Köln-Chorweiler – Vor wenigen Wochen waren die Pläne zum Ausbau des Kölner Stadtbahnnetzes bekannt gegeben worden, die im Rahmen der Mobilitätswende in den kommenden Jahren zur Umsetzung anstehen. Neben der Erweiterung bereits bestehender Trassen innerhalb des Stadtgebiets, die das Netz dort engmaschiger machen sollen, ist erklärtes Ziel, auch weiter außen liegende Stadtteile an das Netz anzubinden.
Kölner Norden ist eine weiße Fläche
Konkret in Planung befindet sich etwa bereits eine Verlängerung der Nord-Süd-Trasse nach Rondorf und Meschenich im Kölner Süden, für das rechtsrheinische Köln wird die Planung einer Verlängerung der Trasse der Linie 7 bis nach Porz-Langel vorbereitet. In der Berichterstattung waren die angekündigten Pläne auf einer Karte des Stadtgebiets visualisiert worden, die auch bei der örtlichen Politik des Bezirks Chorweilers auf Interesse stieß. „Auf dieser Karte war der Kölner Norden ganz wunderbar zu erkennen“, merkte etwa Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (CDU) während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Chorweiler mit unverhohlener Ironie an „nämlich als eine rein weiße Fläche in der oberen Ecke.“
Tatsächlich finden sich unter den angekündigten Netzerweiterungen keine, die das Gebiet des Kölner Nordens betreffen, außer einer „langfristig angedachten“ Verlängerung der Linie 5 in Richtung Esch/Pesch, die laut Aussage der Stadtverwaltung Eingang in den Nahverkehrsplan gefunden hat, „um die Verlängerung nicht perspektivisch auszuschließen“. Für Politik und Bürgerschaft des Bezirks ist dies sehr enttäuschend, steht hier doch eine bessere Anbindung an das Stadtbahnnetz schon seit gut 20 Jahren auf der Wunschliste. So lange fordern Anwohner und Gewerbetreibende immer wieder die Verlängerung der Linie 12 bis ins Gewerbegebiet Feldkassel, auch die Bezirksvertretung Chorweiler hatte dies in diversen Beschlüssen immer wieder untermauert, ebenso wie die Verlängerung der Linie 5.
Antrag auf Verlängerung der Linie 5
Diese war zuletzt im Juni 2021 Teil eines gemeinsamen Antrags der Bezirksvertretung zur Förderung des bezirklichen ÖPNV gewesen, woran der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Rainer Stuhlweißenburg in der gleichen Sitzung erinnerte. „Eine Reaktion der Verwaltung auf diesen Antrag ist bis heute nicht erfolgt“, stellte Stuhlweißenburg fest.
Angesichts dessen, „wie stiefmütterlich der ÖPNV im Kölner Norden behandelt wird“, so Stuhlweißenburg, hatte die CDU-Fraktion einen Antrag auf die Tagesordnung setzen lassen, den sie nach Rücksprache mit den Fraktionen von SPD, Grünen und dem FDP-Vertreter Joshua Schlimgen durch einen gemeinsamen Antrag ersetzte.
Verlängerung der Linie 12 nach Feldkassel
In diesem regten die Vertreter an, die Verwaltung solle zum einen mit der Planung zur Verlängerung der Trasse der Linie 12 mindestens bis Feldkassel beauftragt werden, und zum anderen mit einer Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Linie 5 in den Bezirk, die die Orte Pesch, Auweiler, Esch, Weiler sowie Kreuzfeld anbinden und am S-Bahnhof Worringen in Roggendorf/Thenhoven enden solle. Diese Verlängerung solle auch im ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW verankert werden.
86.000 Einwohner hat Köln-Chorweiler
Nachdem die Anbindung der südlichen Stadtteile Rondorf und Meschenich bereits Teil dieses Bedarfsplans sei, sei die Fortsetzung der Linie 5 vom Butzweiler Hof Richtung Norden die logische Fortsetzung der Nord-Süd-Stadtbahn, schrieben die Antragsteller. Auch die übrigen Fraktionen betonten die Gemeinsamkeit des Anliegens. „Ich freue mich, dass wir ein gemeinsames Konzept gefunden haben“, sagte etwa Inan Gökpinar, der Fraktionsvorsitzende der SPD. Wolfgang Kleinjans, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion schloss sich an. „Es war eine gute Zusammenarbeit, aber nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte er. „Ich wünsche mir ein Konzept, das unserem Bezirk mit seinen 86.000 Einwohnern auch gerecht wird.“
Kosten übersteigen den Nutzen
Der Antrag sei ein starkes Zeichen an die Verwaltung, befand auch Schlimgen. „Die BV hat ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt warten wir auf ein Signal, wie es weitergehen kann.“ Der Standpunkt der Verwaltung bezüglich der gewünschten Trassenverlängerungen hat sich jedoch nicht wesentlich geändert: Sowohl bei einer Verlängerung der Linie 5, als auch der Linie 12 stehe der zu erwartende Nutzen in keinem positiven Verhältnis zu den Kosten der Maßnahme, schreibt diese in einer Stellungnahme. Dies liege vor allem auf der Nachfrageseite begründet, denn von den „dünn besiedelten Siedlungsbereichen“ werde ein nur „geringes Fahrgastpotenzial“ erwartet. Diese Einschätzung bezieht sich auch auf das Gewerbegebiet Feldkassel.
Wachstum im Norden durch Kreuzfeld
Dass die Einwohnerzahl des Bezirks durch eine ganze Reihe von Wohnbauprojekten – neben dem neuen Stadtteil Kreuzfeld etwa auch durch geplante neue Quartiere in Roggendorf/Thenhofen, Weiler, Esch und Auweiler – in den nächsten Jahren voraussehbar wachsen wird, ändert die Einschätzung der Verwaltung bislang nicht, die etwa Kreuzfeld durch den nahen S-Bahnhof Blumenberg bereits für ausreichend an den ÖPNV angebunden hält. Es sei aber durchaus denkbar „dass weitere Siedlungstätigkeiten zur Neubewertung von ÖPNV-Ausbaumaßnahmen führen könnten“.
Dass es mit ihrem erneuten Antrag nicht getan sein würde, schien den Politikern aus Chorweiler auch während der Sitzung schon klar zu sein. „Wir haben ja gesehen, dass im Verkehrsausschuss wiederholt gegen unsere Beschlüsse gestimmt wurde“, sagte Gökpinar. Er appellierte daher an alle in der BV vertretenen Fraktionen „Einfluss auf ihre im Verkehrsausschuss vertretenen Parteifreunde zu nehmen, endlich einmal im Interesse des Kölner Nordens abzustimmen.“ Kleinjans wünschte sich, dass „die Menschen in unseren Bezirk ziehen können, ohne zwingend ein Auto zu brauchen oder stundenlange Busfahrten in Kauf nehmen zu müssen“, ließ aber durchblicken, dass er hierfür einen langen Atem für nötig hielt, denn: „Das muss in den nächsten 30 Jahren unser Ziel sein.“