„Dat wood och Zick!“Mitreißende Puppensitzung im Hänneschen-Theater in Köln
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Wenigstens in der Puppensitzung hatten Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie einen großen Auftritt vor Publikum.
Copyright: Thomas Banneyer
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Köln – Die Männer mögen es ihr verzeihen, sagte Frauke Kemmerling, vor Beginn des Stücks, „aber dieses Theater ist meine große Liebe“. Die im Sommer scheidende Intendantin kündigte mit bewegenden Worten ihre letzte Premiere einer Puppensitzung an. Vor der Kulisse der „Hüsjer bunt om Aldermaat“ zauberte das Ensemble anschließend mit „Dat wood och Zick!“ eine mitreißende Sitzung mit ganz viel kölschem Jeföhl. Das Premierenpublikum feierte die von Udo Müller in Szene gesetzte Aufführung der Knollendorfer mit Standing Ovations und minutenlangem Beifall.
Hommage an die Altstädter
Das neue Stück ist auch eine liebevolle Hommage an das Traditionskorps der Altstädter, die 2022 ihr 100-jähriges Bestehen feiern und das neue alte Dreigestirn stellen. Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie haben als aus Lindenholz geschnitzte Figuren den wohl in dieser Session einzigen Auftritt bei einer Sitzung in einem geschlossenen Raum. Mittels eines Zeitsprungs in das Jahr 2031 schiebt sich Prinz Sven im elften Jahr seiner Regentschaft mit Rollator und verstaubten Federn über die närrische Bühne, begleitet von den Klängen zu „Zig Mol Prinz zo sinn“. Hans Kölschbach, Präsident der Jubiläumsgesellschaft, wird mit einer königlichen Kutsche auf den Aldermaat gefahren. Zur Würdigung der Gesellschaft gehörten auch mehrere Mitsing-Klassiker von Gerhard Jussenhoven wie „Kornblumenblau“ und „Dat Glockespill vum Roothusturm“. Der Musiker war der zweite Sohn von Servatius Jussenhoven, Mitgründer und erster Präsident der Altstädter.
Eine Wette um den Heiratsantrag
Die grün-rote Bühne im Herzen der Altstadt ist Anlass für eine Wette zwischen Hänneschen und Röschen: Sollte es Röschen schaffen, in kurzer Zeit eine Sitzung auf dem Aldermaat auf die Beine zu stellen, müsste er seinem Bärbelchen in aller Öffentlichkeit einen Heiratsantrag machen, was er nach verlorener Wette dann auch einhält. „Dat wood och Zick!“ kommentiert Bärbelchen. Darauf habe sie seit 1802 gewartet.
Mit ihrer abwechslungsreichen Sitzung legt sich Röschen Schäl voll ins Zeug. Schließlich will sie als der erste weibliche Prinz die Pritsche schwingen und kölsche Karnevalsgeschichte schreiben. Würde es nach der vielfältigen Qualität der Röschen-Sitzung gehen, müsste sie ihr Ziel mühelos erreichen. Zu den Höhepunkten zählt der Therapie-Tipp gegen „Depressiönchen“ oder Sitzungspräsident Voller Weininger, der hart am Glas Neues aus seiner Kampftrinker-Gesellschaft säuselt. Speimanes versucht vergeblich, dem Karneval zu entfliehen: Sogar auf Kuba begegnet er statt Salsa-Tänzerinnen einem wibbelnden Knubbel der Roten Funken. Die einzigen Buhrufe gibt es für den neuen Gesundheitsminister: Karl Lauterbach bekommt zum Brechen der fünften Welle die Colonia-Mutante überreicht – ein lachendes Virus mit einer Pappnase.
Vorstellungen vom 12. Januar bis 26. Februar. Es gelten die 2G-plus-Regeln, neben Impf- oder Immunisierten-Nachweis ist ein Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden) vorzulegen. www.hänneschen.de