- Die Kirche im Erzbistum Köln will sich in den nächsten zehn Jahren ändern.
- Dazu hat sie nun eine Skizze mit Zielsetzungen entworfen.
- Der Umgang mit Homosexuellen, Ökumenen oder Frauen wird kaum thematisiert.
Köln – Das Ziel ist ehrgeizig. In zehn Jahren soll die Kirche im Erzbistum Köln eine andere sein. „Nicht völlig neu erfunden“, sagt Generalvikar Markus Hofmann. „Es sind ja Emotionen im Spiel.“ Aber bis dahin will der oberste Verwaltungschef der Erzbistums das Ende des von Kardinal Woelki ausgerufenen pastoralen Zukunftswegs erreicht haben.
Um dorthin zu gelangen, hatte der Diözesanpastoralrat fünf Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Nach unzähligen Tagungen und Gesprächen haben die nun eine Zielskizze entworfen.
Was wird aus den Kirchenbauten?
Sie werden an Bedeutung verlieren. Denn eine Gemeinde wird sich nicht mehr zwangsläufig nach ihnen ausrichten. Die Zielskizze definiert Gemeinde nämlich als: „Orte, an denen Menschen sich als eine Gemeinschaft im Geiste Jesu Christi zusammenfinden.“
Dafür reiche auch beispielsweise ein Gesprächskreis oder ein Elternrat eines christlichen Kindergartens“, sagt Hofmann. Das richt nach Kirchenschließungen. Ob und in welchem Umfang die künftig stattfinden würden, dazu gebe es noch keine Pläne, sagt Hofmann.
Was wird aus den Seelsorgebereichen?
Der Begriff Seelsorgebereich für zusammengefasste Gemeinden finden in der Zielskizze gar nicht mehr statt. Genauso wenig wie der von Kardinal Woelki für die Kölner Innenstadtkirchen geprägten Begriff Sendungsraum.
Stattdessen heißt es nun schlicht „Pfarrei“. Nicht weniger nüchtern ist deren Aufgabenbeschreibung: Pastorale Einheit und zugleich Körperschaft des öffentlichen Rechts.“ Geleitet werden sie weiterhin vom Leitenden Pfarrer.
Was darf die Gemeinde?
Immer wieder wird die Forderung von Laien laut, sie wollen mehr an Entscheidungen beteiligt werden. Der dazugehörige Punkt in der Zielskizze ist ein bisschen versteckt. Er taucht in einer Liste von „sieben Haltungen“ auf.
„Gemeindeleitung durch Ehrenamtliche“ steht dort unter der Überschrift „Verantwortung teilen“. Teams aus Haupt- und Ehrenamtlichen mit verschiedenen Hintergründen sollen die Pfarreileitung übernehmen.
Woran macht sich die neue Kirche fest?
An einem Anker, so steht es in der Zielskizze geschrieben. Und der ist die Eucharistie. Als elementarer Teil der katholischen Identität sei sie unverzichtbar. Und sie müsse sonntäglich zu verlässlichen Zeiten und an verlässlichen Orten angeboten werden.
Lokale Akzentuierungen und Anpassungen seien möglich – aber nur innerhalb des vorgegebenen Rahmens. Hier ist die Zielskizze ganz nah bei Kardinal Woelki, der in der Vergangenheit immer wieder die Bedeutung der Eucharistiefeier heraushob und sie vehement gegen eine Öffnung für evangelische Christen abgrenzte.
Können die Laien das alles schultern?
Das Ehrenamt ist eine ganz wesentliche Säule der neu geformten Kirche, wie sie sich aus der Zielskizze herausschält. Die Ehrenamtler sollen nach außen das christliche Selbstverständnis ausstrahlen, sie sollen neue Projekte anstoßen, Gemeinden leiten und neue Liturgieformen ausprobieren.
Gefirmte sollen auch finanzielle Entscheidungskompetenzen bekommen. Um das alles schultern zu können, werde es beispielsweise Schulungen geben. Aufgaben, die nach außen gegeben werden können, dürfen delegiert werden. Zum Beispiel: Die Verwaltung der Immobilien kann an ein Immobilienbüro, die Kitas können in die Hände externer Träger und die Finanzbuchhaltung zu Experten ausgelagert werden.
Wie groß ist die tatsächliche Freiheit?
Einfachere, leichter lebbare Strukturen verspricht die Zielskizze. Die starren Hierarchien zwischen Gemeinde, Pfarrei, Dekanat und Bistum sollen aufweichen. Wie? Das bleibt vage und könnte im Ernstfall schon auf der untersten Ebene scheitern.
Denn die Budgethoheit bleibt im Wesentlichen bei den Leitenden Pfarrern. Was wird dann aus den gewünschten Leuchtturmprojekten oder aus neuen Liturgieformen, wenn die dem Leitenden Pfarrer theologisch nicht genehm sind?
Gibt es Ansätze für tiefe Reformen?
Der Umgang mit Homosexuellen. Frauen in Weiheämtern. Ökumene. Diese, viele katholische Christen bewegenden Themenfelder, werden in die Zielskizze wenn überhaupt nur angedeutet. Natürlich nicht zuletzt, weil sie auf Bistumsebene nicht allumfassend behandelt werden können.
So bleibt es bei Andeutungen: „Aufmerksam für die Zeichen der Zeit sein“, steht in der Zielskizze. Auch: „Gesellschaftliche und kulturelle Realitäten wahrnehmen und als Herausforderungen positiv annehmen.“ Und: „Bereit sein für echte Veränderungen und eine Neuausrichtung wagen: Kirche im heute sein.“
Wie geht es weiter?
Am Samstag wurde die Zielskizze im Diözesanpastoralrat vorgestellt. Es folgen Beratungen bis hinab in die Gemeinden.