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Angriff mit KüchenmesserEntsetzen über Tod eines Seniors in Nähe des Kölner Doms

Lesezeit 3 Minuten
In diesem Gebäudekomplex gegenüber dem Kurienhaus lebte der getötete Senior über viele Jahre.

In diesem Gebäudekomplex gegenüber dem Kurienhaus lebte der getötete Senior über viele Jahre.

In der Kölner Altstadt ist ein 83-jähriger Mann am Freitagabend in seiner Wohnung tödlich verletzt worden. Festgenommen wurde sein eigener Sohn.

Es ist eine Geschichte, die vermutlich erst bei einer Gerichtsverhandlung in seiner ganzen Tragik bekannt wird. Unweit des Doms, gegenüber dem Kurienhaus, ist ein Senior (83) in den vergangenen Tagen Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Als dringend tatverdächtig gilt der Sohn (39).

Der Angehörige soll seinem Vater „mehrfache stumpfe und scharfe Gewalteinwirkung“ angetan haben, wie es die Staatsanwaltschaft in ihren juristischen Angaben formuliert. Wie zu erfahren war, soll der 39-Jährigen seinem Vater mit einem Küchenmesser Stich- und Schnittverletzungen am gesamten Körper zugefügt haben. Ermittler berichten beispielsweise von Verletzungen im Gesicht und auch am Gesäß.

Haftbefehl gegen Sohn erlassen

Nach dem gewaltsamen Tod des Seniors ist gegen den Sohn Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden. Das sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Montag der Rundschau. Der 39-jährige Sohn sei dringend verdächtig, seinen Vater attackiert zu haben. Der Senior war am Freitagabend gegen 22 Uhr mit lebensgefährlichen Verletzungen in seiner Wohnung gefunden worden und kurz darauf im Krankenhaus gestorben.

Die Obduktion ergab, dass der Mann an Herzversagen infolge der erlittenen Verletzungen gestorben sei, wie der Sprecher sagte. Genaueres dazu werde noch rechtsmedizinisch untersucht. Der 39-Jährige schweigt bislang zu den Vorwürfen. Nach bisherigen Ermittlungen hatte es in der Vergangenheit bereits häufiger Einsätze wegen häuslicher Gewalt in der Wohnung gegeben, in der Vater und Sohn gemeinsam lebten.

In der Wohnumgebung sind die Bürger entsetzt über den Tod des Seniors. Ein Mitarbeiter eines Kiosk, direkt neben dem Haus, berichtete: „Er kam regelmäßig zu mir. Er holte sich ein Kaffee und wir redeten“. Beispielsweise über einen Urlaub in Berlin, wo der Mann kürzlich war. Der Senior habe noch selbstständig eingekauft, habe einen Parkplatz neben dem Kurienhaus und lebte sei vielen Jahren in dem Haus in prominenter Lage. Am Freitagabend sei ihm der Polizei- und Feuerwehreinsatz vor dem Haus aufgefallen. „Später habe ich erfahren, dass der Senior ins Krankenhaus kam. Dann hat sich schnell herumgesprochen, dass der Nachbar gestorben ist“, sagte der Kiosk-Mitarbeiter.

Tatverdächtiger bereits verurteilt

Im Eiscafé nebenan ist die Stimmung auch getrübt. Dort war der 83-Jährige Stammkunde. „Ich kenne ihn gut. Er hat hier regelmäßig Kaffee getrunken“, sagte ein Kellner. „Fast täglich habe ich ihn gesehen und gegrüßt. Auch wenn er nur am Lokal vorbeiging“. Und der Mitarbeiter berichtet von dem festgenommenen Sohn. Viermal sei die Polizei bereits in dem Haus gewesen und hätte den 39-Jährigen mitgenommen. Der Kellner erlebte den Tatverdächtigen als einen oftmals aggressiven Mann, der viel getrunken habe. Auch in dem Lokal sei der 39-Jährige schon unangenehm aufgefallen. In einem Fall soll der Sohn auch in einem Restaurant in der Nähe eine Frau geschlagen haben.

Von den Gewalttaten gegenüber seiner Person habe der Senior allerdings nie berichtet. Wie aus Justizkreisen verlautete, ist der 39-Jährige einschlägig vorbestraft. Der Mann sei wegen eines Angriffs auf seinen Vater zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Die Ermittlungsbehörden sprechen von einem Körperverletzungsdelikt. Das Urteil erging im Dezember 2021. Außerdem sei ein Hausverbot gegen den 39-Jährigen vom Eigentümer verhängt worden, teilte die Staatsanwaltschaft. Ob der Senior ein Kontaktverbot vor Gericht beantragt hat, konnten die Behörden am Montag zunächst nicht sagen.

Eine Mordkommission soll nun die Hintergründe in dem tragischen Fall aufklären. In den kommenden Tagen sollen unter anderem Angehörige und enge Freunde im Polizeipräsidium befragt werden. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sind, ist noch nicht abzusehen.