Bürgerbündnis„Wir sind unzufrieden damit, wie viele Dinge in Köln laufen“
Köln – Der Bau eines neuen U-Bahn-Tunnels auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Rudolfplatz würde die Verkehrswende in Köln hin zu mehr nachhaltiger Mobilität um Jahrzehnte verzögern – mit dieser These hat sich die am Montag gegründete „Aktionsgemeinschaft Kölner Verkehrswende“ in die Debatte zur künftigen Stadtgestaltung eingeschaltet.
Bürger wollen mehr Platz für Fußgänger und weniger Autoverkehr
„Wir sind unzufrieden damit, wie viele Dinge in Köln laufen, und möchten als Bürger konkrete Vorschläge machen, wie die Verkehrswende in unserer Stadt vorangebracht werden kann“, sagt der frühere Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Utz Ingo Küpper.
Er ist einer der bislang 22 Unterzeichner des Aufrufs „Kölner Verkehrswende jetzt!“, das zehn Kernforderungen für die Mobilität von morgen aufstellt. Dazu zählen etwa mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt und den Veedeln, mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, Ausbau des Nahverkehrs, günstigere Ticketpreise sowie wirksame Klimaschutzmaßnahmen.
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Bündnis will für Ost-West-Achse eine oberirdische Lösung
Die Aktionsgemeinschaft sieht sich als Sammelbecken kritischer Bürger und Organisationen, sie will vor der Kommunalwahl im September das Gespräch mit den Ratsfraktionen suchen, für ihre Ziele werben und in der kommenden Ratsperiode ein verbindlicheres und stärkeres Engagement für die Verkehrswende einfordern.
Dabei spielt die Ost-West-Achse eine zentrale Rolle. Würde sie als Tunnel ausgebaut, was eine Milliarde Euro oder mehr kosten könne, „wird es in Köln keine Verkehrswende geben, weil so ein Megaprojekt die finanziellen und personellen Ressourcen der Stadt für Jahrzehnte binden würde“, betont Angela Bankert, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Köln und Mitunterzeichnerin.
Das Geld könne viel sinnvoller investiert werden – in eine oberirdische Ertüchtigung der Linie 1, die sternförmige Verlängerung vorhandener Stadtbahnlinien und die Schaffung von mehr Querverbindungen dazwischen.
Promenade vom Heumarkt bis zum Rudolfplatz
Konkret fordert die Aktionsgemeinschaft, die Ost-West-Achse vom Heumarkt bis zum Rudolfplatz als Promenade zu gestalten – mit nur noch zwei statt vier Kfz-Fahrspuren, großzügigen Rad- und Gehwegen sowie Rasengleisen und mehr Grün (siehe Grafik). Zu diesem Thema solle Köln bald einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben, so Küpper.
Den Neumarkt wolle man „aus dem Verkehrsgetümmel heraus nehmen“ – Autos sollen künftig nur noch an seiner Südseite fahren, Durchgangsverkehr soll verhindert werden. Was auf der Ost-West-Achse oberirdisch machbar sei und welches Potenzial zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sich dadurch biete, müsse die Stadt jetzt kurzfristig klären.
Sie dürfe keineswegs damit warten, bis der Stadtrat eine Entscheidung zwischen oberirdischer und Tunnel-Lösung getroffen habe, so Küpper. „Im Gegenteil – die Wettbewerbsergebnisse müssen Teil der Entscheidungsgrundlage sein.“
Der Rat hatte Ende 2018 beschlossen, für die Kapazitätserweiterung der Linie 1 zwischen Weiden West und Heumarkt sowohl eine rein oberirdische Variante zu planen als auch eine Lösung mit einem Tunnel zwischen Heumarkt und Eisenbahnring. Dafür wurden im Mai 29,4 Millionen Euro für externe Planungsbüros bereitgestellt.