AboAbonnieren

„Nicht wie bei Oktoberfest“Rappertrio K.I.Z spielt Frauenkonzert in Lanxess-Arena

Lesezeit 3 Minuten

Deutschrap im Abendkleid: K.I.Z. spielte in der Lanxess-Arena ein Frauenkonzert.

Köln – „Ich gehe auf so viele Rapkonzerte, da wusste ich gar nicht dass es so viele Frauen auf der Welt gibt“, sagt Maxim Drüner aus dem Rappertrio K.I.Z. scherzhaft in das Publikum – das am Freitagabend in der Lanxess-Arena nur aus Frauen besteht.

Sonst ist die Szene eher männerdominiert. Die Band selbst – drei Männer – hat sich dem Abend entsprechend schick gemacht: Tarek Ebéné kommt in einem blauen Glitzerdress, Nico Seyfrid glänzt in einem cremefarbenen Cocktailkleid und Maxim Drüner überzeugt mit goldenen Pailletten. Auch DJ Joe von den „Drunken Masters“ legt im Abendkleid auf.

Das Make-up und die Perücken sitzen perfekt, die Nägel sind lackiert und der Schmuck glitzert an den Hälsen und Händen. Das Bühnenbild ist ein nobles Modegeschäft von außen. „Haute K.I.Z.“ steht auf dem Schild darüber.

Alles zum Thema Lanxess Arena

Konzert am Weltfrauentag musste verschoben werden

Der Tenor des Abends: „Wir brauchen keine Männer.“ Einlass gab es nur für Frauen. Vereinzelt stehen Männer hinter den Getränkeständen oder gehören zur Security. Einige haben Perücken auf. Schon 2018 hatte K.I.Z. eine Tour nur für weibliche Fans gespielt.

Anlass für das Konzert in der Arena war der Weltfrauentag am 8. März 2021, doch das Konzert musste zweimal verschoben werden. „Lasst es krachen, es ist nur einmal Frauentag im Jahr – oder auch zweimal“, ruft Maxim entsprechend ins Publikum. Das folgt dem Aufruf für die fast drei Stunden, die das Trio abliefert.

K.I.Z. thematisieren Sexismus im Alltag

„K.I.Z. ist eine super sozialkritische und politische Band. Dass die ein Konzert nur für Frauen veranstalten, ist in Deutschland wohl einmalig. Das ist ein wichtiges Statement für die Gesellschaft und das möchten wir unterstützen“, sagt die 28-jährige Shari Tegeler. Sie ist mit ihrer Schwester Sophie (25) aus Duisburg herkommen.

Zwischen Songs wie „Mehr als nur ein Fan“, „Boom Boom Boom“ und einer kleinen Modenschau, sprechen die drei „Damen“ auf der Bühne über Sexismus im Alltag. Wie etwa , dass Maxims Freund es unweiblich findet, wenn „sie“ Bier trinkt. Auch mimen die Rapper den klischeehaften Zickenkrieg im Freundeskreis. An diesem Abend egal.

„Safe Space“ im Gegensatz zu Oktoberfest

K.I.Z. will den Frauen hier einen „Safe Space“ geben, einen geschützten Raum, in dem sie sich wohl fühlen können. Die knapp 12 000 Besucherinnen haben sich bewusst für dieses Konzert entschieden, am Samstag gibt es ein weiteres Konzert für alle. Was ist das Besondere, wenn Männer draußen bleiben müssen?

Das könnte Sie auch interessieren:

„Das bedeutet für uns, dass wir auf ein Konzert gehen können, wo wir uns keine Sorgen darüber machen müssen, wie wir gekleidet sind, wie wir aussehen und uns benehmen müssen. Dass wir nur unter Frauen sind, gibt uns eine gewisse Sicherheit. Schon der Hin- und Rückweg ist viel angenehmer. Nicht nur bei Konzerten, auch in Clubs oder bei Festivals macht man sonst negative Erfahrungen. Von daher ist das hier einfach ein Fest“, ergänzt Shari Tegeler.

Auch Lena Hertzog (24) und Svenja Mai (25) fühlen sich wohler nur unter Frauen. Mai bringt es auf den Punkt: „Es ist viel besser als andere Konzerte, weil man keine Angst haben muss, dass einem jemand an den Arsch packt.“ Sie spricht auch das Oktoberfest an, hier hatte es Tipps für Frauen gegeben, wie etwa eine gepolsterte Radler unter das Dirndl zu ziehen als Schutz vor Grapschern.

Überraschungsgast Kraftklub

Mit „Hurra diese Welt geht unter“ liefert das Berliner Raptrio zum Ende hin einen Klassiker, auf den viele gewartet haben. Eine große Überraschung haben sie sich bis zum Schluss aufgehoben: Die Band Kraftklub kommt für einen Song mit auf die Bühne – in Schulmädchen-Uniformen. Auf den Rängen tanzt eine Frau oben ohne. Der „Safe Space“ scheint gelungen.