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Andy Warhol in KölnSo lief der erste Tag nach den Corona-Lockerungen im Museum

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Köln – Es ist ein ungewohnter Anblick in den aktuellen Zeiten: Vor der Glasfront des Museum Ludwig hat sich eine Schlange mit den ersten knapp 30 Besuchern des Jahres gebildet. Ordentlich stehen sie in einem Abstand von anderthalb Metern, der durch gelbe Leisten auf dem Steinboden vorgegeben wird, hintereinander. Ein Obdachloser schläft in der linken Ecke vor dem Eingang.

Dass die Ausstellung „Andy Warhol Now“ mit drei Monaten Verspätung eröffnet, interessiert ihn hier als einzigen nicht. Eine Glocke schlägt zehn. Die Glasschiebetür geht auf und Sicherheitsmann Hans-Jürgen Horstmann begrüßt die Wartenden mit einem kräftigen. „Guten Morgen zusammen.“ Die Besucher halten ihre Zettel bereit.

Vorab muss das Ticket gebucht werden

Um in die Ausstellung zu kommen, mussten sie sich Online ein Ticket kaufen. Ihr Zeitfenster umfasst jeweils zwei Stunden. 73 Besucher dürfen dann in die Ausstellung. Der Andrang auf die Karten am Wochenende war so hoch, dass die Server zusammen gebrochen waren. Das Problem war aber schnell behoben, die Tickets sind jetzt schon bis 14. März ausgebucht. Am Montag, 15. März, können dann die nächsten 2336 Karten für die kommende Woche gekauft werden.

Yvonne W. und ihr Mann sind aus Dortmund gekommen, um die Ausstellung zu sehen. „Das ist die Gelegenheit, um Kultur zu erleben und es fühlt sich super an“, sagt Yvonne. Doch nicht jeder, der die Ausstellung gerne besucht hätte, hatte die Chance auf ein Ticket. Zwei ältere Besucher müssen abgewiesen werden. Sie wollten eine Karte vor Ort kaufen, weil sie kein Internet haben.

Museumsdirektor Yilmaz Dziewior erklärt später, es werde vorerst bei der Online-Buchung bleiben, weil diese der Rückverfolgung und damit der Sicherheit dient. An Lösungen für Menschen ohne Internet werde aber gearbeitet.

Hygieneregeln und Kontaktnachverfolgung

Nachdem die Wartenden die Ticketkontrolle hinter sich gelassen haben, muss jeder einzelne ein Kontaktformular ausfüllen und sich die Hände desinfiziert. Dann geht es erst in die Ausstellung. Ein Einbahnstraßensystem verhindert Ansammlungen. In dem ersten großen Ausstellungsraum begrüßen Warhols bekannte Pop-Art-Kunstwerke die Gäste: die Brillo-Holzboxen, die aussehen wie einfache Lebensmittelkartons und Siebdrucke auf Leinwand nach Vorlage der Campbell’s-Suppendosen, Marylin Monroe und Elvis.

Die Besucher verteilen sich automatisch und nutzen den Platz. In kleineren Räumen oder Sackgassen, in denen beispielsweise Titel von Warhols Magazin „Interview“ hängen, gibt es ein wenig Gewusel, das sich aber schnell wieder auflöst, so dass die zahlreichen Sicherheitsleute gar nicht erst eingreifen müssen. In manchen Bereichen ist zeitweise niemand. So fliegen die silbernen Luftkissen „Silver Clouds“ durch surrende Ventilatoren angetrieben nicht nur durch den Raum, sondern auch einmal hinaus. Eine Sicherheitsfrau schubst sie zurück. „Es ist fast normal, bis auf das Aufgebot an Sicherheitskräften“, sagt Thea Schäfer aus Köln. „Die Sehnsucht nach Kultur“ hat sie und ihre Schwester in die Ausstellung getrieben.

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Der reduzierte Kartenverkauf erlaubt nur ein Zehntel des üblichen Publikums, aber das Hygienekonzept muss auch für diese Größenordnung funktionieren. Dziewior sagt: „Das Team hat durchgearbeitet, aber wir sind sehr glücklich.“ Sicherheitsmann Hans-Jürgen Horstmann arbeitet seit 20 Jahren am Museum Ludwig und er weiß: „Theorie und Praxis liegen immer ein bisschen auseinander, aber 73 Menschen sind händelbar und die Besucher haben das Konzept gut angenommen. Alle waren sehr locker.“

Jenny Nöppert und Carmen Tokarski hat das Sicherheitskonzept ein gutes Gefühl gegeben. „Wir waren super aufgeregt, aber es war endlich mal etwas anderes als das eigene Wohnzimmer“, sagt Jenny und Carmen bestätigt: „Es hat Körper und Geist gut getan.“ Beim Verlassen des Museums gehen Mutter und Tochter an dem kleinen Shop vorbei, in dem die Gäste sich Warhol auf Taschen oder Dosen mit nach Hause nehmen können. Vor der Glastüre warten bereits die nächsten Besucher.