„Viele waren so aufgeregt als wären sie auf einer Achterbahnfahrt“, erklärt Professor Ulrich Lang den ersten Testlauf der „Cave“ unter Studierenden der Universität Köln. Was hier für Aufruhr sorgt, ist in seinen Grundzügen ein begehbarer Würfel mit einer offenen Seite. Durch dreidimensionale Projektionen kann man in diesem Raum mitten in verschieden virtuellen Modellen stehen und sich darin bewegen.
Auf Zeitreise durch ein Römergrab
„Hier kann ich Wissenschaft begehen, ganz im Sinne des Wortes“, sagt Lang. Ausgestattet mit einer 3D-Brille und einer kabellosen Computermaus läuft Eckhard Deschler-Erb, Professor für Archäologie, durch ein Modell der römischen Grabkammer in Weiden aus dem zweiten Jahrhundert. „Das Original ist natürlich noch viel besser als die virtuelle Version“, erklärt Deschler-Erb schmunzelnd. In der Cave (engl. für Höhle) habe man die einzigartige Möglichkeit, eine Zeitreise zu machen und die Grabkammer in ihren verschiedenen Zuständen über die Jahrhunderte zu zeigen. Dafür hatte der Professor schon 2017 im Rahmen eines Seminars die Fundstätte mittels Lasertechnik mit Studierenden vermessen.
Auch für die Planung von Behandlungen geeignet
„Die Cave ist ein zentraler Service für alle Forschungsgruppen der Universität“, erklärt Lang. So findet sich der Zoologe Professor Kei Ito im Gehirn einer Fruchtfliege wieder – für unkundige Augen einfach nur ein Konglomerat aus verschiedensten Bahnen –, während die Astrophysikerin Stefanie Walch-Gassner direkt neben einem explodierenden Stern steht.
Das System
Cave steht für Cave Automatic Virtual Environment und bezeichnet einen Raum zur Projektion einer dreidimensionalen Illusionswelt. Das System ist bereits seit den 90er Jahren vor allem in der Forschung und in der Industrie im Einsatz. (eb)
Die dreidimensionalen Modelle dienen allerdings längst nicht nur der Anschaulichkeit, sondern sollen auch zunehmend in der Praxis Anwendung finden: „Die Cave ist ideal, um komplizierte Behandlungen zu planen“, sagt Medizin-Professor Holger Grüll, der als Radiologe auch Tumore behandelt. Auf den 3D-Bildern lasse sich schneller erkennen, wo die Tumore genau lägen und wie man sie am besten entferne. „Jetzt ist die Frage, wie man die Cave in den Klinik-Alltag oder in den Lehrplan integriert“, erklärt er. Eine Cave ist schon an mehreren Universitäten Deutschlands im Einsatz. Ab dem aktuellen Semester können die Lehrenden der Uni-Köln selbst wählen, ob und wie sie das Angebot für ihre Studierenden nutzen.
Rektor Axel Freimuth erhofft sich außerdem, Schüler mit dem Projekt für naturwissenschaftliche Fächer zu begeistern: „Ich bin sicher, dass die Cave wissenschaftliches Arbeiten massiv voranbringt“, sagt Thorsten Menne vom Wissenschaftsministerium des Landes bei der Eröffnungsfeier. „Forschung gelingt dort, wo man die üblichen Pfade verlässt.“