AboAbonnieren

„Als wäre Waffe auf mich gerichtet“Wachmann spricht bei Drach-Prozess über Überfälle

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Thomas Drach (M) kommt im Landgericht Köln in den Gerichtssaal.

Köln – Es sind dramatische Momente, die sich am 6. März 2019 vor Terminal 2 am Flughafen Köln/Bonn abspielen. Die Besatzung eines Werttransporters, so zeigt es die Aufnahme einer Überwachungskamera, will gerade einen Gepäckwagenautomaten mit Wechselgeld bestücken, als plötzlich ein bewaffneter Täter auf die beiden Geldboten zuläuft.

Dann geht alles sehr schnell: Ein Audi setzt rückwärts rein. Der Fahrer steigt aus und öffnete den Kofferraum, während der andere Täter einem Wachmann ins Bein schießt. Dann wechseln die Geldkassetten die Besitzer und werden im Kofferraum und auf der Rückbank des Audi bugsiert. Anschließend steigen beide Täter ein und brausen mit offener Kofferraumklappe davon. Vielleicht eine Minute dauert der Überfall, der einen schwer verletzten Geldboten zurücklässt, der später nur durch eine Notoperation, so die Anklage, überlebt. Die Beute: Lediglich 400 Euro Münzgeld.

Thomas Drach werden mehrere Geldtransporter-Überfälle vorgeworfen

Vorgespielt wurden die Bilder am Donnerstag im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach (61) vor dem Landgericht. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, dann handelt es sich bei dem Bewaffneten um Drach; bei dem Fluchtwagenfahrer um seinen mitangeklagten mutmaßlichen Komplizen (53) aus den Niederlanden. Ferner werden Drach noch weitere Überfälle in Frankfurt am Main und im hessischen Limburg zur Last gelegt. 1996 hatte Drach den Erben einer Hamburger Tabakdynastie entführt. Für die Tat war er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Wenig Erinnerungen an den Überfall zeigte der bei dem Raub unverletzt gebliebene Geldtransporteur (62). Der 62-Jährige wusste noch, dass ein Schuss auf den Kollegen abgefeuert worden war, aus einer Entfernung von einer „doppelten Armlänge“. „Ich war quasi wie erstarrt“, beschrieb der 62-Jährige seine Situation.

Seinem Kollegen zu helfen, habe er sich nicht getraut. „Ich fühlte mich wie unter Beobachtung. So, als wenn die Waffe auf mich gerichtet wäre“, sagte der Zeuge. Ob dem auch so war? „Ich hab“ das verdrängt“, begründete er seine unscharfe Erinnerung. Er habe noch lange unter dem Eindruck des Überfalls gestanden. Wochenlang sei er krankgeschrieben gewesen, habe zur Psychologin gemusst.

Das könnte Sie auch interessieren:

Es war nicht der erste Überfall auf dem Job. Fast genau ein Jahr zuvor war er Fahrer eines Geldtransporters, der vor der Ikea-Filiale in Godorf überfallen worden war. Auch diesen Raub legt die Staatsanwaltschaft Thomas Drach zur Last. Auf seinen Kollegen wartend, der gerade mit Tageseinnahmen von rund 76.000 Euro zurückkam, sei dieser von einer Person angesprochen worden. „Ich habe gedacht, das ist ein Ikea-Mitarbeiter“, sagte der Zeuge. Doch dann habe er „ein Maschinengewehr mit kurzem Lauf“ wahrgenommen. Daraufhin habe er sofort einen Notruf an die Polizei abgesetzt.

Der Prozess wird fortgesetzt.