt nun die Möglichkeit, das Abo-Ticket tagesaktuell zu kündigen, nicht mehr zum Ende des Folgemonats“, sagt Haaks. Beworben wird die Aktion nicht. Seit vergangenem Dezember soll diese Möglichkeit schon bestehen. Wer bei seiner Kündigung darum nicht weiß, es nicht verlangt, bekommt es auch nicht angeboten. „Es wird auch nur ermöglicht, wenn keine Unterwanderung des Tarifs droht.“
Was kostet die KVB die Krise?
55 Millionen Euro weniger als im Plan für 2020 vorgesehen. Bund und Land schießen 45 Millionen Euro zu. „Hoffnung macht uns, dass die Verkehrsministerkonferenz auch einen Rettungsschirm für 2021 empfiehlt“, sagt Haaks. Doch sie weiß, das ist nur Überbrückung. „Die Krise wird finanziell langfristige Konsequenzen haben.“