- Alle Reisebusse sollen den Messeparkplatz in Deutz anfahren.
- Mit Shuttlebusse der KVB sollen Touristen zum Heumarkt gebracht werden.
- Es liegt keine ganzjährige einheitliche Lösung vor.
Köln – Mit ihrem Konzept für die Touristenbusse in der Adventszeit fährt die Verwaltung ausgerechnet bei der Tourismusbranche vor die Wand.
In einer internen Stellungnahme, die der Rundschau vorliegt, übt Kölntourismus deutliche Kritik daran, dass alle Reisebusse den Messeparkplatz in Deutz anfahren sollen, um von dort mit einem Shuttleservice der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) über eine neue Busspur auf der Deutzer Brücke zum Heumarkt gebracht zu werden. In der Reisebranche stoße das nicht auf breite Akzeptanz, sagt Kölntourismus-Chef Jürgen Amann.
Amann tat, was die Stadtverwaltung anscheinend unterließ. Er suchte das Gespräch mit Branchenvertretern. Zwar hatte das Verkehrsdezernat im Vorfeld des Konzeptes Experten zu Workshops zusammengerufen. „Leider waren Vertreter der Busreisebranche selbst nicht eingeladen“, kann Amann zumindest für die Treffen sagen, an denen er teilgenommen hat.
Einheitliche Lösung für das ganze Jahr gewünscht
Dass die Reisebusse unterm Jahr den neu eingerichteten Halt an der Gereonstraße ansteuern sollen, zum Advent aber den Shuttleservice von Deutz zum Heumarkt nutzen müssen, werde unweigerlich zu Missverständnissen führen. Der Tourismusexperte hätte sich eine ganzjährig einheitliche Lösung gewünscht. So, wie er sie aus Wien kennt – in der Stadt, die immer wieder als Vorbild für Köln herangezogen wird, wenn es ums Verkehrskonzept geht. Dort gibt es für die Touristen eine „Ringlinie“. Die Reisebusse können mehrere Haltepunkte nutzen. So wird der Ansturm entzerrt. Das würde sich Amann auch für die Domstadt wünschen.
Ein Vorschlag, der im Kern schon seit Jahren von der IHK gemacht wird. Geschäftsführer Ulrich Soénius kritisierte das neue Konzept, befürchtet massive Rückstaus auf der Deutzer Brücke durch die neue Busspur, und das im Weihnachtsverkehr.
Bis zu 300 Reisebusse steuerten 2019 die Weihnachtsmärkte an
Kölntourismus warnt: Bis zu 300 Reisebusse steuerten die Weihnachtsmärkte in den Vorjahren an einem Adventswochenende an. Nicht zuletzt diese Masse ließ auch die Kritik an dem alten Haltepunkt in der Komödienstraße – im Schatten des Doms – immer lauter werden. Noch kann keiner einschätzen, wie sich die Corona-Krise auf das Geschäft mit den Weihnachtsmärkten auswirken wird. Doch die Gefahr sei groß, dass ein einziger Haltepunkt am Heumarkt nicht weniger in der Kritik der Öffentlichkeit stehen werde als einst die Komödienstraße.
Alles in allem also ein unattraktives Konzept aus Sicht von Kölntourismus. „Wir müssen das jetzt so an die Branche weitergeben, denn für eine Änderung noch in diesem Jahr ist es zu spät“, sagt Amann. Doch mittelfristig wünscht er sich ein anderes Konzept, das mehr Akzeptanz finde, denn in dieser Krise brauche es dringend einen florierenden Reisemarkt für Köln. „Tourismus ist keine Selbstverständlichkeit und Touristen sind kein Inventar.“
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Die Sorge um die Wirtschaft treibt auch Dirk Michel um, den verkehrspolitischen Sprecher der CDU. Dass nun auch noch die Bezirksvertretung Innenstadt – bestärkt durch den ADFC und den VCD – fordert, die geplante Busspur auf der Deutzer Brücke zugleich zur Radspur auszubauen, treibt ihm Sorgenfalten auf die Stirn. Staus seien unweigerlich die Folge. „Das ist das vollkommen falsche Signal in dieser Krisenzeit.“ Auch er will lieber ein ganzjährig einheitliches System, „mit dem der Gast sich wohlfühlt in unserer Stadt“.
Chaos auf ganzer Linie werde das neue Konzept im Weihnachtsverkehr auslösen, ist sich der Vorsitzende und verkehrspolitische Sprecher der FDP, Ralph Sterck, sicher. Und das jetzt, wo es wegen der Corona-Krise jeden Touristen brauche. „Ohne tragfähige Alternative hätte die Stadt die Touristenbusse niemals von der Komödienstraße vertreiben dürfen.“