Schule in Köln nach dem LockdownFreude und Sorge zum Start mit mehr Präsenzunterricht
Köln – Mit Schnelltests startete das Kollegium an der Gemeinschaftsgrundschule Antwerpener Straße in den ersten Schultag nach dem Lockdown. „Wir waren Gott sei dank alle negativ“, berichtet Susanne Hobbhahn, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Antwerpener Straße, über das Covid 19-Testergebnis. „Unsere Planung ist auf Kante genäht, wenn wir Quarantäne- und Krankheitsfälle hätten, wären wir schon sehr in Not!“ Alle sind gesund. Quirlige, gut gelaunte Kinder freuen sich jetzt, ihre Freunde und Lehrer wiederzutreffen. Wenn auch nur „zur Hälfte“.
Grundschüler lernen am besten miteinander
Großes Hallo und Wiedersehensfreude bestimmen nicht nur an der Grundschule im Belgischen Viertel mit ihren 160 Kindern, 13 Lehrkräften und Referendarin die ersten Schultage nach wochenlangem Distanzunterricht. Rund 50.000 Kinder besuchen wieder die 150 Grundschulen in Köln. Wechselbad der Gefühle: In die Freude, dass ein bisschen mehr Normalität in den Schulalltag zurückkehrt, mischt sich bei Lehrkräften und Eltern Sorge über die Entwicklung der Covid 19-Fallzahlen und die Gesundheit.
Schulen setzen auf verschiedene Modelle
Je nach Schule sind die Modelle für den nun doch vom Land NRW verordneten Wechselunterricht verschieden, höchstens fünf Tage am Stück dürfen die halbierten Klassen vor Ort sein, dann fünf Schultage zuhause. „Aber so ein langer Zeitraum ist für die Kleinen nicht ideal, für Grundschüler funktioniert das Lernen ja vor allem im sozialen Verbund“, so Susanne Hobbhahn. Die GGS entschied sich für geteilte Klassen mit A- und B-Gruppen, die einen Tag in der Schule neuen Stoff lernen und am folgenden Tag zuhause vertiefen. Seit dem Frühjahr 2020 wurden auch die Hygiene- und Abstandskonzepte überarbeitet, mit Einbahnstraßensystem, Desinfektionsspendern, Hinweisschildern. Um keine Kinder im Lockdown zu „verlieren“, legte das Team besonderes Augenmerk auf die Familien, die digital schwach ausgestattet sind, hielt persönlich Kontakt. Neu ist jetzt das Maskentragen für Grundschulkinder auch am Platz, mit Pausen. „Da haben wir schon mit den Zähnen geknirscht.“ Alle 20 Minuten wird gründlich gelüftet und eine Maskenpause eingelegt. Zudem sind in jedem Klassenraum Luftfilter installiert.
Weniger Stoff wird durchgenommen
Die personalintensive Teilung der Klassen führt dazu, dass der Stoffumfang sich etwas reduziert, neben den Kernfächern legt das Kollegium Wert auch auf Englisch in den dritten und vierten Klassen, Kunst und Musik. Ein Trauerspiel für alle: Vieles mus weiterhin wegfallen, die Wochenfeiern, die Verabschiedung der Viertklässler auf der Klassenfahrt in die Eifel, die Theater-Workshops . . . Was trotz der riesigen Herausforderungen freut: Dass besonders auch mehr Väter wertschätzen, was die Schule leistet - und sie das im Homeoffice miterleben. Aber grundsätzlich seien viele Familien - und auch Kollegien – an ihre Grenzen gekommen.
Kinder leiden im Corona-Alltag
Das bestätigt Ulrich Becker, Leiter der „Schule IM Süden“ mit zwei Standorten. Besonders Kinder, die zuhause wenig Unterstützung haben, leiden unter dem Alltag in Zeiten von Corona. Etliche Familien, die in Hochhäusern auf dem Kölnberg leben, haben gar kein WLAN, sind nicht per Mail zu erreichen. Die Schule wurde mittlerweile mit iPads für Lehrkräfte ausgestattet, es gebe von der Stadt Unterstützung bei der Ausstattung für Kinder zuhause. „Manche sind aber bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht“, sagt Becker, „obwohl wir persönlich oder per Telefon versuchen, sie zu erreichen, einige sind im Lockdown auch weggefahren.“ Andere hätten sehr gut den Kontakt gehalten. „Es war eine schwierige Zeit für alle. Wir hoffen, dass es jetzt langsam wieder aufwärts geht und keine neue Infektionswelle hochkommt.“
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Die Schule in Meschenich mit 420 Kindern entschied sich ebenfalls für den täglichen Wechsel von Distanz- und Präsenzgruppen, so dass jedes Kind jeden zweiten Tag da ist. „Dadurch können wir wieder einen einigermaßen normalen Stundenplan machen“, erläutert Becker. Die Resonanz auf die angebotenen PCR-Tests sei groß. Zweimal wöchentlich können Schnelltests gemacht werden. „Ein vorgezogenes Impfangebot wäre schon gut“, findet der Schulleiter, „aber das darf nicht auf Kosten anderer gehen.“