Köln – Die Frauen in der Kölner SPD fordern, dass ihre Partei bei der Bundestagswahl 2021 in den vier Kölner Wahlkreisen mindestens zwei Frauen ins Rennen schickt. Auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Köln (ASF) hat der SPD-Unterbezirksvorstand dazu einen Beschluss gefasst. Er fordert „alle Verantwortlichen in der KölnSPD auf, darauf hinzuwirken“, dass die Wahlkreise „möglichst jünger, weiblicher, vielfältiger besetzt werden. Das bedeutet, dass in jeweils mindestens zwei Wahlkreisen Kandidatinnen und in mindestens zwei Wahlkreisen junge Kandidat*innen nominiert und dann von der Wahlkreiskonferenz gewählt werden.“ Der ursprüngliche ASF-Antrag bezog sich nur auf die Frauenquote, er wurde vom Vorstand um die Kriterien „jünger und vielfältiger“ ergänzt.
Doch ob der Beschluss auch umgesetzt wird, ist unklar. Zwei Wahlkreise sind praktisch schon an prominente ältere Genossen vergeben. Im Kölner Norden tritt Rolf Mützenich (61) an, der Chef der SPD-Bundesfraktion sitzt seit 2002 im Parlament. Den Wahlkreis 101 (Leverkusen, Köln-Mülheim) will SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) das fünfte Mal in Folge direkt gewinnen. Beide sind ohne Gegenkandidaten – SPD-Kassierer Sebastian Bucher (34) hat seinen Plan, Lauterbach herauszufordern, ad acta gelegt. Somit bleiben nur die beiden Wahlkreise im Südosten und Südwesten, in denen 2017 die CDU gewonnen hat, um den Wunsch nach mehr jüngeren und mehr weiblichen Kandidaten zu erfüllen.
Selbst gesetztes Ziel noch nie erfüllt
Im Wahlkreis 94 (Lindenthal, Rodenkirchen, südliche Innenstadt) wollen die ASF-Vorsitzende Marion Sollbach (53) und SPD-Vizeparteichefin Kathi Letzelter (27) in den Bundestag. Für die SPD gewonnen hat ihn zuletzt Lale Akgün im Jahr 2005, Elfi Scho-Antwerpes verlor hier 2017 deutlich. Es ist der einzige Wahlkreis, den die SPD seit 50 Jahren mit Frauen besetzt habe, die drei anderen seien stets an Männer gegangen, betont Sollbach. Somit habe die Partei noch nie ihr selbst gesetztes Ziel einer Frauenquote von 40 Prozent erfüllt, das die Bundes-SPD 1988 beschlossen habe. Die ASF hofft daher, dass die Delegierten bei der SPD-Wahlkreiskonferenz Anfang 2021 auch im Wahlkreis 93 (Porz, Kalk, Deutz und nördliche Innenstadt) einer Frau den Vorzug geben, damit erstmals zwei Frauen und zwei Männer für die Kölner SPD in den Bundestagswahlkampf ziehen.
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Beworben hat sich hier die Projektmanagerin Sanae Abdi (34), die als Direktkandidatin bei der Kommunalwahl das beste SPD-Ergebnis in der Innenstadt geholt, aber kein Ratsmandat errungen hat. Abdi tritt gegen zwei Männer an: den Historiker und früheren Kalker Vize-Bezirksbürgermeister Timon Delawari (44) sowie den Politikwissenschaftler Simon Bujanowski aus Porz, der für die SPD-Ratsfraktion arbeitet. Bujanowski sieht die Frauenquote nicht als Nachteil für sich. Schließlich erfülle er die Kriterien „jünger und vielfältiger“ – er ist 36, stammt aus einer deutsch-polnischen Familie. Er finde es „gut, wenn mehrere Personen mit unterschiedlichen Profilen kandidieren. Am Ende entscheiden die Delegierten. Ich bin überzeugt, dass dann die Inhalte den Ausschlag geben.“