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Schule in der PandemieTausende Kölner Eltern unterschreiben Petition für Luftfilter

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Lüften oder Luftfilter: Der Schulunterricht in der Corona-Pandemie ist eine große Herausforderung.

Köln – Eltern und Lehrkräfte schlagen aus Sorge vor der Covid-Infektionsgefahr Alarm: Wenn Montag der Wechselunterricht in Präsenz an Schulen beginnt, sind viele Fragen zum Einsatz von technischen Lüftungsanlagen in Klassen und Kitas weiter offen.

Die Eltern-Petition

Die Stadtschulpflegschaft Köln, die Elterninitiative AG Luftfilter und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Köln fordern, „die Stadt Köln soll unverzüglich alle Schul- und Kitaräume mit mobilen Luftfiltern pandemiesicher ausstatten“.

Die Online-Petition zählt bereits an die 8000 Unterstützer. Die vorgeschriebene Fensterlüftung alle 20 Minuten reiche nicht aus. Die Wirksamkeit mobiler Anlagen sei noch nicht hinreichend geklärt, argumentieren dagegen etwa das Umweltbundesamt und die Stadt Köln.

„Wenn 15 bis 30 Kinder und Jugendliche über Stunden auf engstem Raum zusammen sind, ist die Infektionsgefahr durch Aerosole immens“, so die Elternvertreter. Luftfilter der Qualitätsstufen HEPA 13/14 böten mehr Sicherheit. Sie kritisieren die Zurückhaltung der Stadt.

Position der Stadt

Zur Frage, ob die Stadt nicht möglichst viele Schulen mit Lüftungsanlagen ausstatten sollte, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem Interview mit der Rundschau: „Das ist nicht so einfach, da scheiden sich die Geister. Die Wirksamkeit ist umstritten, und es gibt Anlagen von sehr unterschiedlicher Qualität.

Viele Fachleute sagen: Die beste Art zu lüften, ist das Öffnen der Fenster. Für Räume, deren Durchlüftung durch das Öffnen von Fenstern nicht sichergestellt werden kann, haben wir Lüftungsanlagen angeschafft.“ Manche Städte hätten „tausende Geräte bestellt. Damit kann man die Eltern natürlich beruhigen, aber man muss es sich auch leisten können. Und der Haushalt der Stadt Köln gibt leider nicht alles her.“

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Die Stadt hat eine Studie mit der TH Köln initiiert. Ergebnisse sollen bald vorliegen. Es wurden bislang rund 100 Geräte angeschafft, wenn etwa eine Fensterlüftung nicht möglich ist. Falls die Studie neue Erkenntnisse ergibt müsse man sehen, ob der Ausstattungs-Standard erweitert wird. Aber eine flächendeckende Anschaffung von Geräten für alle rund 5000 Klassen sei nicht zu erwarten.

Und: Auch mit mobilen Geräten bleibt Fensterlüften angeraten. Auf Antrag der Schulleitung gestattet die Stadt unter Umständen private Anschaffungen durch Fördervereine oder Eltern. Das führe aber je nach Schule und privater finanzieller Unterstützung zu sehr ungleichen Bedingungen, kritisieren Pflegschafter: Folgekosten, Installation und Wartung würden nicht übernommen. „Tatsächlich entzieht sich die Stadt jeder sozialen Verantwortung, indem begüterten Elternschaften die Anschaffung vorbehalten bleibt.“

Forschermeinungen

Grundsätzlich haben Experten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft keinen Zweifel: „Der Einsatz von Geräten zur Belüftung ist jeder Art passiver Lüftung durch bloßes Öffnen von Fenstern und Türen weit überlegen.“ Man solle Klassen besser belüften.

Zum Beispiel Prof. Christian Kähler von der Bundeswehr-Uni München befürwortet mobile Geräte. Physikprofessor Eberhard Bodenschatz (s. Interview) sagt, dass manche mobilen Anlagen „eine hohe Tendenz zur sogenannten Kurzschluss-Strömung haben, dass sie sozusagen nur ums Gerät herum filtern.

Daher wird empfohlen, die Geräte von Spezialisten einbauen zu lassen. Bisher haben wir keine ’toten Ecken’ gefunden, also immer eine gute Durchmischung der Raumluft festgestellt.“