Corona-NotlösungLe Moissonnier bietet Gourmet-Pakete für Zuhause an
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Überlebens-Rezept für die Spitzenküche: Das wegen Corona vorübergehend geschlossene Zwei-Sterne-Restaurant Le Moissonnier in Köln macht neue Gourmet-Angebote für Zuhause, damit es nicht bald heißt „Nichts geht mehr“.
Vincent Moissonnier ihat mit Martina Windrath über die Krise und die Folgen gesprochen.
Köln – Für das Zwei-Sterne-Restaurant Le Moissonnier geht es seit Ausbruch der Corona-Krise „ums Überleben, wirtschaftlich gesehen“, räumt Inhaber Vincent Moissonnier klipp und klar ein. „Aber wir wollen nicht jammern. Als Unternehmer ist man dafür da, Lösungen zu finden.“ Damit die Existenzen der Mitarbeiter und ihrer Familien in der Corona-bedingten Zeit der Schließung zumindest einigermaßen gesichert sind, hat eines der renommiertesten Restaurants Deutschlands ein neues Konzept auf den Weg gebracht: Ein Korb voller Genüsse für Zuhause, zubereitet und zusammengestellt vom Spitzenteam, geliefert in private Haushalte von Feinschmeckern in Köln, Bonn und Düsseldorf.
Sterneküche für zuhause
Das 20-köpfige Team befindet sich in Kurzarbeit, die auf 100 Prozent aufgestockt ist. Vincent Moissonnier stellte gleich zu Beginn der Zwangspause klar: „Entweder wir schaffen es zusammen oder wir fahren es an die Wand. Aber keiner erhält die Kündigung.“ Man habe schon einige Krisen gemeistert und sei entschlossen, auch diese bisher größte Prüfung zu bewältigen.
Mit neuen Ideen: Sterneküche für Daheim, die trotz Covid-19 glücklich macht, hofft der 59-Jährige. Er betreibt das seit 33 Jahren bestehende Spitzenrestaurant in der Krefelder Straße mit seiner Frau Liliane und Küchenchef Eric Menchon samt Team; im Moment dient es als Lager. Freitags und samstags werden die in der Küche zubereiteten Menüs und die Feinkostpakete geliefert oder können im Weinladen an der Sudermanstraße abgeholt werden. Die Preise für die Diners à la semaine liegen bei 90 bis 120 Euro für Zwei. Immer dienstags geht ein Newsletter an die Kunden und macht Appetit aufs neue Wochenangebot: Meeresfrüchteplatte, Grillpaket, Käseauswahl oder aktuell der Veggie Sommernachtstraum (s. Info) kommen frisch ins Haus und müssen nur noch aufgewärmt werden. Wer das Menüpaket nicht möchte, kann aus einer Auswahl anderer Gänge und Delikatessen aus Frankreich wählen (neun bis 29 Euro). Es wird angenommen – von der Geburtstagsrunde im Garten bis zu Geschäftsleuten, die Lokale wegen Corona meiden.
Die mit Michelinstern- und Gault Millau-Kochmützen dekorierte Familie musste umlernen. „Es ist ein ganz neuer Beruf“, sagt Vincent Moissonnier. Es sei viel Aufwand, mitten auf der Erfolgswelle den 20-Tonner von der Autobahn von jetzt auf gleich auf die Landstraße umzusteuern. „Wir hatten in der Gastronomie alle unfassbar gut zu tun. Man wacht plötzlich auf, hat einen Gast Corona, den man nicht eingeladen hat, und merkt, dass das Glück keinem gehört. Da mähste nix. Aber wir können gemeinsam schaffen, es wieder neu aufzubauen.“
Das Paket für zuhause
15 Euro für Zwei kostet das aktuelle Gourmet-Paket für Zuhause mit vielen Gängen, von Biotomaten-Consommé über Gemüsefrikassee bis Zitruscreme, dazu Gemüsekorb, Crémant, Smoothies. Das Angebot wechselt wöchentlich. Bestellungen können Kunden im Weinladen Sudermanstraße 5 freitags und samstags abholen oder sich liefern lassen. (MW)
Warum das Restaurant seinen Betrieb noch nicht wieder aufgenommen hat? „Weil es für uns dann sehr bald heißen würde: Rien ne va plus – nichts geht mehr.“ Denn mit den weiter geltenden Abstandsregelungen in der Gastronomie könne der Gourmet-Betrieb nicht überleben. Aber Trennwände für das an ein französisches Jugendstil-Bistro erinnernde Lokal sind in Arbeit. Moissonnier hofft, im September wieder zu öffnen, dann mit rund 75 Prozent Auslastung der Plätze; ohne Trennwände würden rund 40 Prozent weniger umgesetzt, was bedeuten würde, vier Mitarbeiter weniger... Aber noch heiße es abwarten, „bis die Bekloppten aus dem Mallorca-Urlaub wieder da sind und wie sich die Corona-Lage entwickelt“.
Die Spitzengastronomen kochen weiter. Sie wollen nach der Wiedereröffnung in geringerem Umfang die „Pakete“ beibehalten. Was allen besonders fehlt, ist „der Kontakt mit den Gästen, die Schwatzerei“. Wer trotz allem Restaurant-Atmosphäre schnuppern will, kann sich den im Mai gesendeten Arte-Film mit Schauspieler und Freund Joachim Król noch auf der Moissonnier-Homepage ansehen. Titel: Essen macht glücklich.