Köln – Es ist ein Begriff, der die Gläubigen an der Basis noch etwas ratlos zurücklässt: Sendungsraum Innenstadt. Im vergangenen Februar hat das Erzbistum Köln bekannt gegeben, dass die Pfarreien der Kölner Innenstadt zu einem Sendungsraum zusammengefasst werden. Ein Grund dafür: Der Mangel an Leitenden Pfarrern. Im März gab Kardinal Woelki bekannt, dass sein bisheriger Generalvikar Dominik Meiering diesem Sendungsraum als Leitender Pfarrer vorstehen wird. Nun soll der immer noch schwammige Begriff mit weiterem Leben gefüllt werden. Pfarrer Mike Kolb, Haupabteilungsleiter Personal im Generalvikariat, und Monsignore Markus Bosbach, Hauptabteilungsleiter Seelsorgebereiche, haben heute die betroffenen Pfarreien darüber informiert, dass sechs Priester und eine Personalreferentin in den kommenden Wochen ihren Dienst in der Innenstadt antreten werden. Zudem wird sich auf Wunsch Kardinal Woelkis die Gemeinschaft Emmanuel an St. Aposteln niederlassen.
Gemeinschaft Emmanuel
Die Gemeinschaft Emmanuel ist in Frankreich in den 70er Jahren aus einer charismatischen Gebetsgruppe in Frankreich entstanden. Nach Kirchenrecht ist die Gemeinschaft eine öffentliche internationale Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechts. Die Mitglieder wollen im täglichen Leben verwirklichen, was der Name bedeutet: Gott mit uns. Die Beziehung zu Gott verbindet die Mitglieder im Alltag. Bei regelmäßigen Begegnungen und gemeinsamen Aktivitäten teilen sie das Leben und den Glauben und stärken so das Miteinander. Der Gemeinschaft gehören Frauen, Männer und Ehepaare sowie Priester und gottgeweihte (ehelose) Schwestern und Brüder an.
Zuerst stellen Kolb und Bosbach klar, im Sendungsraum soll es vorerst „nur“ in den vier Seelsorgebereichen St. Agnes, St. Aposteln, St. Gereon und die Pfarrei zwischen Zülpicher Platz und Griechenmarkt personelle Veränderungen geben. Was ist mit den verbleibenden Seelsorgebereichen St. Severin und D? „Dort bleibt es, wie es ist “, sagt Kolb. Perspektivisch wird der leitende Pfarrer dann auch irgendwann einmal Pfarrer der übrigen Seelsorgebereiche werden, zum Beispiel, wenn die jetzt dort amtierenden Pfarrer in den Ruhestand gehen werden.
Was bedeutet das konkret?
Doch was bedeuten die aktuellen Personalentscheidungen konkret für die vier Seelsorgebereiche des Sendungsraums Innenstadt? Die Pfarrei St. Agnes mit ihren Kirchen St. Agnes, St. Kunibert. St. Ursula und St. Gertrud bekommen zum 1. September einen neuen Priester: Dr. Peter Seul, bisher Leitender Pfarrer in Kaarst, wechselt in die Kölner Innenstadt. Wie bereits bekannt ist, wechselte der ehemalige Pfarrer für der Pfarrei St. Agnes, Frank Müller, auf eigenen Wunsch in die Position des Diözesancaritaspfarrers. Zudem wird er Pfarrvikar für die vier Seelsorgebereiche des Sendungsraums.
Als solcher wird er an St. Gereon zum 1. September Wohnung nehmen, dem Zentrum des Seelsorgebereiches St. Gereon mit den weiteren Kirchen St. Alban und St. Michael. In dieser Pfarrei wird Personalreferentin Lisa Brentano ihren Dienst aufnehmen. Der ehemalige Pfarrer Andreas Brocke ist seit Mitte Mai Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Südkreuz.
Die Entwicklung für die Pfarrei, zu der die Kirchen Herz Jesu und St. Mauritius gehören, ist noch in der Schwebe. Kolb verspricht einen neuen Priester. Letzte Gespräche stünden aber noch aus. „Sie werden zeitnah geführt und der neue Priester wird vor Ort wohnen.“
Norbert Bauer
Der bisherige Personalreferent in der Pfarrei St. Gereon, Norbert Bauer, wird zum 1. September neuer Leiter der Karl-Rahner-Akademie. Bauer wurde im Eifelort Kyllburg geboren. Er studierte Theologie in Bonn und an der Jesuiten-Hochschule in Frankfurt Sankt Georgen. Zehn Jahre lang war er Sprecher des Berufsverbands der Pastoralreferenten. Bauer gehört auch dem Kölner Diözesanpastoralrat an, dem zentralen Beratungsgremium des Kölner Erzbischofs. Bauer folgt auf Bernd Wacker, der nach neun Jahren an der Spitze der Bildungseinrichtung in freier Trägerschaft in den Ruhestand geht.
Am gravierendsten sind die Neuerungen für die Pfarrei St. Aposteln mit ihren Kirchen St. Aposteln, St. Andreas, St. Kolumba, St. Maria in der Kupfergasse, der Hohen Domkirche und Groß St. Martin. Zum 1. November wird Monsignore Dr. Thomas Vollmer aus Düsseldorf-Benrath nach Köln kommen und sich hauptsächlich der Seelsorge an der Wallfahrtskirche St. Maria an der Kupfergasse widmen. Dafür geht nach 17 Jahren Tätigkeit in der Pfarrei Pfarrer Klaus-Peter Vosen auf Wunsch Kardinal Woelkis nach Wuppertal, um dort Leitender Pfarrer zu werden. Von der Gemeinschaft Emmanuel lassen sich an St. Aposteln vorerst zwei Priester – Dr. Christian Schmitt und Kaplan Franziskus von Boeselager – sowie drei gottgeweihte (ehelos) Frauen nieder. Die japanischen Schwestern verlassen aus Altersgründen St. Aposteln.
Das könnte Sie auch interessieren:
Allein durch die Gemeinschaft Emmanuel deutet sich schon an, in welche Richtung der von Kardinal Woelki ausgerufene pastorale Zukunftsweg gehen kann. Pfarrer Kolb hat noch weitere Ideen. „Man braucht sich nur mal freitagabends den Bereich zwischen Rudolfplatz, Zülpicher Platz und Uni anschauen. Dort ist Leben. Viele junge Menschen. Und mittendrin unsere wunderschöne Kirche Herz Jesu. Da ist Neues möglich.“ Auch der Dom – natürlich eingedenk seiner besonderen Stellung – sei bei der Suche nach neuen Wegen nicht ausgenommen. Doch einen Eindruck will Monsignore Bosbach sogleich verhindern. Das Neue soll aus dem Gemeinden heraus entstehen und nicht etwa aus dem Generalvikar kommen. Und es sei auch nicht die Aufgabe des Leitenden Pfarrers Dominik Meiering, wie ein Dirigent Musik und Takt den Pfarreien vorzugeben, sondern vielmehr die Schwingungen von der Basis zu empfangen.