Volle Anzeigetafeln, aber leere Bahnsteige. So läuft der Bahnstreik in Köln ab.
Bahnstreik der LokführerIm Hauptbahnhof in Köln herrscht gähnende Leere
Gähnende Leere auf dem Bahnhofsvorplatz, auch in den Gängen des Hauptbahnhofes herrscht am Dienstagvormittag eine ungewohnte Stille: Grund ist der Bahnstreik der Lokführergewerkschaft GDL, der rund 80 Prozent des Fernverkehrs bis zum Ende der Woche zum Erliegen bringt. Chaos löst der im Vorfeld groß angekündigte Streit in Köln nicht aus - Bahnreisende haben sich andere Fahrgelegenheiten organisiert oder bleiben einfach ganz zu Hause.
Die Bahnsteige sind so gut wie leer, obwohl die Anzeigetafel voll ist: In der Haupthalle werden alle Züge und S-Bahnen angezeigt, die im Notfallfahrplan der DB fahren. Diejenigen, die ausfallen, stehen nicht hier, sondern auf der Webseite der Deutschen Bahn. „Wir müssen nach Berlin“, sagt eine kleine Reisegruppe aus Chile. Bepackt mit Rucksäcken und Koffern sind sie an diesem Dienstagmorgen eine Ausnahme im Kölner Hauptbahnhof. Anstatt von Bonn mit einem durchgehenden ICE geht es nun mit verschiedenen Regionalzügen ins Ruhrgebiet, in der Hoffnung, dort am Mittag noch einen der wenigen Schnellzüge in die Hauptstadt zu erwischen.
Es sind nur wenige, die vom Bahnstreik nichts mitbekommen haben. „Wir waren im Urlaub und haben davon nichts gehört“, berichtet eine Familie aus Venlo. Doch sie haben Glück. Die Bahn nach Venlo soll - mit etwas Verspätung - fahren. Mitarbeitende der Bahn, die Jacken mit der Aufschrift „Zug-Info“ tragen, helfen in diesen Tagen Reisenden, die nicht wissen, wohin oder zeigen den Weg zum Schienenersatzverkehr, der am Breslauer Platz abfährt. Von Frust bei den Reisenden spüren sie hier kaum etwas - der werde mittlerweile vor allem im Internet rausgelassen, meint eine Mitarbeiterin der Bahn.
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Auch an den Taxiständen heißt es heute warten. „Ich habe heute Morgen anderthalb Stunden am Deutzer Bahnhof auf eine Fahrt gewartet“, sagt einer der Fahrer. Das sei ungewöhnlich für einen Dienstag. Auch die Taxifahrer haben sich auf einen ruhigen Tag eingestellt. „Bei einem geplanten Streik steigen die Menschen lieber aufs Auto um“, sagt sein Kollege. Nur bei ungeplanten Zugausfällen würden mehr Menschen ins Taxi steigen. So locker wie die Taxifahrerinnen und -fahrer nehmen es nicht alle. „Katastrophe“, fasst es ein Mitarbeiter eines Cafés im Hauptbahnhof in einem Wort zusammen.
Kölner Ortsgruppe stellt sich den Fragen der Reisenden
Beschwerden über den Bahnstreik landen auch bei Philipp Grams und seinen Kollegen. Auf dem Breslauer Platz hat sich die Ortsgruppe Köln Hauptbahnhof der GDL versammelt, in einem grünen Zelt stehen sie seit 6 Uhr morgens auf dem Platz. „Wir wollen vor allem Präsenz zeigen und gehen ins Gespräch mit den Reisenden. Die haben viele Fragen und den stellen wir uns hier“, sagt Ortsgruppenleiter Grams, der als Lokführer im Personenverkehr arbeitet.
Auch Beleidigungen müssen die GDL-Mitglieder am ersten Streiktag aushalten. Aber es gebe auch viele konstruktive Gespräche. „Bei vielen ist erst mal ganz viel Wut, aber wenn wir erklären, was unser Arbeitsalltag eigentlich bedeutet, was wir für Verantwortung haben, wie lange wir von zu Hause weg sind - da geht bei den meisten dann tatsächlich doch ein Licht auf und sie zeigen Verständnis für uns“, so Grams. Denn auf Verspätungen der Bahn sei er genauso sauer wie die Reisende, die in seinem Zug sitzen. „Wir haben später Feierabend, wir kommen später nach Hause und wir sehen die Familie nicht.“ Noch bis Freitagabend wird gestreikt, so lange stehen auch die Kölner Lokführer noch am Breslauer Platz.