Der Corona-Ausbruch in einem Behindertenwohnheim hat die Inzidenzzahl in Köln sprunghaft ansteigen lassen. Am Freitag meldete das Gesundheitsamt eine Sieben-Tage-Inzidenz von 83,5, am Vortag hatte der Wert noch bei 72,6 gelegen. In dem Heim wurde bei 34 von 48 Bewohnern das Virus nachgewiesen, hinzu kommen 19 positiv getestete Betreuerinnen und Betreuer. Die noch nicht infizierten Bewohner sollen nun möglichst zügig geimpft werden, zu Beginn der kommenden Woche stehen laut Stadt ohnehin Impfungen in Einrichtungen dieser Art an.
Doch auch ohne diesen lokalen Ausbruch geht die Tendenz bei den Neuinfektionen deutlich nach oben. Binnen eines Tages wurden in Köln 237 Neuinfektionen registriert, das sind fast 100 mehr als noch einen Tag zuvor. Auch an zehn weiteren Schulen wurden Schülerinnen oder Schüler positiv auf das Virus getestet. Die Entwicklung beunruhigt auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Ich blicke mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen und bitte die Kölnerinnen und Kölner, Kontakte nach wie vor auf das Nötigste zu beschränken und sich an die bekannten Regeln zu halten, damit wir nicht die ersehnten Lockerungen aufs Spiel setzen“, erklärte sie nach der Sitzung des Krisenstabs.
Ausweitung der Maskenpflicht in Köln
Dort ist am Freitag eine Ausweitung der Maskenpflicht beschlossen worden. Am rechtsrheinischen Rheinufer muss nun zwischen Deutzer Drehbrücke und Zoobrücke ein Mundnasenschutz getragen werden – also auch am beliebten Rheinboulevard. Im gesamten Bereich gilt zudem ab dem heutigen Samstag ein Verzehrverbot, damit Passanten auch nicht beim Kaffee die Maske abnehmen können. Im gesamten Bereich darf zudem kein Alkohol getrunken werden. Die Verschärfungen gelten laut Stadt auch für den Brüsseler Platz.
Ein Stück weit war der Anstieg der Infektionszahlen durch das Angebot kostenloser Corona-Schnelltests erwartet worden. In Köln kann derzeit an 19 Stellen ein kostenloser Test gemacht werden – das wird sich jedoch ab Montag ändern, denn dann gelten laut Corona-Schutzverordnung neue Regeln. Die Stadt empfiehlt momentan nur Tests im Gesundheitsamt am Neumarkt oder im Testzentrum am Hauptbahnhof. Laut Befragung des Apothekerverbands bietet derzeit jede zehnte Apotheke der Stadt ebenfalls kostenlose Tests an. Kommende Woche soll eine Internetseite freigeschaltet werden, auf der freie Testtermine in Apotheken im Überblick dargestellt werden.
Große Nachfrage nach Gratis-Tests
„Die Nachfrage ist groß“, bestätigt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Köln. Für die kostenlos durchgeführten Tests erhalten Apotheken zwölf Euro vom Land, Arztpraxen dürfen 15 Euro in Rechnung stellen. „Die Vergütung pro Test ist im Vergleich zu anderen Ländern eher gering. Aber die Apotheken sehen es als ihre Aufgaben an, einen erheblichen Beitrag zu leisten, um den Menschen mehr Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Preis.
Mehr Busse im Schülerverkehr
Wenn nächste Woche in allen Schulen der Präsenzunterricht wieder beginnt, wollen die KVB ihr Angebot noch einmal deutlich ausweiten. Über die 60 zusätzlichen Fahrten, die die KVB ohnehin im Schülerverkehr einsetzen, soll es auf 24 Buslinien 142 weitere Fahrten geben. Dafür werden private Unternehmen eingesetzt.
Probleme bei der Planung der Zusatzfahrten gibt es, weil viele Schulen nicht mitgeteilt haben, ob sie ihren Unterrichtsbeginn staffeln. Die KVB setzt die zusätzlichen Busse deshalb auf der Basis ihrer Erfahrungen von Dezember 2020 ein und will gegebenenfalls nachjustieren.
Die Zusatzbusse werden nicht auf dem gesamten Linienweg eingesetzt , sondern nur auf den Abschnitten mit besonders hoher Auslastung. Ab Montag wird es zudem vier Zusatzbusfahren zur Verstärkung der Stadtbahnlinie 13 geben.
Den Experten im städtischen Krisenstab bereitet vor allem die schnelle Verbreitung der britischen Virus-Variante Sorge. Eine von der Stadt erstellte Übersicht verdeutlicht die rasante Zunahme von B.1.1.7, so die Bezeichnung der britischen Mutante. Mitte Februar wurde diese Variante bei etwa 35 Prozent aller positiven Corona-Tests nachgewiesen, inzwischen sind es deutlich mehr als 70 Prozent. Die südafrikanische Variante spielt dagegen in Köln bislang kaum eine Rolle.